Stand: 31.05.2025 23:46 Uhr

Paris St. Germain hat im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand den höchsten Final-Sieg in der Geschichte des Wettbewerbs gefeiert. Inter hatte dem Weltklasse-Auftritt der jungen Mannschaft von Trainer Luis Enrique nichts entgegenzusetzen.


Jörg Strohschein

Die Feierlichkeiten bei den Franzosen begannen schon einige Minuten vor dem Abpfiff – auf den Rängen und an der Seitenlinie. Zu groß war die Überlegenheit von Paris St. Germain in diesem Champions-League-Finale. Die Mannschaft von Trainer Luis Enrique krönte die Saison mit einem spektakulären und hoch verdienten 5:0 (2:0) im Münchner Stadion gegen Inter Mailand. Achraf Hakimi (12. Minute), Désiré Doué (20.; 63.), Khvicha Kvaratskhelia (71.) und Senny Mayulu (87.) erzielten die Treffer für PSG, das an diesem Samstagabend über sich hinauswuchs. Das höchste Ergebnis, das jemals in einem Endspiel der europäischen Königsklasse erzielt wurde.

Der so langeersehnte Henkelpott, für den die Paris-Investoren seit ihrem Einstieg im Jahr 2011 rund 2,3 Milliarden Euro investiert haben, geht damit erstmals nach Paris. Erst als sich der Klub darauf verständigt hatte, auf eine talentierte Mannschaft anstatt auf eine wahllose Ansammlung von Stars zu setzen, hat sich dieses große Ziel im zweiten Anlauf realisieren lassen. Das erste Finale im Jahr 2020 verloren die Franzosen noch gegen den FC Bayern mit 0:1.

„Das ist wirklich ganz toll. Die ganzen Jahre, die ich in dem Verein bin, habe ich darauf hingearbeitet. Ich liebe diesen Verein, wir müssen das jetzt genießen. Wir haben einen tollen Trainer, der hat vom ersten Tag an seine Philosophie erklärt und wir haben es dann umgesetzt“, sagte Paris-Verteidiger Marquinhos dem ZDF.

Die 35.000 PSG-Fans in der Münchner Arena feiern den ersehnten ersten Champions-League-Titel

Inter-Torhüter Sommer: „Haben verdient verloren“

Und während ganz Paris feiern dürfte, war die Enttäuschung der Mailänder riesig. Denn das Team von Trainer Simone Inzaghi, das bereits vor zwei Jahren Manchester City im Endspiel mit 0:1 unterlegen war, blieb weit hinter den eigenen Erwartungen zurück, wirkte gehemmt und hatte zu keiner Sekunde eine Siegeschance. Im entscheidenden Spiel versagten den Mailändern die Nerven und sie hatten den bärenstarken Franzosen nichts entgegenzusetzen.

„Ein tougher Abend heute, die Enttäuschung ist groß. Der verdiente Sieger ist PSG, das ist klar. Man hat von der ersten Minute an gemerkt, dass es schwer wird. Wir müssen ganz ehrlich sein, wir haben verdient verloren“, sagte Inter-Torhüter Yann Sommer dem ZDF.

Inter-Verteidiger Denzel Dumfries ergänzte: „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Wir waren von Anfang an nicht in der Lage, unser Spiel zu spielen. Sie haben mit viel Mobilität gespielt. Unser Spielplan war klar, aber wir haben ihn nicht auf den Platz bekommen. Es tut uns leid, es ist sehr schade für die Fans.“

Zu viele Pariser Angriffe

Paris versuchte von der ersten Minute an, die Partie zu kontrollieren. Inter spielte in einem kompakten Defensivblock und suchte über lange Bälle immer wieder Entlastung. Doch es blieb bei erfolglosen Versuchen, Paris kam immer wieder viel zu schnell an den Ball. Die Franzosen waren spielbestimmend und drückten die Italiener immer wieder tief in deren Hälfte. Das wie entfesselt aufspielende Enrique-Team überrannte die Mailänder geradezu.

