Manchmal ist die Erklärung soooo einfach! Ex-Fraktionschef Gregor Gysi (77, Linke) hat jetzt bei Sandra Maischberger (58) einen ungewöhnlichen Grund dafür genannt, dass seine Rede als Alterspräsident bei der Eröffnung des Bundestags am 25. März weit mehr Tadel als Beifall fand.

Überraschung: Nach Gregor Gysi war daran nicht etwa der viel kritisierte Inhalt seiner Rede schuld, sondern das gemeinsame Frühstück mit seiner Familie!

Denn, so Gysi, Vater von drei erwachsenen Kindern: „Ich bin unzufrieden, weil ich an dem Morgen vergessen hatte, meine Tabletten zu nehmen. Das sind fünf Stück. Die werde ich Ihnen jetzt nicht im Einzelnen erzählen, aber dann bin ich viel lebendiger. Die sind wichtig wegen meiner Herzgeschichten“ (drei Infarkte 2004, d. Red.)

Gregor Gysi, Karl Lauterbach und Gastgeberin Sandra Maischberger (v.l.)

Gregor Gysi, Karl Lauterbach und Gastgeberin Sandra Maischberger (v.l.)

Foto: WDR/Oliver Ziebe

Gysi über die Medikamente: „Immer wenn ich mir mein Frühstück mache, liegen die da. Aber da meine Kinder das Frühstück gemacht haben, musste ich gleich an den Frühstückstisch und habe die vergessen. Dadurch war ich so matschig.“

„Immer sind andere schuld“

Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (62, SPD) mit zweifelndem Lächeln: „Das ist immer das Gleiche mit euch. Immer sind andere schuld. Jetzt sogar die eigenen Kinder.“ Heiterkeit im Publikum! Gysi trotzdem selbstzufrieden: „Ich finde, dafür, dass ich unbegrenzt sprechen konnte, habe ich mich doch noch beherrscht.“ In der Rede hatte der Linke u.a. eine Karl-Marx-Universität gefordert.

Zuvor berichtete Gysi bei Maischberger, wie er 2002 als Berliner PDS-Wirtschaftssenator bei einer USA-Reise den Chef von Coca-Cola als Sponsor für das Freizeit- und Erholungszentrum Wuhlheide in seinem Wahlkreis Treptow-Köpenick eingeworben habe: „Er wollte dafür dort Reklame machen. Das fiel mir schwer, aber ich habe zugestimmt. Dieses Zentrum gibt es heute noch.“

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Auch Lauterbach hatte ein eigenes US-Thema dabei: Seine geplante Gastprofessur ab Herbst in der von Trump bedrängten US-Uni Harvard, wo er einst studierte und die jetzt gegen verschärfte Visa-Regeln kämpft.

Der Ex-Minister: „In Abschiebehaft lande ich auf keinen Fall. Aber ich habe zur Kenntnis genommen, dass auch Gastdozenten untersucht werden, dass die Auftritte in sozialen Medien überprüft werden. Wie gut es genau laufen wird, weiß ich nicht.“

Lauterbachs Lob: „Ich bin nie groß stolz auf die Harvard-Uni gewesen, aber jetzt kann man es durchaus sein, und bin ich es tatsächlich, weil die Uni sich so klar gegen Trump stellt. Sie kämpft dort für alle Universitäten und zum Schluss auch für uns.“

Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch

Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch

Foto: WDR/Oliver Ziebe

Hauptthema des Talks: Putins Krieg. Lauterbachs Analyse: „Ich bin hier nicht der Merz-Versteher. Ich gehöre zum linken Teil der SPD. Aber die Ukraine verteidigt auch unsere Rechte. Sie verteidigt die Menschenrechte. Wir müssen die Ukraine unterstützen!“

Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch (67, CDU) über das neue Asyl-Urteil aus Berlin: „Dass Gerichte, gerade untere Gerichte, zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen, das weiß jeder, der mal Baurechtsanträge gestellt hat.“

Koch weiter: „Am Ende wird es eine obergerichtliche Entscheidung dazu geben, und die wird dann die deutsche Bundesregierung klaglos zu respektieren haben.“ Aber: „Die Mehrheit erwartet von der neuen Regierung, dass die Zustände nicht so bleiben, wie sie sind.“