Und wieder ein Drama mit dem THW Kiel: Sieben Tage nach der bitteren 31:32-Last-Second-Niederlage im Halbfinale der European League gegen Montpellier HB hatte der deutsche Rekordmeister am Samstagabend in der Handball-Bundesliga dieses Mal das Glück auf seiner Seite.
Mit dem Abpfiff traf Eric Johansson zum 38:37 (16:18)-Sieg im kleinen Nordderby gegen den HSV Hamburg. Es war bereits der sechste Punktspielsieg in Folge für die „Zebras“, die damit in der Tabelle Platz 4 festigten.
„Das war sehr sehr glücklich heute. Wir haben schlecht gespielt und müssen uns am Ende bei Eric bedanken“, sagte Emil Madsen, mit zehn Toren bester Werfer der Kieler.
Nach ausgeglichener Anfangsphase (3:3, 5:5) schlichen sich bei den Kielern, bei denen wie schon am Mittwoch gegen den SC DHfK Leipzig die verletzten Harald Reinkind, Hendrik Pekeler, Rune Dahmke und Henri Pabst passen mussten, zunehmend Unkonzentriertheiten in die Angriffsaktionen ein.
Hier ein Fehlwurf (Madsen), dort ein leichtfertiger Ballverlust (Patrick Wiencek) und technischer Fehler (Johansson).
Zudem bekam die Abwehr nie so richtig Zugriff auf clever spielende Gäste. „Die haben uns gut isoliert und immer wieder die Eins-gegen-eins-Aktionen gesucht“, resümierte THW-Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak.
Die Folge war ein 6:9-Rückstand nach etwas mehr als zwölf Minuten. Zwar konnte der THW im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit immer mal wieder bis auf einen Treffer verkürzen (11:12, 14:15). Doch das Spiel der Hausherren war weiterhin von Fehlern durchzogen.
Torhüter Andras Wolff mit elf Paraden vor der Pause
Einzige verlässliche Konstante war zunächst Torhüter Andreas Wolff, der in den ersten 30 Minuten bereits elf Würfe abgewehrt hatte und dafür sorgte, dass sich der Rückstand beim Gang in die Kabinen mit zwei Toren (16:18) im Rahmen hielt.
Auch nach dem Wiederanpfiff bekamen die Kieler ihre Schwächen in der Offensive zunächst nicht in den Griff. So scheiterte erst Lukas Zerbe mit einem Gegenstoß an HSV-Keeper Robin Haug und auch den Nachwurf brachte Wiencek nicht im Tor unter, im Gegenzug markierte HSV-Kreisläufer Andreas Magaard das 25:22 für die Gäste (40.).
Emil Madsen sorgt für erste THW-Führung seit dem 3:2
Und die THW-Fans in der mit 10.285 Zuschauern ausverkauften Wunderino Arena mussten weiter leiden. Als Moritz Sauter mit einem Wurf ins leere Tor zum 27:23 traf (42.), nahm THW-Trainer Filip Jicha eine Auszeit und ordnete das Spiel seiner Mannschaft neu. Mit Erfolg. Die „Zebras“ zeigten nun eine ganz andere Körpersprache, kamen Tor um Tor näher. „Unser Dank gilt auch den Fans, die haben uns in den letzten zehn Minuten bombastisch unterstützt“, lobte Jicha das Zusammenspiel mit den Zuschauern.
Als Tomas Mrkva, den der THW-Coach zwischenzeitlich für Wolff gebracht hatte, gegen Casper Mortensen hielt und Madsen auf der Gegenseite zum 29:29 ausglich, kochte die Halle (49.). Madsen war es auch, der mit dem 31:30 nach 50 Minuten die erste THW-Führung seit dem 3:2 erzielte.
Es blieb hochspannend in dieser ausgeglichenen Partie – 31:32 (53.), 35:33, 36:36 (59.). Madsens frechen Dreher zum 37:36 konterte Hamburgs Azat Valiullin elf Sekunden vor dem Abpfiff mit dem 37:37. Alles sah nach einer Punkteteilung aus.
Jicha nahm noch einmal eine Auszeit, besprach den letzten Angriff – und der brachte dann doch den kaum mehr für möglich gehaltenen Sieg. Einen Freiwurf wuchtete Eric Johansson kurz vor dem Abpfiff zum 38:37 in die Maschen. Die Halle explodierte. „Es waren ja nur noch drei Sekunden spielen. Ich musste einfach werfen. Zum Glück ist er reingegangen“, beschrieb der Schwede seinen entscheidenden Treffer.
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THW Kiel – HSV Hamburg 38:37 (16:18)größer alsGrößer als Zeichen
THW Kiel: Mrkva (40.-59., 3 Paraden), Wolff (1.-40. und 59.-60., 11/1 Paraden) – Duvnjak (3), Landin (2), Överby (1), Wiencek (4), Johansson (9), Zerbe (2), Kutz (n.e.), Szilagyi (n.e.), Madsen (10), Bilyk (n.e.), á Skipagötu (2), Imre (5/4)
HSV Hamburg: El-Tayar (50.-60, 2 Paraden), Haug (1.-50., 11/1 ) – Magaard (5), Tissier (6), Lassen (6), Botta (n.e.), Weller (2), Levermann, Andersen (3/1), Hartwig (4), Unbehaun (2), Sauter (5), Ilic, Mortensen (3/2), Valiullin (1)
Schiedsrichter: Thiyagarajah/Thiyagarajah
Zuschauer: 10.285 (ausverkauft)
Siebenmeter: 5/4:4/3
Zeitstrafen: 2:4