Bei aller italienischen Defensivkunst, diesem Offensiv-Druck konnte Inter nicht lange standhalten. Bereits nach zwölf Minuten fiel dann auch bereits das 1:0 für PSG. Nach einem schlauen Steckpass von Vitinha legte Doué auf den völlig freistehenden Hakimi quer, der aus fünf Metern ins leere Tor einschieben konnte. Das alles ging viel zu schnell für das Inzaghi-Team.

Ausgerechnet Hakimi – der ehemalige Inter-Verteidiger jubelt bei seinem Führungstreffer demonstrativ nicht

Angriff als Bumerang

Und während der italienische Trainer noch an der Seitenlinie wütete, versuchte sein Team einen Angriff, der sich zu einem Bumerang entwickeln sollte. Paris fing den Ball an der Grundlinie ab, setzt den pfeilschnellen Ousmane Dembélé ein, der mit einem Seitenwechsel den mitgelaufenen Doué einsetzte. Dessen Schuss aus 14 Metern fälschte Verteidiger Federico Dimarco unglücklich zum 2:0 für PSG ab.

Die Zwei-Tore-Führung war auch bereits zu diesen Zeitpunkt verdient, die Pariser waren ihrem Gegner in allen Belangen überlegen und Inter wurde geradezu überrollt.

Der erst 19-jährige Desire Doué erhöht früh zum 2:0

Verschnaufpause für Paris

Es spielte auch in der Folge nur noch PSG, das zweikampfstark, handlungsschnell und hochgradig inspiriert agierte. Die Mailänder waren weiterhin auf der Suche nach sich selbst und ihrem Spiel, das sie in dieser Saison – bis zu diesem Samstagabend – so erfolgreich gemacht hatte.

Immerhin kam es in der ersten Hälfte doch noch zu einer guten Chance der Italiener. Nach einem Eckball kam Marcus Thuram zum Kopfball (37.), der Inter-Angreifer verfehlte aus sieben Metern aber das Tor. In den letzten Minuten der ersten Hälfte reduzierte Paris das Engagement ein wenig und reduzierte damit das hohe Tempo. Dadurch kamen die Mailänder zwar etwas besser ins Spiel, Nutzen konnten sie daraus aber nicht schlagen.

Im Gegenteil: Dembélé und Kvaratskhelia hatten vor dem Halbzeitpfiff sogar noch die große Chance, das dritte Tor für PSG zu machen, beide zielten aber nicht genau.

Kölner Bisseck ein- und verletzt ausgewechselt

Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs ging es nach gleichem Muster weiter. Kvaratskhelia hätte mit gleich zwei guten Schussmöglichkeiten die frühzeitige Entscheidung herbeiführen können, er verzog aber jeweils. Wer auf eine Druckphase der Mailänder gewartet hatte, der sah sich getäuscht.

Die einzig gefährlich Mannschaft blieb PSG. Kurz nachdem der kurz zuvor eingewechselte Kölner Yann Bisseck nach nur drei Ballkontakten verletzungsbedingt gleich wieder ausgewechselt werden musste, erzielten die Pariser ihren dritten Treffer.

Yann Aurel Bisseck muss kurz nach seiner Einwechslung mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder runter

Mayulu setzt den Schlusspunkt

Dembélé leitete per Hacke in den Lauf von Vitinha weiter, der daraufhin Doué bediente. Der Offensivspieler der Pariser traf aus 13 Metern ins rechte untere Eck. Doué, der am Dienstag 20 Jahre alt wird, ist damit der jüngste Spieler, dem in einem Champions-League-Finale ein Doppelpack gelungen ist.

Die Franzosen spielten wie in einem Rausch und bauten das Ergebnis gegen die völlig überforderten Italiener weiter aus. Nach einem Konter erzielte Kvaratskhelia, der alleine auf Inter-Torhüter Yann Sommer zulief und eiskalt verwandelte, das 4:0 für Paris. PSG spielte aber einfach immer weiter und so war es auch nicht verwunderlich, dass Mayulu aus kurzer Distanz auch noch den 5:0-Endstand erzielte. Und mit diesem deutlichen Ergebnis waren die Mailänder noch gut bedient.