Seit Freitag verwandelt das Sweat Festival das Gelände von Fridas Pier in Stuttgart in einen offenen Raum für elektronische Musik und kreative Impulse.
Tanzende Menschen in Containerboxen, entspannte Ufergespräche und elektronische Klänge unter freiem Himmel: Das Sweat Festival hat am Wochenende zum dritten Mal das Gelände von Fridas Pier in Stuttgart in einen lebendigen Ort für Musik, Bewegung und Austausch verwandelt.
Organisiert wird das Festival von Philipp Bauer (37) und Moritz Schmid (33), die zuvor bereits in der Stuttgarter Clubszene aktiv waren. Seit der Premiere vor zwei Jahren verfolgen sie mit Sweat die Idee, frische Impulse in die Stuttgarter Kulturlandschaft zu bringen – unter anderem durch die Mischung aus lokalen und internationalen DJs und Live-Acts, die teils zum ersten Mal in Stuttgart auftreten. „Wir wollen, dass sich die Leute überraschen lassen und sagen: ‚Ich kenne den Act nicht, aber ich lasse mich darauf ein‘, sagt Schmid.
Neuer Floor in einem Schiffscontainer
Im Mittelpunkt steht deshalb auch in diesem Jahr das bunte Musikprogramm auf fünf Floors – einer mehr als im Vorjahr. Der neue Container-Floor, ein umgebauter 40-Fuß-Schiffscontainer, ist dabei einer der beliebtesten Tanzflächen. „Wer macht das schon – in einem Schiffscontainer einen Floor bauen“, sagt Schmid. Auch Besucherin Dagmara bleibt am Samstag mit ihrer Gruppe die meiste Zeit im Container. „Die Musik hat uns hier am meisten angesprochen“, sagt die 43-Jährige.
Gerade am Samstagabend, als Windstöße und Regenschauer einsetzten, füllte sich der Container-Floor rasch und der überdachte Raum wurde zum Rückzugsort. Trotz des Wetterumschwungs blieben die Tanzflächen belebt, Gespräche gingen ungestört weiter und der Abend setzte sich entspannt fort. „Das Wetter hat uns ein bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bemerkt Dagmara, „aber tatsächlich ist das eines der besten Elektro-Festivals hier in der Umgebung.“
Auch Paulina, die bereits vergangenes Jahr beim Sweat Festival war, betont: „Es ist ein Ort, den es in Stuttgart so nicht gibt. Das ist wie ein kleines Berlin in Stuttgart.“ Für die 34-Jährige wirkt die Veranstaltung „alternativer, nicht so posh und nicht so schick“. Die entspannte Atmosphäre unter dem Publikum, in dem sich viele Altersgruppen mischen, trägt für sie dazu bei, sich wohl und frei zu fühlen. Ihre Freundin Johanna, die zum ersten Mal beim Festival war, hat besonders die Lage am Neckar beeindruckt. „Man ist direkt am Wasser, kann auf ein Boot und ich finde es einfach mega“, so die 36-Jährige.
Mehr als nur Party
Die beiden Veranstalter machen immer wieder deutlich: Das Sweat Festival versteht sich nicht bloß als kommerzielle Party. „Es geht nicht nur um Party und Saufen, sondern es steckt auch ein künstlerischer Anspruch dahinter“, sagt Moritz Schmid. Sein Partner Philipp Bauer ergänzt: „Wir versuchen immer eine Bandbreite für alle abzubilden.“
So laden die Yoga-Sessions mit Live-DJ am Samstag sowie kreative Workshops zu Siebdruck oder Tufting – eine textile Gestaltungstechnik – am Sonntag die Besucherinnen und Besucher zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Zudem ergänzen Informationsstände zu Demokratie und Drogen-Aufklärung das Programm.
Fridas Pier biete dafür einen geeigneten Rahmen. Die Betreiber seien „Freunde mit ähnlichen Wertvorstellungen“, wie Schmid beton. Das habe nicht nur die Planung einfacher gemacht, sondern auch eine vertrauensvolle Grundlage geschaffen. „Eine bereits bestehende Kultur-Location hat den Einstieg ins Festival-Business für uns wesentlich einfacher gemacht“, so Bauer. „Weil hier auch eine komplette Infrastruktur gegeben ist, um die wir uns nicht kümmern müssen.“
Was 2023 als kleines Projekt begann, wird mittlerweile von einem rund 30-köpfigen Team getragen. Während Bauer und Schmid im ersten Jahr noch nahezu alles allein stemmten, ist das Festival seitdem immer professionaler geworden – auch wenn beide es weiterhin neben ihren Vollzeitjobs organisieren.
Trotz wachsender Herausforderungen wie steigenden Kosten und einem größeren Aufwand in Werbung, bleibt das Sweat Festival für die beiden Organisatoren ein Herzensprojekt, das auch künftig weiterentwickelt werden soll. „Was ich immer schön finde, ist, wenn Leute mit einem musikalischen oder kreativen Input nach Hause gehen, neue Sachen entdecken und neue Sachen cool finden“, resümiert Bauer.