75 Quadratmeter in Berlin-Prenzlauer Berg: Eine Renovierung im Japandi-Stil

Puristisch, aber gemütlich lautete die Aufgabe: Sebastian Fischer hatte zahlreiche Referenzen aus Japan im Gepäck, als er den Architekten Christopher Sitzler für den Umbau seiner 75-Quadratmeter-Wohnung ins Boot holte. Der Dachaufbau aus den 90er-Jahren war in kleine Zimmer unterteilt, jedes davon mit Raufasertapete und Laminat ausgestattet. Ein Lichtblick, so erinnert sich Sitzler, sei die lange Fensterfront gewesen, die sich an einer Seite des trapezförmigen Grundrisses befindet. Um diese besser hervorzuheben, musste die ein oder andere Wand weichen – abgeschlossene Räume benötigte der aus Oberbayern stammende Eigentümer ohnehin nicht. Seit der umfassenden Renovierung erstreckt sich ein großzügiger Wohn-, Koch- und Essbereich über die lichte Seite der Wohnung.

Von der Decke aus Mahagoni-Furnier baumelt kein Kugelfisch, sondern Flos‘ „Taraxacum“-Leuchte, ein Entwurf von Achille und Piergiacomo Castiglioni aus den 70ern. Den Esstisch kaufte der Eigentümer auf einem Vintagemarkt in Paris, die Stühle sind von Frama.

FRANZ GRUENEWALDEin offenes Raumkonzept voller Wärme

Kaum zu übersehen ist die Holzverkleidung an der Decke, die nicht nur Wärme bringt, sondern auch einen roten Faden, der Sitzlers Interior zusammenhält. Die Idee kam dem Architekten bei der Betrachtung des Dachüberschusses. „Lass uns doch das Holz nach innen holen“, plädierte er – worauf eine umfangreiche Materialstudie folgte. Holz gibt mehr Atmosphäre als eine weiße Decke, so weit, so gut, doch die Überlegungen reichten von Eiche rustikal bis hin zu Kirsche. Zahllose Muster später stießen Sitzler und sein Auftraggeber auf einen Hersteller für Großfurnierplatten, am Ende fiel die Wahl auf Mahagoni. Das dunkle und warme Holz erinnert an die 60er-Jahre. Im Zusammenspiel mit einem beigen Gussboden, der sich ebenfalls über die gesamte Wohnfläche erstreckt, ergibt sich eine ruhige Ästhetik, die man von Interiors aus Japan kennt. Am spitz zulaufenden Ende des Raums, wo ursprünglich das Badezimmer war, befindet sich heute eine Küche aus Edelstahl. Stauraum und Geräte haben ihren Platz in dem langen, matt glänzenden Block, die Wand dahinter bleibt clean und ohne Spielereien. Die große Holztafel befindet sich direkt daneben und verrät subtil, dass hier jemand lebt, der gerne Gastgeber ist. Weil auch Musik elementarer Teil einer jeden guten Dinnerparty ist, fertigte ein Sounddesigner ein System nach Maß, aus dessen Lautsprechern gerne mal die großen Hits von Fleetwood Mac wummern.

Das Highlight im Schlafzimmer

Das Schlafzimmer ist nach wie vor vom Rest der Wohnung abgetrennt. Ein besonderes Feature ist das offene Bad – eine Spezialität von Christopher Sitzler, der auch in seiner eigenen Wohnung den unverbauten Blick von der Badewanne aus genießt. Wenn es gelingt, mehrere Funktionen in einem Raum unterzubringen, sieht das nicht nur spektakulär aus, findet Sitzler – der Architekt ist davon überzeugt, dass sich offene Bäder gut eignen, um in kleineren Wohnungen Platz zu gewinnen. Ein kleines Podest, gefliest im Farbton des Gussbodens, trennt das Bad sanft vom anderen Teil des Raumes ab. Die Tür verschließen kann man im kleinen Gästebad, das mit glänzenden Keramikfliesen im 70s-Look ein weiterer Hingucker ist. Was noch fehlt, ist eine Sauna, für die ein kleiner Raum hinter dem Bücherregal vorgesehen ist. Auch von hier blickt man durch die Fensterfront über die Dächer Berlins.