Newsblog zum Ukraine-Krieg
Selenskyj: Gas könnte bald knapp werden
Aktualisiert am 03.06.2025 – 07:34 UhrLesedauer: 7 Min.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Litauen. Er räumt ein, dass die Gasversorgung gefährdet sein könnte. (Quelle: IMAGO/Ukrainian Presidential Office/imago)
Delegationen von Russland und der Ukraine haben eine Stunde verhandelt. Jetzt sind die Gespräche schon wieder beendet. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Ein angeblicher russischer Soldat hat nach dem ukrainischen Drohnenangriff auf Militärflugplätze in einem Video scharfe Kritik an Putin geäußert. Lesen Sie hier mehr dazu.
Bei neuen russischen Luftangriffen auf die Ukraine ist nach Angaben regionaler Behörden ein Mensch getötet worden. In der Kleinstadt Balaklija in der an Russland grenzenden nordöstlichen Region Charkiw wurde der dortigen Militärverwaltung zufolge bei einem massiven Drohnenangriff ein Firmengebäude getroffen. Ein Mitarbeiter sei dabei ums Leben gekommen, mehrere weitere seien verletzt worden. In der nördlichen Großstadt Tschernihiw stürzten Drohnen auf Straßen und Wohngebäude und lösten mehrere Brände aus, wie die dortige Militärverwaltung auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mitteilt. Vier Verletzte seien ins Krankenhaus gebracht worden. Weitere 20 Menschen, darunter acht Kinder, seien vor Ort medizinisch versorgt worden. In der südlichen Hafenstadt Odessa wurden laut Bürgermeister Hennadij Truchanow bei russischen Luftangriffen in der Nacht Wohngebäude und zivile Infrastruktur beschädigt. Es habe aber keine Verletzten gegeben. Das volle Ausmaß der nächtlichen russischen Angriffe auf die Ukraine war zunächst noch unklar.
Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter hat angesichts einer deutlichen Zunahme von russischen Cyberangriffen und Sabotageaktionen mehr Konsequenzen gefordert. „Wir sollten noch vorhandene Agenten und Diplomaten ausweisen“, sagte der Vize-Vorsitzende des Geheimdienst-Kontrollgremiums des Bundestags dem „Handelsblatt“ am Dienstag einem Vorabbericht zufolge. Schon im April 2022 hatte die Bundesregierung 40 Diplomaten der russischen Botschaft ausgewiesen. Laut Kieswetter sollte auch das „Russische Haus“ in Berlin und weitere Einrichtungen geschlossen werden. Das „Russische Haus“ bietet unter anderem Kulturveranstaltungen und Sprachkurse an. Betrieben wird es von einer russischen Regierungsagentur, die zum Moskauer Außenministerium gehört. Die Agentur befindet sich bereits auf der Sanktionsliste der EU.
Dem republikanischen Mehrheitsführer im US-Senat, John Thune, zufolge will die Kammer noch in diesem Monat mit der Arbeit an einem Gesetzentwurf über Sanktionen gegen Russland beginnen. Thune sagte, die Regierung von US-Präsident Donald Trump hoffe immer noch auf eine Einigung zur Beendigung des Krieges, aber der Senat sei bereit, den Druck auf Moskau zu erhöhen. „Wir sind auch bereit, Präsident Trump mit allen Instrumenten auszustatten, die er braucht, um Russland dazu zu bringen, sich endlich an den Verhandlungstisch zu setzen“, sagte Thune in einer Rede zur Eröffnung des Senats am Montag (Ortszeit).
Anschließend erklärte Thune gegenüber Reportern, dass er die Sanktionsgesetze mit dem Weißen Haus erörtert habe. Die Maßnahme würde Länder, die russisches Öl, Gas, Uran und andere Exporte kaufen, mit einem Zoll von 500 Prozent belegen. Auf China und Indien entfallen etwa 70 Prozent der internationalen Energiegeschäfte Russlands, die zur Finanzierung der Kriegsanstrengungen des Landes beitragen. Um in Kraft zu treten, muss das Gesetz den Senat und das Repräsentantenhaus passieren und von Trump unterzeichnet werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor einer Gasknappheit in der Ukraine. „Es gab großangelegte Angriffe auf unsere Gasspeicher und Produktionsanlagen. Wir haben einen Teil unserer Kapazitäten verloren und versuchen, sie langsam wiederherzustellen“, zitiert die ukrainische Prawda den Präsidenten. Bislang fehle aber eine große Menge Gas, um den Bedarf zu decken.
Deshalb könne es zu einer Knappheit kommen, warnte Selenskyj. Die Regierung überlege, ob man eine Milliarde Dollar ausgebe, um Gas von anderen Ländern zu kaufen. Gespräche gab es bereits mit dem norwegischen Premierminister. Die Ukraine könnte bald damit beginnen, zusätzlich zu ihren derzeitigen Gasimporten aus Ungarn, Polen und der Slowakei Gas über den transbalkanischen Korridor unter anderem aus Griechenland und der Türkei zu importieren.