Der Prozess läuft seit rund einer Stunde, da wirft Klaus Marschall frustriert seine Brille auf den Tisch. Der Chef der Augsburger Puppenkiste ist klar geworden, dass er wohl keinen Erfolg haben wird, mit seinen Klagen gegen den Freistaat Bayern. Und genauso kommt es: Urmel, Jim Knopf und Co. bekommen keine höheren Fördergelder vom Freistaat. Das entscheidet das Verwaltungsgericht Augsburg und weist die Forderungen des Theaterleiters Marschall für die Jahre 2022 und 2023 zurück.

Für das Jahr 2022 hatte die Puppenkiste bei der Regierung von Schwaben eine Förderung von 250.000 Euro beantragt, aber keine Unterstützung erhalten. Als Grund nannte die Bezirksregierung, dass der Haushaltsplan deutlich detaillierter und genauer hätte ausfallen müssen als in den Vorjahren. Dieser Vorgabe sei die Puppenkiste nicht nachgekommen, so die Regierung von Schwaben.

Das Gericht erklärte, es könne nur beurteilen, ob die Förderung willkürlich unterblieben sei – das sei jedoch nicht der Fall. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass die drei anderen bezuschussten nichtstaatlichen Theater in Schwaben nicht ebenfalls detailliertere Haushaltspläne einreichen mussten.

Klaus Marschall entgegnete, dass die Puppenkiste von Größe und Organisationsaufwand her nicht mit den anderen drei Theatern vergleichbar sei. Sein Anwalt kritisierte den bürokratischen Aufwand: Man habe „stundenlang mit Excel-Tabellen in der Regierung von Schwaben gesessen“, das habe aber trotzdem nicht gereicht. „Danach kam ein Schreiben, dass wir das noch genauer erklären müssen“, so sein Anwalt weiter.

Auch die Klage für das Jahr 2023 wurde vom Verwaltungsgericht abgewiesen. Für dieses Jahr hatte die Puppenkiste 300.000 Euro beantragt und 187.000 Euro erhalten. Die Klage bezog sich auf die Differenz. „Es gibt keine Hinweise dafür, dass die Regierung von Schwaben dabei von gängiger Förderpraxis abgewichen ist“, sagte eine Sprecherin des Gerichts.

Ein gerichtlicher Vergleichsvorschlag, wonach die Puppenkiste eine Nachzahlung von rund 16.000 Euro erhalten hätte, wurde von Marschall abgelehnt. Sein Anwalt erklärte: „Wenn das Verwaltungsgericht bei der Vergabe von Fördermitteln die Praxis der letzten Jahre stützt, dann ist das wirtschaftliche Überleben der Puppenkiste mehr als in Frage gestellt.“

Marschall hatte bereits vor dem Urteil erklärt, dass die Zukunft der Puppenkiste nicht gesichert sei: „Ich kann es nicht garantieren. Es ist absehbar, dass es so, wie es bisher funktioniert hat, in Zukunft nicht mehr funktionieren wird.“ Für das Jahr 2026 kündigte er Preissteigerungen an. Er befürchtet, dass sich künftig nicht mehr jeder einen Besuch leisten kann. „Die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern wird dann wohl nicht mehr kommen können. Es wird dann ein elitäres Publikum werden.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.