Griechische Jobmesse in Stuttgart. Foto: Lichtgut
Nach der Finanzkrise will die Hellenische Republik gut ausgebildete Griechen zur Rückkehr in die Heimat motivieren – dafür gab es einen „Karrieretag“ in Stuttgart.
Dass in Stuttgart eine Jobmesse stattfindet, um qualifizierte Arbeitskräfte nach Griechenland zu locken, dürfte manchen überraschen. Tatsächlich befindet sich das Land nach der Finanzkrise wieder im Aufschwung. Das Problem: Der Hellenischen Republik fehlen durch die massive Talentflucht der vergangenen 15 Jahre jetzt die Fachkräfte. Die will Griechenland nun zurückholen.
Wer nicht griechisch kann, war am Samstag in der Alten Reithalle hörbar fehl am Platz. Nach Stationen in Amsterdam, Düsseldorf und London hat das griechische Arbeitsministerium und die griechische Beschäftigungsbehörde DYPA an diesem Tag auch in Stuttgart einen sogenannten „Karrieretag“ veranstaltet. Angesprochen waren gut ausgebildete, griechisch sprechende Fachkräfte. Nach Auskunft der Generalkonsulin Griechenlands in Stuttgart, Maria Kechri, leben aktuell in Baden-Württemberg rund 140 000 bis 150 000 Personen mit griechischem Migrationshintergrund.
Die griechische Arbeitsministerin Niki Kerameos ist auch vor Ort. Foto: Torsten Schöll
Die Veranstaltung, an der rund 30 griechische Unternehmen teilgenommen haben, war überraschend hochkarätig besetzt. Neben der Konsulin waren der griechische Botschafter in Berlin, Alexandros Papaioannou, sowie die griechische Arbeitsministerin Niki Kerameos anwesend, um für den griechischen Arbeitsmarkt zu werben.
Tatsächlich erlebt Griechenland derzeit ein Comeback. Das Land zählt nach den Jahren der tiefen Wirtschaft- und Finanzkrise zwischen 2010 und 2019 wieder zu den Wachstumsregionen in Europa. Gleichwohl hat Griechenland noch immer ein massives Problem: Zwar entstanden seit 2019 Hundertausende neuer Jobs und die Arbeitslosenquote sinkt stetig. Doch dem Land fehlen wegen des massiven Aderlasses in den Krisenjahren gut ausgebildete Arbeitskräfte.
Das Arbeitsministerium hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, diesen „Brain Drain“ (Talentschwund) umzukehren und dafür in ganz Europa massiv zu werben. Nicht ohne Erfolg: Wie Kerameos am Samstag erklärt, seien bereits 64 Prozent von den über 650 000 verlorenen Arbeitskräften zurückgekehrt. Unter anderem locken erhebliche Steuererleichterungen.
„Es waren vor allem junge, gut ausgebildete Menschen, die aus Griechenland weggegangen sind“, erklärt der griechische Botschafter im Gespräch. Das habe sehr negative Auswirkungen auch auf lange Sicht gehabt. „Das Land hat sich aber geändert“, so Papaioannou.
Möglichkeit zur Rückkehr nach Griechenland
Rund 1000 Arbeitsplätze aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen hatte die Messe am Samstag im Angebot. Das Interesse war groß: So sucht zum Beispiel auch Evi, die nur ihren Vornamen nennen möchte, nach einer Möglichkeit, nach Griechenland zurückzukehren. Die Sozialrechtlerin ist kein Krisenflüchtling, sondern lebt seit ihrer Geburt in Deutschland. Was sie nach Griechenland lockt? „Sonne, Meer und das alte Heimatgefühlt“, sagt die 28-jährige Stuttgarterin.
Nach einem interessanten Job sucht auch ein 40-jähriger Stuttgarter, der ebenfalls hier aufgewachsen ist. Er hatte, wie er erzählt, bereits in Griechenland BWL studiert, um dort zu bleiben. Weil das aber wegen der Finanzkrise unmöglich war, sei er damals nach Deutschland zurückgekommen. Seine Motivation: die Lebensqualität in Griechenland. „Die ist besser als hier“, sagt er. Dass man dort weniger verdient, werde durch die geringeren Lebenshaltungskosten teilweise ausgeglichen. „Wir haben in Griechenland ein Haus, da müssen wir keine Miete zahlen“, betont er.