Nur wenige Menschen bekommen sie je zu sehen: Die Subfabs der Chipfabriken versorgen die Produktions-Reinräume mit Strom, Gasen, Reinstwasser und anderen Ressourcen – und entsorgen die Abfälle zum Schluss. Diese besonderen Infrastrukturen für die Chipproduktion sind eine Spezialisierung von Exyte. Visualisierung: Gemini., Prompt: hw
Milliarden-Projekte von TSMC, Infineon & Co. ziehen ehemalige „Meißner + Wurst“-Ingenieure wieder vermehrt ins „Silicon Saxony“
Dresden, 30. Mai 2025. Das Chipfabrik-Bauunternehmen „Exyte“, das früher als „Meissner und Wurst“ bekannt war, hat wieder eine eigene Niederlassung im „Silicon Saxony“ eingerichtet. Damit trägt das Stuttgarter Unternehmen dem Halbleiter-Boom in Dresden Rechnung. Das haben Exyte und die Stadt Dresden mitgeteilt.
„Wichtiger Schritt für das Halbleitergeschäft in Deutschland“
„Die Stärkung unserer Präsenz in Silicon Saxony ist ein wichtiger Schritt für das Halbleitergeschäft von Exyte in Deutschland und unterstreicht unser Engagement für regionale Innovationen“, betont Exyte-Chef Wolfgang Büchele. „Wir sind stolz darauf, in Dresden hochwertige Ingenieurarbeitsplätze zu schaffen und planen, unsere Präsenz in der Region weiter auszubauen.“
Planungsbüros für 150 Beschäftigte im Preußischen Viertel
Die Planungs- und Projektierungs-Büros befinden sich an der Radeberger Straße im Preußischen Viertel von Dresden. Sie verteilen sich auf fünf Etagen, umfassen insgesamt 2700 Quadratmetern und bieten Platz für bis zu 150 Beschäftigte.
Schwaben stellten ursprünglich Holzwerkstatt-Absauger und Gehäcksel-Pressen her
Das Unternehmen wurde 1912 durch Karl Meissner und Paul Wurst („M+W“) gegründet und stellte zunächst Hackschnitzelpressen und Absaug-Anlagen für Holzbetriebe her. Ab den 1960er Jahren spezialisierte sich M+W auf Reinraum-Anlagen für die Pharma- und Halbleiterindustrie sowie weitere Branchen, in denen es auf Sauberkeit während der Produktion besonders ankommt. In Deutschland und Europa gehörten die Schwaben schließlich zu den führenden Planern und Generalauftragnehmern für komplette Chipfabriken, die sie teils mit eigener, teils mit zugekauften Spezialanlagen ausrüsteten. Bereits ab den 1980er Jahren mehrten sich auch internationale Projekte jenseits von Europa, unter anderem aus Taiwan. In den 1990er Jahren rüsteten M+W einen Großteil der neuen Chipfabriken in Sachsen aus.
1994 kaufte Jenoptik das Unternehmen – und machte insofern einen alten Traum von Carl-Zeiss-Jena-Generaldirektor Wolfgang Biermann aus DDR-Zeiten in gewisser Weise wahr. 1998 schloss sich M+W mit der „Zander Klimatechnik“ zusammen und hieß danach „M+W Zander“. 2018 benannten die „Meissner und Wurst“-Manager das Kerngeschäft in „Exyte“ um und folgten damit dem Denglisch-Trend in der deutschen Wirtschaft.
Bereits zahlreiche Fabs in Dresden geplant und ausgerüstet
In Dresden war und ist M+W alias Exyte seit der Nachwende-Zeit vertreten, vor allem durch Ingenieure, Techniker und Spezialisten auf den Chipfabrik-Baustellen. Bereits 2011 hatte M+W eine Tochter in Dresden gegründet. Nach der Qimonda-Pleite und Chipkrise wurden eine Zeitlang weniger neue Fabs im Raum Dresden gebaut, dadurch gab es auch für die Schwaben weniger in Sachsen zu tun. In dieser Zeit spielte „die Musike“ in der internationalen Mikroelektronik ohnehin eher in Taiwan und Südkorea, wo auch die Chipfabrik-Baukosten und die Bauzeiten viel niedriger sind als im Westen.
Die jüngsten Investitionen von Infineon, TSMC, Jenoptik, X-Fab und anderen Unternehmen im „Silicon Saxony“ haben wieder für mehr Aufträge für Zulieferer und Ausrüster gesorgt. Dadurch lohnen sich jetzt auch eigene Niederlassungen wie die von Exyte in Dresden mehr als früher. Insofern kann man die neue Exyte-Niederlassung durchaus zu den Sogeffekten der TSMC-Ansiedlung zählen.
Dirk Hilbert. Foto: Heiko Weckbrodt
Oberbürgermeister: Niederlassung stärkt Silicon Saxony als Drehscheibe für Innovation
„Die erweiterte Präsenz von Exyte in Dresden und Sachsen unterstreicht die wachsende Bedeutung von Silicon Saxony als Drehscheibe für Innovation und Spitzentechnologie“, freut sich dementsprechend der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). „Dieser Schritt stärkt die lokale Wirtschaft und schafft zukunftssichere Arbeitsplätze.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Exyte, LHD, Oiger-Archiv, Wikipedia
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