Standdatum: 31. Mai 2025.
Autorinnen und Autoren:
Matthias Röhrs
Bild: Radio Bremen | Matthias Röhrs
Viele Fischereivereine in Bremen und umzu verzeichnen einen Zulauf an Jugendlichen. Zwei Brüder erklären, was sie am Angeln begeistert.
So recht anbeißen wollen die Fische an diesem Abend nicht. Trotzdem halten Max und Tom Purnhagen geduldig ihre Ruten über das braune Wasser eines Ochtum-Seitenarms. Der Blick richtet sich mal auf den Schwimmer, die sogenannte Pose, im Wasser, mal auf die Böschung am Ufer gegenüber, mal auf ein lautes Flugzeug im Steigflug. Der Bremer Flughafen ist nah.
Seit der Corona-Pandemie erleben die Anglervereine einen Mitgliederzuwachs. Was man dabei nicht erwartet: Viele der neuen Angler sind unter 18 Jahre alt. Tom Purnhagen selbst ist 16 Jahre alt, sein Bruder Max zwei Jahre älter. Das Anglerfieber hat sie bereits in Kindheitstagen gepackt. „Damals war ich mit meinem Vater fast jeden Tag am Forellenteich. Und wenn ich mal nicht angeln war, habe ich Angel-Videospiele gespielt. Aber normales Angeln ist nochmal deutlich besser“, sagt Max Purnhagen.
Der Beitrag der Medien zur Angel-Faszination
Auch heute kommen Jugendliche durch Medienkonsum zum Angeln. Nur sind es weniger Videospiele, sondern Videos bei Tiktok, Instagram und Co., bestätigt Tim Gilians, der Jugendwart des Sportfischereivereins (SFV) Bremen Stuhr, bei dem die Brüder Purnhagen Mitglied sind.
Angeln kann trotz Ruhe auch ein geselliges Hobby sein.
Bild: Radio Bremen | Matthias Röhrs
Auch Tom Purnhagen schaut sich diese Videos gerne an. Ihn persönlich interessieren aber mehr das Aussehen der Fische und weniger die Fangtechnik. In diesen Videos zeigen die Angler oft ihre langen Kämpfe mit dem Fisch. Hinterher zeigen sie stolz ihre Beute, egal ob es der große Hecht ist oder vielleicht ein kleinerer Zander – Fang ist Fang.
Oft ist es dieses sogenannte Raubfischangeln, das die Jugendlichen fasziniert. Das ist meist Action-geladener als das Friedfischangeln, wie es die beiden Jugendlichen gerade am Ochtum-Seitenarm machen. Sollte etwas beißen, ist geringere Gegenwehr zu erwarten als beispielsweise bei einem Hecht.
Was Angeln so reizvoll macht
Wenn sie an einem anderen Gewässer unterwegs sind, ändern die jungen Fischer gerne mal ihren Standort. Max Purnhagen: „Den ganzen Tag am Wasser rumsitzen, da habe ich nicht so Lust zu. Ich brauche einfach die Aktion, indem ich viel rumlaufe, die Fische aktiv suche.“
Trotz der Action ist es aber auch die Ruhe, die das Angeln für Jugendliche und junge Erwachsene wie Tom und Max Purnhagen attraktiv macht. Viel geredet wird beim Angeln nicht, allenfalls mal kurz gefachsimpelt. Max Purnhagen mag diese Momente: „Einfach die Natur genießen. Wenn man sich das jetzt so anguckt, man sieht viel Grün. Es sieht einfach schön aus draußen.“
Auch das Handy wird meistens zur Seite gelegt, wie Tom Purnhagen erklärt. Auch aus Sicherheitsgründen: „Wenn man nicht aufpasst und es ein größerer Fisch ist, kann es sein, dass die Rute dann weggeht.“ Dann fallen schon so einige Euros ins Wasser. Eine Rute gibt es zwar bereits ab zehn Euro, doch auch 50, 60 Euro oder mehr sind schnell investiert. „Nach oben“, weiß Tom Purnhagen über die Kosten, „gibt es keine Grenzen.“ Sofern man das Geld übrighat.
Zuwachs für Bremer Angel-Vereine
Etwa 500 Mitglieder hat der SFV Bremen Stuhr, davon rund 25 in der Jugendabteilung. Auch andere Vereine aus der Region berichten auf Nachfrage von Radio Bremen von Zuwächsen durch Jugendliche. Gab es teilweise gar keine Minderjährigen im Verein, sind sie im Schnitt wieder jünger. Auch Familien würden mittlerweile im Ganzen eintreten.
Information zum Thema
So darf man in Bremen angeln:
Wer in bremischen Gewässern angeln möchte, braucht einen Fischereischein. Den kann man bei den jeweiligen Bürgerservice-Stellen in Bremen und Bremerhaven beantragen und kostet 64 Euro. Zu den Voraussetzungen gehört, dass der Angler oder die Anglerin mindestens 14 Jahre ist, außerdem muss er oder sie die Fischerprüfung bestanden haben. Für diese ist der Landesfischereiverband Bremen zuständig, der auch entsprechende Lehrgänge anbietet. Anmeldescheine hierfür wiederum stellen die Vereine aus (Liste im Link).
Ende der Information zum Thema
Auch wenn die Sportfischerei Zulauf hat, bleibt das Hobby ungewöhnlich für Jugendliche. Die Reaktion der Freunde ist gemischt. Bei Max Purnhagen ist sie eher positiv: „Die finden es cool, wollen teilweise mitkommen. Ist einfach entspannt in der Natur zu sein, die Ruhe zu genießen, das Wasser.“
Unter den Freunden von Tom Purnhagen ist das Angeln hingegen nicht ganz so beliebt. Das sehen die Fische an diesem Abend anscheinend ähnlich. Die Haken der beiden Brüder bleiben leer. Also wird die Schnur eingerollt. Aber der nächste Fang, da sind sich die beiden Brüder sicher, ist nur eine Frage der Zeit.
Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, 23. Mai 2025, 13:38 Uhr