Den Applaus seiner CSU hat Clemens Baumgärtner selber gestoppt, wer weiß, wie lange er sonst weiter gegangen wäre. Mit Demut und Freude nehme er die Nominierung als CSU-OB-Kandidat an, sagte er, um das Klatschen zu unterbrechen. Von 137 Delegierten hatten 134 für ihn gestimmt, bei der Aufstellungsversammlung der CSU am Dienstagabend ganz oben in einem Bürokomplex in Obersendling. 97,8 Prozent also.

„Wir sind uns einig, dass München keinen Chef-Ideologen und auch keinen Verwaltungs-Verwalter braucht“, sagte Baumgärtner am Ende seiner fast dreiviertelstündigen Rede. Und auch, wenn er keine Namen nannte, war klar, wen er meinte: Am 8. März 2026 tritt er schließlich gegen OB Dieter Reiter (SPD) an, der nie irgendwo anders als im Münchner Rathaus gearbeitet hat und dem Kritiker gerne vorwerfen, zu wenig Visionen für München zu haben. Für die Grünen geht der Zweite Bürgermeister Dominik Krause ins Rennen, der seine Karriere ebenfalls im Rathaus machte: Der 34-Jährige stieg vom Stadtrat zum Fraktionschef zum Bürgermeister auf.

„Ich bin einer, der zubeißen kann“

Seine Rede nutzte Baumgärtner, um zu erklären, was ihn von seinen beiden Konkurrenten unterscheidet: dass er die Arbeitswelt außerhalb der Rathaus-Mauern kennt, dass er einer sei, der auch mal zubeißen könne – „ohne die Fairness zu verlieren“.

Er sei in Harlaching aufgewachsen, einem gut situierten Stadtviertel, in dem ihm aber nichts geschenkt wurde, so schilderte er es: „Meine Mutter war alleinerziehend, mein Vater wollte nichts von mir wissen.“ Und wohl auch nichts bezahlen. In den Schulferien sei es nicht ans Mittelmeer gegangen, sondern ins Ungererbad, ins Deutsche Museum, ins Umland.

Aufgewachsen ist Clemens Baumgärtner im gut situierten Harlaching. Geschenkt habe ihm trotzdem niemand etwas - so schildert er es in seiner Rede auf der Versammlung.

Aufgewachsen ist Clemens Baumgärtner im gut situierten Harlaching. Geschenkt habe ihm trotzdem niemand etwas – so schildert er es in seiner Rede auf der Versammlung.
© Leonie Asendorpf (dpa)

Aufgewachsen ist Clemens Baumgärtner im gut situierten Harlaching. Geschenkt habe ihm trotzdem niemand etwas – so schildert er es in seiner Rede auf der Versammlung.

von Leonie Asendorpf (dpa)

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Schon als Schüler habe er in den Ferien immer gearbeitet. Der Ferienpass, mit dem Kinder in München vergünstigte Ausflüge machen können, sei für ihn das Symbol für eine soziale Stadt gewesen. Gleichzeitig habe er früh gelernt, wie wichtig die eigene Leistung sei. „Diese Erfahrungen haben mich geprägt und zu einem politischen Menschen gemacht“, sagte Baumgärtner.

Seit 1992 ist er CSU-Mitglied, 1996 wurde er in den Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching gewählt. Damals war er gerade mal 20. Acht Jahre lang, bis 2020, war er Chef des Gremiums. Außerdem führte er als Rechtsanwalt seine eigene Kanzlei, bevor er schließlich Wirtschaftsreferent wurde.

Clemens Baumgärtner ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bei seiner Frau (rechts) hat er sich in seiner Rede auch bedankt. Denn seine Arbeitstage würden sich oft auch übers Wochenende erstrecken.

Clemens Baumgärtner ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bei seiner Frau (rechts) hat er sich in seiner Rede auch bedankt. Denn seine Arbeitstage würden sich oft auch übers Wochenende erstrecken.
© Gabriel Lorenz

Clemens Baumgärtner ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bei seiner Frau (rechts) hat er sich in seiner Rede auch bedankt. Denn seine Arbeitstage würden sich oft auch übers Wochenende erstrecken.

von Gabriel Lorenz

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Obwohl es wenig Unterstützung von der Stadt gegeben habe, sei es ihm gelungen, die IAA nach München zu holen. Auch, dass Apple einen Standort hier aufbaute, dass Adele mehrere Konzerte hier spielte, zählte Baumgärtner als seine Erfolge auf.

Das will Clemens Baumgärtner als OB umsetzen

Und was sind seine Ziele, sollte er OB werden? Beenden wolle er die „verantwortungslose Finanzpolitik“ von Grün-Rot. Gerade liege der Schuldenstand bei 6,4 Milliarden. Als die CSU im Rathaus noch mitregierte, habe es ein Plus von 300 Millionen Euro gegeben, sagte er. Die Zahlen mögen stimmen, allerdings verschwieg Baumgärtner, dass viele dieser Schulden auch wegen Entscheidungen entstanden sind, die die CSU einst mitgetroffen hat – und die niemand ernsthaft infrage stellt – etwa teure Schulbauten. Baumgärtner versprach, nicht beim Sozialen zu sparen und bei nichts, was dem Bürger zugutekommt. Dafür bei „Bürokratie“ und „Prestige-Projekten“. Doch ob man damit auf Milliarden kommt?

„Referat für Stau, Stillstand und Schikane“

Freilich schimpfte Baumgärtner auch über das Münchner Mobilitätsreferat – so wie zuvor der Münchner CSU-Chef und Justizminister Georg Eisenreich, der es „Referat für Stau, Stillstand und Schikane“ nannte. Baumgärtner will vor allem auf den U-Bahn-Ausbau setzen. Welche Linien ihm konkret vorschweben, verriet er nicht. Er stehe außerdem für eine „sinnvolle Förderung des Radverkehrs“, Autos wolle er aber nicht verdammen.

Wenig überraschend: Ein weiterer Schwerpunkt im Wahlkampf der CSU wird das Thema Sicherheit – besonders rund um den Hauptbahnhof. Den Kommunalen Außendienst, die städtische Sicherheitswacht, wolle er stärken, auch deren Zusammenarbeit mit der Polizei. „Wir wollen keine Drogen- und Clan-Kriminalität“, sagte er. „Unser Fokus heißt: klare Kante.“

Ob Baumgärtner es damit schafft, den bekannten und beliebten OB Dieter Reiter zu schlagen? Könnte schwierig werden. Ein anderes Ziel der CSU scheint greifbarer: Stärkste Fraktion im Stadtrat zu werden. CSU-Chef Eisenreich erinnerte daran: Bei der Bundestagswahl und bei der Europawahl schnitt in München keine Partei besser ab als die CSU.