Fußball-Oberliga

BFC Preussen steigt dramatisch in die Regionalliga auf

Patrick Breitkreuz (BFC Preussen, links) und Lenny Stein (BFC Preussen) jubeln nach dem Abpfiff. (Bild: IMAGO / Matthias Koch)

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Video: rbbUM6 | 31.05.2025 | Torsten Michels | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Im großen Endspiel um die Meisterschaft in der NOFV-Oberliga Nord setzte sich der BFC Preussen mit 1:0 gegen Eintracht Mahlsdorf durch. Dabei sorgte das Siegtor für mächtig Diskussionen. Nach Spielende kam es zu Tumulten. Von Fabian Friedmann

In der fünften Minute der Nachspielzeit gab es für Spieler und Zuschauer des BFC Preussen kein Halten mehr. Verteidiger Lenny Stein riss sich das Trikot vom Leib, stürmte zur Mittellinie und wurde von seinen frenetisch jubelnden Mannschaftskollegen unter sich begraben.


Der allerletzte Schuss bringt die Entscheidung

Einen Wimpernschlag zuvor hatte der hochgewachsene Verteidiger das alles entscheidende 1:0 für seinen BFC geschossen. Referee Marcel Riemer pfiff danach nicht mehr an. Preussen war aufgestiegen und die Spieler aus Mahlsdorf am Boden zerstört. Die Eintracht hatte die Tabellenführung in aller letzter Sekunde verspielt. Fußball, du kannst so grausam, aber du kannst auch so schön sein!

„Ich kann meine Gefühlslage noch gar nicht beschreiben. Wir sind alle glücklich und ich genieße einfach nur diesen Moment“, sagte Torschütze Lenny Stein kurze Zeit später am Mikrofon von rbb24. Aber trotz seines Jubels gab es diese eine offene Frage im Stadionrund: War dieser letzte Schuss, der die Meisterschaft in der NOFV-Oberliga Nord entschieden hatte, wirklich hinter der Linie?


Tumulte nach Spielende

Derjenige, der diesen Showdown angesetzt hatte, sollte in Zukunft lieber Tatort-Drehbücher schreiben. Denn dieses Finale war für manches Gemüt zu viel. Nach Spielschluss kam es zu Tumulten zwischen den Fans beider Lager. Mahlsdorfer Zuschauer fühlten sich provoziert, rannten auf das Spielfeld, es kam zu Handgreiflichkeiten, woraufhin Anhänger des BFC Preussen Reizgas versprühten. Die Polizei, die zunächst nur mit einer Handvoll Beamten vor Ort war, und erst später zahlenmäßige Unterstützung bekam, musste einschreiten. Verletzt wurde aber offenbar niemand. Die Lage beruhigte sich schnell.

Dabei hatte das Spiel als wahres Fußballfest begonnen. Knapp 2.500 Zuschauer hatten sich im Preussenstadion in Berlin-Lankwitz eingefunden. Eine Kulisse, die dieses altehrwürdige Fußball-Denkmal sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Und man merkte der Partie an, dass viel auf dem Spiel stand. Mahlsdorf hätte ein Unentschieden gereicht. Preussen, die vor der Saison enorm in ihre Mannschaft investiert hatten, mussten gewinnen, um als Aufsteiger den Durchmarsch in die Regionalliga Nordost perfekt zu machen.

Tumulte nach Spielende zwischen Fans von Mahlsdorf und BFC Preussen. (Bild: IMAGO / Matthias Koch)Auseinandersetzungen zwischen Fans des BFC Preussen und Eintracht Mahlsdorf. (Bild: imago/Matthias Koch)


Zerfahrene Partie, umstrittenes Tor

Die Partie hatte zunächst nur wenig Torszenen zu bieten, beide Teams riskierten nicht allzu viel. Ein Lattenkopfball von Preußens Pedro Cruz Magalhaes in der 4. Minute und ein Heber von Mahlsdorfs Julian Mätzke neben das Tor (20.) waren die Höhepunkte der ersten Hälfte.

