Stand: 03.06.2025 05:37 Uhr
Wegen des Verdachts besonders schwerer Bestechung im Gesundheitswesen und bandenmäßigen Abrechnungsbetrugs in insgesamt 340 Fällen müssen sich sechs Verantwortliche des Hamburger Gesundheitsunternehmens Alanta Health Group vor dem Landgericht verantworten.
Die Beklagten sollen die gesetzlichen Krankenkassen um rund 75 Millionen Euro betrogen haben. Konkret wird ihnen vorgeworfen, in 37 Fällen Ärztinnen und Ärzte bestochen zu haben. Diese sollten Medikamente des Unternehmens verschreiben. Dabei ging es um hochpreisige Krebsmedikamente – sogenannte Zytostatika – die die Apothekerinnen und Apotheker auch selbst haben herstellen lassen.
Klinik gekauft und Gesundheitszentren betrieben
Um möglichst viele Abnehmerinnen und Abnehmer für ihre Zytostatika zu gewinnen, sollen die Beschuldigten auch ein Krankenhaus, nämlich die Stadtteilklinik Mümmelmannsberg, gekauft und als Betreiberin mehrerer medizinischer Versorgungszentren eingesetzt haben. Auf diese Weise konnten sie sowohl die Erlöse aus der ambulanten, onkologischen Behandlung als auch der pharmazeutischen Betreuung von Patienten und Patientinnen auf ihren Konten gutschreiben. Patienten und Patientinnen sollen durch diesen mutmaßlichen Betrug nicht zu Schaden gekommen sein.
Große Durchsuchung im Dezember 2019
Im Dezember 2019 hatten Beamtinnen und Beamte die Räume der Alanta Health Group, der zu ihr gehörenden Zytoservice GmbH und der Stadtteilklinik Mümmelmannsberg durchsucht. Mehr als 6.000 Aktenordner und etwa 100 Datenträger wurden damals beschlagnahmt.
Ähnlicher Fall am Mittwoch vor dem Landgericht
Ein ähnlicher Fall wird am Mittwoch vor dem Landgericht verhandelt. Auch dabei soll ein Onkologe einen Apotheker bestochen haben. Allerdings soll der entstandene Schaden in diesem Fall wesentlich geringer sein.
Weitere Informationen
Im Zusammenhang mit dem Verdacht überteuerter Krebsmedikamente weigerte sich die Gesundheitsbehörde bislang, möglicherweise brisante Akten herauszugeben.
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Mindestens 26,8 Millionen Euro soll ZytoService durch eine neue Betrugsmethode vereinnahmt haben. Womöglich nutzte der Marktführer für Infusionen für Krebstherapien dabei eine Gesetzeslücke.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 |
NDR 90,3 Aktuell |
03.06.2025 | 06:00 Uhr