Der Autokonzern VW hat offenbar ein erstes Etappenziel auf seinem Sparplan erreicht. „Rund 20.000 Austritte aus dem Unternehmen bis 2030 sind bereits vertraglich fixiert“, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg. Eine entsprechende Mitteilung des Konzerns liegt ZEIT ONLINE vor. Somit ist mehr als die Hälfte des bis 2030 geplanten Abbaus von 35.000 Stellen fest vereinbart.

Der Autobauer und die Gewerkschaft hatten sich Ende vergangenen Jahres nach langen Verhandlungen auf ein Sanierungsprogramm für die Kernmarke VW geeinigt. Bis 2030 soll fast ein Viertel der 130.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen wurden dabei ausgeschlossen. Der
Schritt soll stattdessen sozialverträglich erfolgen, was heißt, dass
die Beschäftigten dem zustimmen müssen.

Stellenabbau erfolgt an allen sechs deutschen Standorten

„Die ersten Maßnahmen der Vereinbarung ‚Zukunft Volkswagen‘ greifen, und wir liegen auf Kurs„, sagte Kilian. „Mit messbaren Fortschritten bei Fabrikkosten in Wolfsburg und dem sozialverträglichen Stellenabbau allein an den sechs deutschen Standorten der Volkswagen AG beschleunigen wir unsere Transformation.“

Noch sei man beim Sparkurs aber nicht am Ziel, sagte Marken-Finanzvorstand David Powels: „Für die Zukunft haben wir aber noch viel Arbeit vor uns.“ Ziel sei es, Volkswagen bis 2029 wettbewerbsfähig und nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen. „Wir müssen an unseren strukturellen Problemen arbeiten, unter anderem: zu hohe Investitionen, zu geringe Renditen bei Elektrofahrzeugen und ein zu hoher Break-Even-Punkt.“ Letzterer bedeutet jene Summe, an dem der Ertrag die Kosten deckt.

© ZEIT ONLINE

Newsletter

ZEIT Geldkurs

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Laut einem Artikel der Bild-Zeitung sollen zwei Drittel der
20.000 Mitarbeitenden, die ihrem Austritt bereits zugestimmt haben, in
Altersteilzeit gehen. Je nach Länge der Betriebszugehörigkeit stehe ihnen demnach eine Abfindung in Höhe von bis zu 400.000 Euro zu.

Betriebsrat kritisiert seltene Reinigung der Büroräume

Die Betriebsratsratsvorsitzende Daniela Cavallo warnte auf der Betriebsversammlung zudem davor, dass die Produktion in zwei Jahren stark zurückgehen könnte. Durch den Übergang zur neuen Elektroauto-Plattform SSP werde den Beschäftigten dann Arbeit fehlen, sagte sie laut Teilnehmenden. Demnach sei ab 2027 die zeitweise Viertagewoche kein abwegiges Szenario. Cavallo riet den Mitarbeitenden dazu, bis dahin ihre Arbeitszeitkonten gut zu füllen, damit es nicht zu finanziellen Einbußen komme.

Zudem kritisierte Cavallo, dass infolge der finanziellen Kürzungen die Büros so selten gereinigt würden, dass eine Kollegin ihren eigenen Staubsauger zur Arbeit mitbringe und selbst putze. Nachdem der Arbeitgeber auf die Rückkehr ins Büro dränge, komme es außerdem zu langen Schlangen in der Kantine. Es gebe dort zu wenig Personal, nicht genug zu essen und zu wenige Sitzplätze. In der Produktion komme es häufig zu Ausfällen. „Andauernd stehen irgendwelche Anlagen, Teile fehlen, die ganze Fabrik ist quergezogen, nichts ist mehr aus einem Guss hier!“, wurde Cavallo zitiert. In Sonderschichten müssten Ausfälle aufgeholt werden. Das Unternehmen äußerte sich auf Anfrage nicht unmittelbar zu den Vorwürfen.

Mehr zum Thema

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Volkswagen:
Phönix in der Asche

Tarifverhandlungen bei VW:
Das Ende einer Ikone

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

VW-Werkschließung:
„Wir bei Volkswagen sind das Gespött der Nation“