Halle. Es ist Tag drei der Suche nach Elisabeth R. aus Halle. Die 88-jährige demente Frau wird mittlerweile seit mehr als 48 Stunden vermisst. Seit Sonntagnachmittag (1. Juni) ist die Polizei deshalb mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften und technischer Unterstützung aktiv: Hubschrauber, verschiedene Spürhunde, ein Quad, Drohnen, Fahrzeuge sowie viele Helferinnen und Helfer beteiligen sich an der Aktion. Und stehen dabei vor einem Rätsel: Dass die Frau, die mit einem Rollator aus dem Seniorenzentrum Eggeblick verschwunden ist, bislang nicht gefunden wurde, ist kaum zu erklären.

In der kleinen Apothekerstraße, die nur für Anlieger befahrbar ist und die von der Langen Straße hinauf Richtung Kaffeemühle führt, ist es am Dienstagabend ruhig. Mal fährt ein Lieferservice vorbei, dann passiert eine Mutter mit Kinderwagen das Haus, in dem bis vor rund zwei Wochen die Vermisste lebte. Als langjährige Hallerin und engagiertes Mitglied in der evangelischen Kirchengemeinde ist Elisabeth R. sehr bekannt in der Umgebung und zahlreiche Haller hoffen darauf, dass sie bald gefunden wird. Auch die Polizei schaut sich an diesem Tag noch einmal hier um, bereits in den Tagen zuvor hatte man die Nachbarn befragt.

„Bei mir waren sie auch schon. Ich habe versucht, weiterzuhelfen“, sagt eine Nachbarin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Das ist alles schrecklich, ich bin davon richtig fertig“, ergänzt sie. Sie wohnt nicht weit von Elisabeth R.s letztem Wohnhaus in der Apothekerstraße entfernt. „Ich kenne sie ganz gut. Sie hat mich immer gegrüßt und mich auch stets erkannt. Die letzten Wochen habe ich sie aber nicht mehr gesehen.“ Erst vor wenigen Tagen habe sie das Haus, in dem sie zuletzt von einer Pflegekraft betreut wurde, verlassen und sei ins Altenzentrum Eggeblick gezogen.

Zeugen wollen demente Hallerin in Künsebeck gesehen haben

Hubschrauber, verschiedene Spürhunde, ein Quad, Drohnen, Fahrzeuge sowie und viele Helferinnen und Helfer beteiligen sich an der Suchaktion nach der vermissten Haller Seniorin. - © Nicole Donath

Hubschrauber, verschiedene Spürhunde, ein Quad, Drohnen, Fahrzeuge sowie und viele Helferinnen und Helfer beteiligen sich an der Suchaktion nach der vermissten Haller Seniorin.
(© Nicole Donath)

Zum gesundheitlichen Zustand von Elisabeth R. möchte die Nachbarin kein Urteil abgegeben, gleichwohl habe sie sie öfter entlang der Storkenstraße spazieren gesehen, und sie sei „auf den ersten Blick noch ganz gut zurecht“ gewesen. Zwischen Apothekerstraße, Storkenstraße und der Kiskerstraße im Süden liegt die Drachenwiese, die am Montag mit einem Polizeihubschrauber aus der Luft abgesucht worden ist.

Der Hintergrund: Vermisste Frau (88) hatte Kontakte nach Werther

Die Nachbarin hatte der Polizei frühzeitig gesagt, dass R. möglicherweise in Richtung Wertheraner Friedhof gegangen sein könnte. Dort wurde ihr Mann 2017 begraben. Zudem hatte sie einen Bezug zu Werther, da sie dort über lange Jahre als Kantorin der evangelischen Gemeinde sehr aktiv war. „Sie ging regelmäßig zum Friseur und hat viel Wert auf ihr Äußeres gelegt. Mir geht das sehr an die Nieren, gerade weil wir uns kannten. Ich hoffe, dass die Sache gut ausgeht“, ergänzt die Nachbarin.

Mantrailer sind seit Sonntag jeden Tag im Einsatz und suchen die vermisste Seniorin aus Halle. - © Uwe Pollmeier

Mantrailer sind seit Sonntag jeden Tag im Einsatz und suchen die vermisste Seniorin aus Halle.
(© Uwe Pollmeier)

Währenddessen wächst die Sorge im Altenzentrum Eggeblick weiter. „Wir bieten aktuell seelsorgerliche Gespräche in unserer Einrichtung an, um allen Bewohnern und Mitarbeitenden, die das Bedürfnis haben, über dieses belastende Ereignis zu sprechen, dafür eine Möglichkeit anzubieten“, sagt Dr. Claudia Schröder, Pressesprecherin des Johanneswerks, dem Träger der Einrichtung an der Straße Tiefer Weg. Weitere Informationen zu dem Fall möchte sie nicht geben und verweist stattdessen an die Polizei.

Alle Beteiligten hoffen, dass Elisabeth R. noch wohlbehalten aufgefunden wird

„Die Suche wird weiter fortgesetzt und wir danken der Polizei und allen beteiligten Kräften schon jetzt ausdrücklich für ihren unermüdlichen Einsatz. Unser Dank gilt auch den Einwohnern in Halle, die sich ebenfalls mit Hinweisen beteiligen“, fügt Claudia Schröder an. „Wir hoffen weiterhin zusammen mit allen Beteiligten, dass die Seniorin schnellstmöglich in stabilem Gesundheitszustand gefunden wird.“

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Am Dienstagnachmittag waren aufgrund eines Zeugenhinweises noch einmal Mantrailer im Einsatz – dieses Mal in Künsebeck. Allerdings führte auch dieser Einsatz zu keinem Ergebnis; die Seniorin konnte nicht gefunden werden.

Zeugen werden gebeten, sich unter der Notrufnummer 110 zu melden oder bei der Polizei in Gütersloh unter Tel. 05241 8690. Was der Polizei auch wichtig ist: Scheuen Sie sich nicht, sich zu melden. Lieber einmal zu viel als zu wenig. Dasselbe betrifft auch Geschäfts- und Privatleute, die Videokameras im Einsatz haben. Sie mögen das Material bitte sichten und sich gegebenenfalls bei der Polizei melden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurde berichtet, dass die Vermisste aus Werther stammt und erst seit einigen Jahren in Halle lebt. Dies ist nicht richtig. Wir bitten, dies zu entschuldigen. Die Vermisste lebt seit den 80ern in Halle und hat mehrere Verbindungen nach Werther – unter anderem durch verwandtschaftliche Beziehung und ihre langjährige Arbeit als Kantorin.