Ein Mann in NVA-Aufmachung hat am Sonntag vor der Stasi-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen provoziert. Wie Mitarbeitende der Gedenkstätte berichten, soll der Mann zunächst mit einem Trabant Kübel, einem typischen Fahrzeug der DDR-Streitkräfte, sowie in passender Uniform auf den Hof der Gedenkstätte gefahren sein.

Dort habe er den Angaben zufolge geparkt und gesagt: „Das werden wir hier bald wieder in Betrieb nehmen.“ Gemeint war das ehemalige Stasi-Gefängnis. Ein Foto, dass auf Social Media veröffentlichte wurde, zeigt den Mann samt Auto.

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Das Tragen von DDR-Symbolen ist nicht strafbar, aber von der Hausordnung der Gedenkstätte untersagt. Darauf sollen Mitarbeitende den Mann in NVA-Uniform mehrfach hingewiesen haben. Schließlich forderten sie ihn auf, das Gelände zu verlassen.

Doch erst als die Polizei gerufen wurde, stieg der Mann wieder in seinen Trabi und fuhr davon. Die Gedenkstätte hat nach dem skurrilen Auftritt Anzeige erstattet. „Aktuell können wir nichts Weiteres zu den Hintergründen des Vorfalls sagen“, teilte die Gedenkstätte auf Nachfrage mit. Die Polizei bestätigte am Dienstagmittag, dass eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch vorliegt. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen.

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Abzeichen der DDR-Grenztruppen

Laut einem Mitarbeiter der Gedenkstätte waren an dem Fahrzeug Hoheitsabzeichen der DDR-Grenztruppen angebracht. Auch der Fahrer trug demnach eine Leutnantsuniform der Grenztruppen. An dem Fahrzeug waren sogenannte „rote Kennzeichen“ angebracht, die ausschließlich für Probe-, Prüf- und Überführungsfahrten zugelassen sind.

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„Ein solcher Auftritt ist nicht nur für uns als Gedenkstätte, sondern auch für jeden von der DDR-Diktatur Betroffenen inakzeptabel“, sagt Helge Heidemeyer, Direktor der Gedenkstätte. „Gerade an dem Ort, an dem so viele Menschen bis 1989 Leid erfahren mussten, ist das unerträglich“, so Heidemeyer. Eine Glorifizierung der SED-Diktatur ausgerechnet an diesem Ort könne nicht hingenommen werden.

Verbindungen zu dubiosem Verein?

Ein Augenzeuge des Vorfalls an der Gedenkstätte ist sicher, den NVA-Mann auf weiteren Fotos und einem Zeitungsartikel wiedererkannt zu haben, die der Tagesspiegel vorgelegt hat: Demnach soll es sich bei dem Provokateur um den ehemaligen Stabsoberfähnrich Frank T. handeln. Ein Bild, auf dem der Augenzeuge den Mann erkannt haben will, zeigt T. als Teilnehmer eines DDR-Oldtimer-Treffens in Sachsen-Anhalt, T. salutiert in Uniform.

Ein weiteres Foto soll denselben Mann am 9. Mai 2024 vor dem Sowjet-Ehrenmal im Treptower Park zeigen, auch ein alljährlicher Treff von DDR-Nostalgikern und Putin-Unterstützern. Der ehemalige NVA-Angehörige T. engagiert sich auch in einem dubiosen NVA-Traditionsverein. Ebenfalls dort aktiv sind die per Haftbefehl gesuchten Mitglieder des prorussischen Vereins „Friedensbrücke – Kriegsopferhilfe“, Liane K. und Klaus K.

Brack ist Besucherreferent an der Gedenkstätte und hat die merkwürdige Aktion beobachtet, der Mann im Trabi sprach Brack direkt an mit seiner Forderung nach der Wiederinbetriebnahme des Geländes.

„Als ehemaliger Häftling der Stasi hat mich das schon ungeheuer mitgenommen“, sagte Brack dem Tagesspiegel. „Das ist nicht nur eine ungeheure Frechheit, sondern auch eine Schmähung der Schicksale der Menschen, die hier unter der Diktatur DDR gelitten haben.“

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Die heutige Stasi-Gedenkstätte im Lichtenberger Ortsteil Alt-Hohenschönhausen war zu DDR-Zeiten eine Haftanstalt, in der zahlreiche politische Gefangene festgehalten wurden. Im November 1990 wurde das Gefängnis geschlossen.