Der Planungsbeirat wünscht sich eine größere Fassadenfläche im Erdgeschoss Richtung Postmichelbrunnen. Foto: Roberto Bulgrin
Der Esslinger Planungsbeirat, ein ehrenamtliches Gremium von Architektinnen und Architekten, macht sich für einen Umzug der Bibliothek ins frühere Modehaus Kögel stark.
In der Debatte über den künftigen Standort der Stadtbücherei hat sich der Planungsbeirat der Esslinger Architekten zu Wort gemeldet. Der ehrenamtliche Kreis von Planerinnen und Planern, die zu einer guten Stadtentwicklung beitragen wollen, begrüßt die Suche nach dem bestmöglichen Standort für die Stadtbücherei. Die Machbarkeitsstudie, die jüngst im Gemeinderat vorgestellt worden war, sei sehr umfassend, heißt es in einer Stellungnahme des Planungsbeirats. Dass die Weiternutzung des Pfleghofs in die Überlegungen eingebunden werde, wird ausdrücklich begrüßt. Und dass das Kögel-Gebäude nun nicht nur gemietet, sondern sogar gekauft werden kann, sei ein sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „So lässt sich zukunftssicher in die neue Bücherei investieren“, heißt es in der Stellungnahme.
Kein Umbau im laufenden Betrieb Die Stadt hat die Gebäude Zehentgasse 1 und Rathausplatz 14 im Blick. Foto: Roberto Bulgrin
Nach Einschätzung der Architektinnen und Architekten war der Charme des aktuellen Standorts der Stadtbücherei „auch ein Grund für die klare Bevorzugung gegenüber einem Neubau Küferstraße im Rahmen des Bürgerentscheids“. Unbestreitbar sei aber auch, dass der Umbau nicht im laufenden Betrieb möglich sein werde und deshalb Übergangslösungen erforderlich würden, dass Risiken in Bezug auf die Kosten möglich seien und dass das Ergebnis weiterhin eher kleinteilige Raumstrukturen sein würden, so der Planungsbeirat. Zudem werde die Bücherei ihren Nutzerinnen und Nutzern während der Sanierung nicht als Wohnzimmer und Begegnungsstätte zur Verfügung stehen, da für den Umbau Flächen reduziert werden müssten.
In einem Umzug ins Kögel-Gebäude sieht der Planungsbeirat viele Vorteile: Die Bücherei werde dort 40 bis 50 Prozent mehr Platz zur Verfügung haben, die Räume böten mehr Licht, mehr Sichtbarkeit in der Innenstadt, freie Grundrisse und eine fast flächendeckende barrierefreie Erschließung. Der Außenbereich hin zur Zehentgasse lasse sich durch eine mögliche Cafénutzung und Entfall der dortigen Parkplätze aufwerten. Außerdem verspricht sich der Planungsbeirat „eine große Kosten- und Terminsicherheit durch den sichtbaren Sanierungsaufwand im leer stehenden Gebäude“. Eine größere Fassadenfläche im Erdgeschoss Richtung Postmichelbrunnen könne die Sichtbarkeit der Bücherei aus Richtung Ritterstraße deutlich verbessern. „Die Sichtbarkeit fällt momentan noch recht klein aus“, räumt der Planungsbeirat ein.
„Baustein der Stadtentwicklung“ Die Pliensaustraße braucht Rückenwind. Foto: Roberto Bulgrin
Das Architekten-Gremium fordert eine weitere Prüfung der angrenzenden Flächen, etwa durch Vorkaufs- oder Vormietrechte, sobald diese Flächen verfügbar werden. Die Architektinnen und Architekten verweisen auf Erkenntnisse einer Kollegin, die an der Uni Kaiserslautern über „Bibliotheken als Bausteine der Stadtentwicklung“ forscht. Sie sehe Büchereien als „Pullfaktoren für aussterbende Innenstädte“. So könne ein neuer Anziehungspunkt für die Stadtgesellschaft inmitten der vorhandenen Geschäfte entstehen, der damit auch neue Kundschaft für umliegende Geschäfte bringe. Die neuerliche Ansiedlung von Einzelhandel im Kögel findet der Planungsbeirat „nicht notwendig, um dem Ladensterben entgegenzutreten“. Vielmehr sei „die Stärkung des ‚Gelenks’ zwischen den Einkaufszonen durch die Bücherei positiv.
In der Heugasse 11 könnten sechs Wohnungen entstehen – von der Schaffung von Büros in diesem Gebäude rät der Beirat ab. Eine mögliche Nutzung des Pfleghofs als Kulturstandort und als Veranstaltungsfläche begrüßt der Planungsbeirat ausdrücklich: „Der Pfleghof muss unbedingt in städtischer Hand bleiben. Das Gebäude bietet eine tolle Fläche für verschiedene Nutzungen, nur eben nicht für die Bücherei, die unsere Stadt jetzt so dringend braucht.“ Es gehe hier um die Zukunft der Stadt, in die investiert werden müsse – auch in Bildung und Teilhabe.