In Abschnitt zwei hatten die Gäste die besseren Möglichkeiten: Valentin Rode verpasste zweimal (67., 70.) die Führung, als er zunächst das leere Tor nicht traf und später an Preussens Keeper scheiterte. Erst in der Nachspielzeit überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst parierte Mahlsdorfs Torwart Paul Büchel einen Schuss von Preussen-Kapitän Patrick Breitkreuz mit einem starken Reflex. Eine Minute später brachen schließlich alle Dämme, als Lenny Stein seinen Schuss an die Unterkante der Latte hämmerte, der Ball nach unten abprallte und wieder aus dem Tor sprang. Der Schiedsrichter entschied auf Tor. Aber war der Ball tatsächlich hinter der Linie?

Selbst nach ausführlichem Videostudium der Mitschnitte konnte diese Frage nicht eindeutig geklärt werden. Nur einer war sich zu 100 Prozent sicher: „Ich stand auf Höhe der Eckfahne und habe sofort die Fahne gehoben und per Headset kommuniziert, dass der Ball im Tor war“, sagte Schiedsrichter-Assistent Tim Gerstenberg. „Mir ist in der Situation bewusst, was diese Entscheidung für eine Tragweite hat. Wir haben hier nichts weniger als die Saison und den Aufstieg entschieden“, sagte der junge Schiedsrichter vom BSC Fortuna Glienicke.

Mir ist in der Situation bewusst, was diese Entscheidung für eine Tragweite hat. Wir haben hier nichts weniger als die Saison und den Aufstieg entschieden.

Tim Gerstenberg, Schiedsrichter-Assistent im Spiel BFC Preussen gegen Eintracht Mahlsdorf


Mahlsdorf fühlt sich benachteiligt und zeigt Größe

Die Verantwortlichen von Eintracht Mahlsdorf hatten eine andere Sichtweise auf das entscheidende Tor, allen voran ein enttäuschter Trainer Karsten Heine, der zunächst fair dem Gegner zum Aufstieg gratulierte, um kurze Zeit später seinem Frust freien Lauf zu lassen: „Es ist um so bitterer, wenn man ein Tor kassiert, dass vermeintlich keines war. Zumindest ist das meine Information“, sagte Heine, der nach eigener Aussage eine weitere Saison in Mahlsdorf dranhängen werde.

Die Gäste konnte einem wahrlich leidtun, denn nach einer guten Leistung und einer starken Saison, in der man unter anderem das Berliner Pokalfinale erreicht und dort dem BFC Dynamo mit 0:2 unterlegen war, bekam man diesmal in der letzten Sekunde den sportlichen Knock Out verpasst: „Das ist bitter hoch Tausend. Dafür gibt es gar nicht genug Superlative, um die Enttäuschung in Worte zu fassen, die bei mir und allen Beteiligten gerade herrscht“, sagte Mahlsdorfs Kapitän Christoph Zorn.

Der Eintracht-Stürmer zeigte in dieser dunklen Stunde seines Vereins wahre Größe und akzeptierte auch unter diesen Umständen die umstrittene Niederlage: „Der Schiedsrichter hat entschieden, so ist Sport“, sagte Zorn. Er wolle einfach nicht als schlechter Verlierer dastehen: „Dafür haben wir eine viel zu gute Saison gespielt. Glückwunsch an Preussen.“


Breitkreutz fühlt mit dem Gegner

Ohnehin war zu beobachten, dass die Spieler beider Teams äußerst sportlich und fair mit dem Ergebnis umgingen. Lange nach Spielschluss standen Akteure beider Teams beisammen und sprachen sachlich über die Partie, man kennt sich und mag sich offenbar. „Tut mir leid für den Gegner. Mahlsdorf hat uns das Leben sehr schwer gemacht“, sagte Preussens Kapitän Patrick Breitkreuz, der ebenfalls noch völlig übermannt war von seinen Emotionen, kurz nachdem er den Meisterpokal des NOFV in den Lankwitzer Himmel heben durfte: „Ein Herzschlagfinale. Unglaublich. Davon träumt man. Ich kann es noch gar nicht begreifen.“

Spätestens in knapp zwei Monaten wird es Breitkreuz dann begriffen haben. Dann startet der BFC Preussen in die neue Saison in der Regionalliga Nordost. Die Gegner werden dann unter anderem Chemnitzer FC, BFC Dynamo, Rot-Weiß Erfurt und Babelsberg 03 heißen.

Sendung: rbbUM6, 31.05.2025, 18 Uhr