In seiner ersten Pressekonferenz als Sportchef des 1. FC Union Berlin berief sich Horst Heldt auf ein altes Köpenicker Erfolgsrezept. „Jeder Verein möchte seinen Kader frühzeitig beisammen haben“, sagte Heldt im Juni 2024. Gelungen ist ihm das vor der vergangenen Saison nicht. Robin Gosens ging am letzten Tag der Transferphase, Woo-yeong Jeong, Andrej Ilic und Robert Skov kamen erst, als die Bundesliga bereits gestartet war.

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Aktuell scheint Heldt in dieser Hinsicht deutlich erfolgreicher zu sein. Mehr als einen Monat vor dem Beginn der Vorbereitung sind die Umbauarbeiten an Unions größter Problemzone der vergangenen Saison bereits weit fortgeschritten. Mit 35 Toren in 34 Spielen stellten die Berliner den drittschwächsten Angriff der Fußball-Bundesliga. „Wir haben eine Offensive, die ich mir von der erzielten Anzahl an Toren anders vorstelle“, hatte Trainer Steffen Baumgart vor zwei Wochen gesagt.

Testspiel gegen Espanyol Barcelona

Union hat für seine Saisonvorbereitung zwei weitere Testpartien ausgemacht. Während des Trainingslagers in Franken treten die Berliner am 26. Juli (14 Uhr) bei der SpVgg Greuther Fürth an. Eine Woche später kommt es wie zuletzt in der Sommerpause üblich zu einem internationalen Vergleich. Am 2. August (15.30 Uhr) gastiert Espanyol Barcelona im Stadion an der Alten Försterei. (dpa)

Auf seinen besten Torschützen muss er in der kommenden Saison verzichten. Wie Union am Sonntag verkündete, wechselt Benedict Hollerbach zu Mainz 05. Der 24 Jahre alte Stürmer war in der vergangenen Saison über weite Strecken offensiver Alleinunterhalter und hatte mit neun Treffern großen Anteil am Klassenerhalt.

Dass ihn die Berliner dennoch abgeben, hat vor allem zwei Gründe. Hollerbachs Ziel ist die Nationalmannschaft und um diesen Sprung zu schaffen, braucht er eine größere Bühne. In Mainz wird er zum ersten Mal international spielen. Ausschlaggebend ist aber der wirtschaftliche Faktor. 2023 zahlte Union Wehen Wiesbaden für Hollerbach rund zwei Millionen Euro, nun soll die Ablösesumme Medienberichten zufolge zwischen zehn und zwölf Millionen liegen. Dieser Gewinn hilft, um andere Transfers zu realisieren.

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Ilyas Ansah soll vom SC Paderborn nach Berlin wechseln.

© dpa/Daniel Karmann

In erster Linie jene der überzeugenden Leihspieler der Vorsaison. Jeong hat Union bereits fest aus Stuttgart verpflichtet, bei Andrej Ilic wird zeitnah mit einer offiziellen Verkündung gerechnet. Der Serbe startete nach einer Hinrunde ohne Einsätze unter Baumgart durch, erzielte sieben Tore und ist mit seinen 25 Jahren noch entwicklungsfähig. Laut „Kicker“ zahlt Union fünf Millionen Euro und stattet Ilic mit einem Vertrag bis 2029 aus.

Ähnlich weit fortgeschritten sollen die Verhandlungen mit dem SC Paderborn für eine Verpflichtung von Ilyas Ansah sein. Der 20 Jahre Stürmer ist ähnlich schnell wie Hollerbach, allerdings deutlich größer und überzeugte in der Zweiten Liga mit je sechs Toren sowie Vorlagen. Die Ablösesumme soll drei bis vier Millionen Euro betragen.

Ivan Prtajin vor dem Abschied

Bereits offiziell ist die Verpflichtung von Oliver Burke, der nach dem Auslaufen seines Vertrages von Werder Bremen nach Köpenick wechselt. Außerdem kehrt Livan Burcu, den Union im vergangenen Sommer aus Sandhausen verpflichtet und sofort nach Magdeburg verliehen hatte, zurück. Nach einer überzeugenden Zweitligasaison mit drei Toren und neun Vorlagen wird sich vermutlich erst in der Vorbereitung entscheiden, ob Baumgart sofort mit dem 20 Jahre alten Flügelstürmer plant oder ob Burcu erneut verliehen wird.

Zusammen mit den noch unter Vertrag stehenden Marin Ljubicic, Ivan Prtajin und Tim Skarke käme Union damit auf sieben Stürmer – und damit deutlich zu viel. Prtajin spielte in der vergangenen Saison weder unter Bo Svensson noch unter Baumgart eine Rolle und ist ein klarer Verkaufskandidat. Skarke kam zwar häufig als Joker zum Einsatz, blieb dabei aber torlos. In der kommenden Saison könnte seine Rolle noch kleiner werden, falls er den Verein im Sommer nicht verlässt. Kevin Vollands Rückkehr zu 1860 München ist schon seit Wochen offiziell.

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Langeweile wird bei Horst Heldt trotz der weit fortgeschrittenen Personalplanungen in der Offensive dennoch nicht aufkommen. Auf den anderen Positionen bleibt für Union viel zu tun. Für Spieler wie Lucas Tousart und Kevin Vogt, die kaum oder zuletzt nur sporadisch zum Einsatz kamen, suchen die Berliner einen Abnehmer, denn der Kader soll auch schlanker werden.

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Gerade in der Abwehr könnte der Sommer kompliziert werden. Diogo Leite und Danilho Doekhi haben sich mit ihren guten Leistungen ins Blickfeld einiger internationaler Klubs gespielt. Bei einem entsprechenden Angebot im zweistelligen Millionenbereich könnte Union schwach werden – immerhin könnte sich Heldt dann auf den Umbau in der Abwehr konzentrieren, denn im Angriff sind die Köpenicker Frühstarter anders als in der Vergangenheit schon sehr weit.