Guido Schmidt ist seit 35 Jahren der Mann mit der Kinderhitparade. Dabei war das eigentlich gar nicht geplant, erzählt der Berufsmusiker. Damals war er bei der Stadt Bad Salzungen beschäftigt und sollte Veranstaltungen für Kurgäste organisieren. Eine Mini-Playback-Show war geplant.

Doch nach den ersten Proben mit den jungen Gesangstalenten stand fest: singen können sie. So fand die erste Kinderhitparade am 2. Juni 1990 vor 650 Zuschauern im ausverkauften Kursaal in Bad Salzungen statt, erinnert sich Schmidt.

Auf Sommertour mit MDR

Weil das so gut ankam, ging es weiter. Auch beim MDR – damals noch MDR 1 – fand die Kinderhitparade Anklang. Thüringenweit wurde in Zusammenarbeit mit der Sendung „Spielwiese“ von Matthias Haase nach Talenten gesucht. Bis zu 60 Kassetten hörte Schmidt durch, um die besten jungen Sängerinnen und Sänger zu finden, die vor einer Jury im Funkhaus auftraten.

Die besten zehn gingen dann mit auf die damalige „mdr 1 Sommertour“. Von 1993 bis 1999 fand zusätzlich jeweils im Herbst eine große Finalshow statt, die in der „Spielwiese“ übertragen wurde.

Im Wartburgkreis gibt es die Kinderhitparade bis heute. Derzeit sind es ein knappes Dutzend Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und 15 Jahren, die jeden Dienstag bei Schmidt in Leimbach proben. Alle singen sie schon von klein auf.

Einige – wie Sarah und Johnny – kannten die Kinderhitparade bereits von ihren großen Schwestern, sind sozusagen hineingewachsen. Für Paulina und Tilda, sieben und neun Jahre alt, bewarben sich die Mütter bei Schmidt mit Videos von öffentlichen Gesangsauftritten ihrer Töchter.

Junge Talente rocken Stadtfeste in Thüringen

Mehrmals im Monat treten die jungen Talente mit ihrem einstündigen Programm gemeinsam auf, vor allem in Kurorten der Region wie Bad Salzungen, Bad Liebenstein, Stadtlengsfeld und Bad Tabarz. Jeder von ihnen singt bei eigenen Titeln die Solostimme.

Romeo beispielsweise beim DJ-Ötzi-Hit „A Mann für Amore“, Paul bei „Ohne Dich schlaf ich heute Nacht nicht ein“ von der Münchner Freiheit, Sarah tritt mit „Du hast den Farbfilm vergessen“ in die Spuren der jungen Nina Hagen und Tilda singt das Pippi-Langstrumpf-Lied. Mit dazu gehören auch Eigenkompositionen von Schmidt wie das Lied von der rosa Puppe.

Mit einem peppigen Programm sorgen sie für gute Stimmung, haben Mimik und Gestik genau geprobt, lassen die Zuschauer mitsingen. Auch bei Kirmes, Fasching oder Stadtfesten tritt die Kinderhitparade auf. In der Weihnachtszeit firmieren die Kinder als X-MAS Kids und sind dann auch auf Märkten in Hessen und Bayern zu erleben.

Ich freue mich, wenn ich den Leuten einen schönen Tag machen kann mit meiner Stimme.

Paulina

Kostet das nicht Überwindung, vor so vielen Menschen zu singen? „Nee“, sagt Paulina, die jüngste, „ich freue mich eigentlich, wenn ich den Leuten einen schönen Tag machen kann mit meiner Stimme.“ Tilda kennt öffentliche Auftritte schon als Tanzmariechen, also eigentlich kein Problem, sagt sie. Aber beim ersten Mal ist ihr das Mikro die ganze Zeit in der Hand gerutscht, weil sie so schwitzige Hände hatte.

Ich liebe Singen. Es macht mir so sehr Spaß. Egal, wo ich bin, ich will eigentlich nur singen.

Sarah

Aufgeregt war auch der elfjährige Johnny bei seinen ersten Auftritten vor vier Jahren, hatte Sorge, bei einem Patzer auf der Bühne ausgelacht zu werden. „Aber die meisten Leute merken das gar nicht, man braucht keine Angst zu haben. Alles schön!“

Das öffentliche Singen gibt Selbstvertrauen. Aber als Beruf? Naja, sagen sie – Tilda will lieber Polizistin werden und Sarah Physiotherapeutin.

Schon 200 junge Talente in Hitparade

Bis zu 200 junge Talente haben bisher in der Kinderhitparade gesungen, schätzt Schmidt. Es mache Spaß, „ein Talent herauszukitzeln“, zu sehen, wie sich die Kinder entwickelten. Dazu sei ein schönes Gefühl, immer wieder Shows zu gestalten – zur Freude der Gäste.

Als Berufsmusiker ist Schmidt mit mehreren Bands bei Veranstaltungen unterwegs. Ein Vorteil der Arbeit mit dem Nachwuchs: er findet immer gute Sängerinnen für seine Bands. Die Kinderhitparade sei eigentlich nur ein kleiner Teil seiner Arbeit, sagt er, der aber viel Aufmerksamkeit erfordere. Und nach außen, das ist ihm klar, wird der Name Guido Schmidt in der Region immer mit der Kinderhitparade verbunden sein.