Das Spring-Derby in Klein Flottbek wird seit 1920 geritten. Aber solch ein Finale wie bei der 94. Auflage gab es noch nie!
André Thieme (50/Plau am See) holte sich mit Paule (11) sein viertes blaues Band nach 2007, 2008 und 2011. „Paule macht’s möglich“, strahlte Thieme stolz. „Ich sitze nur drauf und sage bleib ruhig, Junge. Er hat das alles von allein gesprungen.“
Lesen Sie auch
Verrückt: Im Stechen musste das Paar dafür nur im Schongang heil ins Ziel kommen!
Denn der einzige Konkurrent Esteban Benitez Valle (33/Spanien) war vor ihm mit dem geliehenen Wallach ’C the Stars’ (11) vor 24.000 Fans falsch abgebogen. Wendemarke verpasst! Dafür wurde der Vielseitigkeitsreiter, der in der Nähe von Bad Segeberg stationiert ist, von der Jury disqualifiziert. „Mir hatte vorher keiner gesagt, dass ich auch Stechen da rum musste. Es ging alles so schnell, ich hatte nicht so viel Zeit.“
Auch interessant
Anzeige
Auch interessant
Anzeige
Und auch Thieme musste zugegeben: „Es ist wirklich doof gelaufen für ihn. Das tut mir wirklich leid – im Nachhinein …“
Dennoch hatte Thieme vor seinem eigenen Ritt Bammel, dass alles gut geht: „Mir ging so viel durch den Kopf. Ich dachte, wenn Paule jetzt im Stechen Schiss kriegt und auf einmal stehenbleibt. Was ist das dann für eine Nummer? Aber klar, der Druck war weg.“
Publikumsliebling Valle und Thieme hatten zuvor auf dem schwersten Parcours der Welt (1230 Meter, 17 Hindernisse) unter den 30 Startern die fehlerfreien Ritte Nr. 164 und 165 hingelegt.
Thieme war am letzten Wochenende extra aus Mecklenburg nach Hamburg gekommen und hatte ganz allein und in Ruhe auf dem Hof des zweimaligen Derby-Siegers Carsten-Otto Nagel (62) trainiert.
► Dressur-Olympiasiegerin Ann Kathrin Linsenhoff (64) lief die ganze Woche mit einem verbundenen Finger über die Anlage. Anfang Mai hatte der Stiefmutter von Derby-Macher Matthias Alexander Rath (40) einer ihrer Ara-Papageien das oberste Fingerglied abgebissen! Mit einer Not-OP konnte der Finger wiederhergestellt werden.
► Titelverteidiger Marvin Jüngel hatte zwei Abwürfe und verpasste an seinem 24. Geburtstag mit Balou’s Erbin (16) seinen dritten Sieg in Serie. Als Trostpreis zeichneten ihn die Zuschauer mit dem Stil-Preis (10.000 Euro) aus.
► Bei der Veranstalter-Premiere vom Raths Agentur „Schafhof Connects“ kamen an fünf Tagen 95.000 Fans auf die Anlage.
► Das 95. Spring- und Dressur-Derby steigt vom 12. bis 17. Mai 2026.
Für den Derby-Start in verzichtete er beim Meeting sogar auf die Fünf-Sterne-Tour – zum Ärger von Bundestrainer Otto Becker! „Das war mir hier tatsächlich wichtiger“, grinst Thieme. „Paule bricht sich keinen Zacken aus der Krone, wenn er einmal im Jahr dieses Derby geht.“
Zur Siegerehrung mit Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (59/r.) wollte Paule nicht stillstehen
Foto: WITTERS
Nur stillstehen mochte der Wallach bei der Siegerehrung nicht. Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (59) traute sich bei der Siegerehrung nicht in die Nähe des nervösen Pferds. Thieme: „Er ist so ein nerviger, blütiger Kerl. Wenn das Adrenalin erst mal drin ist, kriegt man es nicht wieder raus.“
Der Siegreiter selbst war ganz cool, verschenkte seine goldene Siegerschleife und den Blumenstrauß an zwei kleine Mädchen im Publikum. Und lachte: „Die sahen wirklich sehr, sehr, sehr glücklich aus. Und ich habe ja schon ein paar davon.“
Krach kracht zum Dressur-Sieg
Nach elf Jahren Pause ging der Sieg im 65. Dressur-Derby wieder nach Hamburg!
Im Grand Prix mit Pferdewechsel siegte Anna-Lena Kracht (34/Hamburg-Bergstedt) vor Felix Kneese (44/Appen) und Albert Sprehes Tochter Kristin Biermann (28/Osnabrück).
Bemerkenswert: Kracht zeigte mit ihrem Florino trotz Donner-Krach am Himmel nicht nur den besten Ritt, sondern erzielte mit Biermanns Pferd Queensland sogar eine bessere Punktzahl (69,6 %) als die angestammte Reiterin (68,533 %)!
„Das ist schon ein sehr besonderes Erlebnis“, strahlte Kracht, die im Betrieb ihrer Eltern als Ausbilderin arbeitet. „In diesem Jahr am großen Derby teilzunehmen und direkt ins Finale zu kommen, war für mich schon ein ganz großer Erfolg. Und nun auch noch als glücklich Siegerin da rauszugehen, ist für mich unbeschreiblich.“
Nicht blind genug? : Goldheldin wird vom Para-Sport verbannt
Quelle: IG@hajiyeva_sahana25.05.2025
Der ehemalige Totilas-Reiter Matthias Alexander Rath (40) hatte bei seiner Derby-Premiere als Veranstalter vor allem die Dressur aufgewertet. Sein Fazit: „Ich bin fest davon überzeugt, dass in den kommenden Jahren, wenn die Reiter auf nationaler und internationaler Ebene hören, dass die Bodenverhältnisse hier top sind und ein begeisterungsfähiges Publikum da ist, Hamburg zum ‘Muss’ wird.“