Schon in der Straßenbahn zum Messegelände in Düsseldorf beginnen die Gespräche über den veganen Lebensstil und die erwarteten Angebote. Viele Besucher:innen kommen schon zum wiederholten Mal zur Messe und freuen sich auf ihre veganen Lieblingsmarken, Snacks und Influencer:innen. Was sie erwartet? Eine Messe mit rund 115 Aussteller:innen und mehr als 1.500 veganen Produkten.
Ich bin mit meiner Mutter unterwegs und freue mich darauf, mit ihr über die Unterschiede und Parallelen zu „echtem“ Fleisch zu reden. Sie verzichtet immer öfter auf Fleisch, von Hafermilch habe ich sie schon komplett überzeugt. Auch ich selbst esse seit über zehn Jahren kein Fleisch und keinen Fisch mehr und habe mich teilweise komplett vegan ernährt. Meine ersten Versuche als Vegetarierin im Jahr 2012 waren aus heutiger Sicht allerdings ernüchternd.
Damals war das Angebot für mich als Schülerin in einer Kleinstadt gering bis gar nicht vorhanden. Auch auf der Messe witzeln Menschen über die „gummiartige Tofuwurst“, die vor zehn Jahren noch als vegane Alternative angepriesen wurde. Mittlerweile muss man, wie man hier auf der Messe merkt, auf nichts mehr verzichten. Seit 2015 wird die Messe von der Ernährungsorganisation ProVeg in Düsseldorf ausgerichtet und lässt (fast) keine veganen Wünsche offen.
Über 5.500 Besucher:innen haben die VeggieMesse in Düsseldorf in diesem Jahr besucht – Foto: hvn
VeggieWorld: Probieren? Erwünscht!
Drinnen füllt es sich inzwischen immer mehr. Menschen drängen sich vor den Probierständen, an jeder Ecke stehen Aussteller:innen mit kleinen Kostproben. Probieren? Erwünscht! Wir bleiben an einer französischen Käserei hängen und probieren uns durch das Angebot. Blauschimmel, Camembert, Frischkäse mit Kurkuma: Das Angebot ist erstaunlich authentisch. Wir lassen uns mit den rund 5.500 anderen Messebesucher:innen durch die Halle treiben und bleiben hier und da stehen, um zu probieren. Am meisten interessieren mich die Käse- und Fleischalternativen, es gibt aber auch ein großes Angebot an Süßigkeiten, Backmischungen und Frühstücksalternativen wie Pancakes und Porridge. Auch Fischalternativen aus Roter Bete, Möhre und Sellerie können überzeugen, ebenso zwei Stände aus Wuppertal, an denen wir vegane Pralinen und Ginger Beer probieren.
Mehr als Essen: Aktivismus und Upcycling
Nebenbei unterzeichne ich noch eine Petition gegen Tierversuche an der Uniklinik in Düsseldorf und tausche mich mit Tierschützer:innen aus; es gibt kostenlose Sticker und Infomaterial. Wer mutig ist, kann sich sogar auf dem Messegelände tätowieren lassen. Ich muss selbst zweimal überlegen, weil die Tiermotive einfach toll aussehen.
Für die Pause entscheiden wir uns für Essen aus einem veganen Restaurant aus Hannover, das seine Gerichte aus einem Foodtruck anbietet. Ich wähle für mich Käsenudeln mit Lauch und Champignons, meine Mutter nimmt den Kartoffelsalat. Zu beiden Gerichten gibt es veganen Leberkäse, der fast schon zu authentisch ist, zum Nachtisch noch ein Eis in der Waffel.
Geschmacklose Tofuwürste waren gestern: Selbst Leberkäse konnten wir hier vegan probieren – Foto: hvn
Doch auch abseits von Essen und Trinken hat die Messe einiges zu bieten. Wir bleiben an einem Stand stehen, der sich gegen die Plastikverschmutzung der Meere und des Rheins einsetzt. Gegen eine Spende nehme ich ein Gitarrenplektrum aus Plastikmüll von Flussufern mit. Klamotten gibt es natürlich auch – ein Stand bietet Jacken aus upgecycelten Materialien an, an einem anderen gibt es vegane Lederschuhe, die den echten in nichts nachstehen.
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Gyros und Käse ganz ohne Tierleid
Nach zwei Runden auf dem Messegelände sind wir satt und müde. Wir probieren uns noch durch das Süßigkeiten-Angebot und machen uns schließlich auf den Weg zurück nach Wuppertal. Unser Highlight? Das vegane Gyros! „Das hat 1:1 gleich geschmeckt, da müsste ich nie wieder Fleisch nehmen“, schwärmt meine Mutter. Auch den Käse können wir nur loben: „Käse würde ich auch nicht vermissen – vor allem der Weichkäse war toll.“ Unser einziger Kritikpunkt ist der Preis. Das Essen ist, vor allem im Vergleich zu tierischen Produkten aus dem regulären Supermarkt, ziemlich teuer. Vieles, was wir probiert haben, findet man zwar inzwischen auch im Supermarktregal – viel leider aber auch noch nicht. Dabei hätten gerade die ausgefallenen Produkte es verdient, erschwinglicher und breiter verfügbar zu sein. Wir hätten jedenfalls nichts dagegen, wenn unser Wocheneinkauf bald ein bisschen mehr nach VeggieWorld aussieht. Ein Grund mehr, sich auf die nächste Messe und viele neue vegane Produkte zu freuen. »hvn«
Disclaimer: Für den Besuch der Messe hat blickfeld kostenlose Pressetickets erhalten.
Infobox zur VeggieWorld
Die nächste VeggieWorld findet vom 18. bis 19. Oktober 2025 in Hamburg (MesseHalle Hamburg-Schnelsen, Modering 1a, 22457 Hamburg) statt.