Was bedeutet der ukrainische Erfolg bei der „Operation Spinnennetz“?
Am Sonntag hat die Ukraine einen massiven Drohnenangriff auf russische Luftwaffenstützpunkte tief im Landesinneren durchgeführt. Dieser Angriff, der über ein Jahr lang von ukrainischen Sicherheitsdiensten geplant wurde, markiert eine bedeutende Entwicklung im Konflikt mit Russland. Er erfolgte kurz vor geplanten Waffenstillstandsverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland am Montag in Istanbul.
Zunächst äußerte sich die Bundesregierung nicht zum erfolgreichen Angriff der Ukraine. Weder Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) noch sein Außenminister Johann Wadephul (62, CDU) kommentierten den militärischen Erfolg der Partner öffentlich. Doch BILD konnte mit dem Chef-Außenpolitiker der Unionsfraktion sprechen.
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Auf dem russischen Olenya-Stützpunkt (Murmansk) brannten mehrere russische Militär-Flugzeuge
Foto: @ChristopherJM/X
Nach Ansicht von Jürgen Hardt (62, CDU) zeigen die jüngsten Angriffe auf militärische Ziele tief im russischen Hinterland eine neue Qualität im Verteidigungskampf gegen die russische Invasion. „Die Ukraine trifft gezielt Kriegsgerät, während Putin weiter Zivilisten beschießt“, sagte Hardt zu BILD.
Neben dem unmittelbaren militärischen Nutzen hätten die Angriffe auch wirtschaftliche Wirkung. „Es ist offenkundig, dass der russische Staatshaushalt unter Krieg und Sanktionen leidet“, so der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Zwar kümmere sich Präsident Putin wenig um das Wohl der eigenen Bevölkerung, doch die Finanzierung seiner Armee sei für ihn unverzichtbar. Viele der zerstörten russischen Flugzeuge könnten nicht ersetzt werden, was die Schlagkraft der russischen Luftwaffe auf Dauer schwäche.
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Hardt sieht in den Operationen nicht nur eine wirksame Selbstverteidigung, sondern auch ein strategisches Signal: „Je schwieriger es für Russland wird, den Krieg militärisch und finanziell aufrechtzuerhalten, desto unattraktiver wird eine Fortsetzung.“ Die gezielten Angriffe auf weit entfernte Ziele bewiesen zudem, dass Kiew noch über erhebliche militärische Fähigkeiten verfüge. „Die Unkenrufe vermeintlicher Experten, die der Ukraine regelmäßig das baldige Ende vorhersagen, werden durch diese Entwicklung klar widerlegt.“
Mit solchen, in Containern versteckten Drohen, wurden angeblich 41 russischer Kampfbomber in Brand gesetzt
Foto: t.me
Bundeskanzler Friedrich Merz sagte in der vergangenen Woche mit Blick auf die Ukraine: „Ein Land, das sich nur im eigenen Territorium einem Angreifer entgegenstellen kann, verteidigt sich nicht ausreichend.“ Und weiter: „Es gibt keinerlei Reichweiten-Beschränkungen mehr für Waffen.“ Der Militärstratege Prof. Matthias Strohn (49, Uni Buckingham) sagte BILD: „Die Operation Spinnennetz blieb genau in dem von Bundeskanzler Merz abgesteckten Rahmen.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feiert unterdessen die „absolut brillanten“ Ergebnisse des Angriffes. Es sei die „weitreichendste Operation“ seit Beginn des Krieges, sagte Selenskyj. Alle nach Russland eingeschleusten Geheimdienstagenten habe er „rechtzeitig aus dem russischen Gebiet zurückgeholt“.