Unfälle mit teils schwerwiegenden Verletzungen können hier die Folge sein.
„Im vergangenen Jahr hatten wir 118 solcher Unfälle mit Verletzten, darunter acht Schwerverletzte. In den vergangenen drei Jahren waren es insgesamt 382 Unfälle mit 27 Schwerverletzten. Alleine hier an der Kalker Hauptstraße waren es 15, zum Glück gab es dabei nur leicht verletzte Radfahrende“, berichtet Sabine Bongenberg als Leiterin der Unfallkommission beim Pressetermin in Kalk. Den letzten tödlichen Unfall gab es im Jahr 2021 mit einer 81-jährigen Pedelecfahrerin auf der Luxemburger Straße. Weitere Unfallschwerpunkte mit geöffneten Autotüren sind beispielsweise auch viel befahrene Straßen wie die Zülpicher oder die Berrenrather Straße sowie der Höninger Weg.
Grund genug für die Stadt in Kooperation mit der Kölner Polizei eine Kampagne unter dem Titel „Rücksicht mit Rückblick – Vorsicht beim Tür öffnen!“ zu starten, um Auto- und Radfahrende auf die Gefahren der sogenannten „Dooring“-Unfälle aufmerksam zu machen. „Das Unfallgeschehen durch unachtsam geöffnete Autotüren ist weiter hoch. Mit der Kampagne wollen wir sowohl Autofahrer als auch Beifahrer ansprechen. Daher arbeiten wir auch mit dem Taxiruf in Köln zusammen, um aussteigende Fahrgäste zu sensibilisieren“, erklärt Verkehrsdezernent Ascan Egerer.
Zur städtischen Kampagne gibt es mehrere Plakatmotive, darunter auch eines mit einem Taxi, die in verschiedenen Varianten im gesamten Stadtgebiet zu sehen sein werden. Dazu kommt ein Videoclip für die Verbreitung in den sozialen Medien. In Kontakt stehen die Macher auch mit verschiedenen Verbänden wie dem ADAC oder den ADFC sowie mit den Fahrschulen der Stadt.
„Das Radfahren in Köln soll sicherer werden. Nur mit einer Erhöhung der Sensibilität für das Thema bekommen wir die hohen Unfallzahlen gesenkt. Durch die Verbesserung der Radinfrastruktur versuchen wir zudem, die Situation zu entschärfen, indem wir den Radfahrenden mehr Möglichkeiten geben, Abstand von parkenden Autos zu halten”, sagt Egerer.
Michael Lindlar hat als Leiter des Fachbereichs Unfallprävention bei der Polizei ganz konkrete Ratschläge für alle Beteiligten: „Wichtig ist es, beim Aussteigen aus dem Auto zunächst den Schulterblick durchzuführen und dann die Tür mit dem “holländischen Griff zu öffnen. Das bedeutet, dass der Fahrer seine Tür mit der rechten Hand öffnet und der Beifahrer im Gegenzug die linke Hand dafür benutzt. Damit drehen sich beide automatisch nach hinten und haben alles im Blick. Der Name kommt daher, weil in Holland dieser Griff zum festen Bestandteil der Ausbildung beim Führerschein gehört.”
Auch für die Radfahrer hat der Polizist die passenden Verhaltenstipps parat: „Grundsätzlich sollte man an seitliche parkende Autos, in denen man eine Bewegung im Inneren erkennt, sehr vorsichtig heranfahren und mit einer sich plötzlich öffnenden Tür rechnen. So kann man entsprechend Abstand halten und zur Not rechtzeitig bremsen. Beim Ausweichen sollten Radfahrende unbedingt auch nach hinten schauen, um Kollision mit anderen nachfolgenden Fahrzeugen oder Rädern zu vermeiden. Besonders gefährdet sind Pedelecs, da diese mit einer höheren Geschwindigkeit und entsprechend längeren Bremswegen unterwegs sind. Sehr wichtig ist zudem der Helm, weil es bei dieser Art von Unfällen sehr häufig zu Kopfverletzungen kommt“, sagt Lindlar.
Das unachtsame Öffnen der Autotür durch den Fahrer oder die Beifahrer wird übrigens als Ordnungswidrigkeit mit etwa 40 Euro geahndet. Kommt es aber zu einem Unfall mit Verletzten, kann daraus schnell auch eine Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung werden.