Halle. Tag 4 der Suche nach der vermissten 88-jährigen Elisabeth R. aus Halle. Und weiter fehlt jede Spur von der demenzkranken Frau, die am Sonntagmittag, 1. Juni, mit einem Rollator aus dem Altenheim Eggeblick verschwand.

Während die polizeilichen Fahndungsmaßnahmen nach der vermissten 88-jährigen Frau aus Halle an diesem Mittwoch weiterhin sehr intensiv laufen, unterstützen nun auch zahlreiche Haller Privatleute die Vermisstensuche. Mehr als 80 Freiwillige haben sich mittlerweile einer Whatsapp-Gruppe angeschlossen, die erst am Dienstag ins Leben gerufen wurde.

Stefanie Kriwath und ihr Bruder Alexander Stüssel hatten die Idee. „Wir haben uns überlegt, wie sehr es uns treffen würde, wenn unsere Eltern oder Großeltern vermisst werden würden. Deshalb wollen wir helfen.“ Die Teilnehmer laufen in kleineren Gruppen durch Halle und nehmen sich unter anderem auch die angrenzenden Waldbereiche vor. „Wir tauschen uns auf Whatsapp aus, wer wo unterwegs ist.“

Angebliche „heiße Spur“ an der Rilkestraße in Halle

Am Mittwochnachmittag durchkämmte der private Suchtrupp beinahe die gesamte Haller Innenstadt. Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Teilnehmer einer angeblich „heißen Spur“, dem Bereich um Rilkestraße und Klingenhagen. Dort wollte jemand bereits Dienstag die Vermisste gegen Mittag gesehen haben – „mit quer gestreiftem Oberteil, blauer Weste und leichter Sommerjacke über dem Rollator“, wie er sagte.

Der Trupp erweiterte den Sektor um Bahnübergang, Mönchstraße, Klinikum, Esso-Tankstelle, Tedi-Markt und am Laibach. Mobile Pflegedienste wurden informiert, Taxifahrer und Postboten angesprochen. Gegen Abend mobilisierte der Suchtrupp zwei Geländewagen und fuhr den Eggeberg ab. Alles ohne Erfolg.

Dass das Auffinden der Vermissten nichts für schwache Nerven werden könnte, sei den Suchenden bewusst. „Nach so vielen Tagen schwindet natürlich die Hoffnung, dass wir sie lebend finden. Aber wir geben nicht auf“, sagt Stefanie Kriwath. Deshalb hat sich Stefanie Kriwath mit einem Verbandskasten und Handschuhen ausgestattet. Zudem hat sie Getränke, etwas zu essen und sogar ein Blutdruckmessgerät eingepackt.

Wer sich der privaten Suchaktion anschließen möchte, kann der Whatsapp-Gruppe unter diesem Link betreten: https://chat.whatsapp.com/Gu9jxwDIVSn0y98LnNHEgS. Wichtig: Wer die Frau oder einen herrenlosen Rollator findet, sollte umgehend die Polizei unter 110 informieren.

Stefanie Kriwath und Alexander Stüssel sind vorbereitet, um nach der vermissten Hallerin zu suchen. - © Privat

Stefanie Kriwath und Alexander Stüssel sind vorbereitet, um nach der vermissten Hallerin zu suchen.
(© Privat)

Verwandte der vermissten Frau aus Halle sucht mit

Auch aus dem familiären Umfeld wird die Suche unterstützt: Eine verwandte Wertheranerin geht jeden Tag zum Friedhof in Werther, wo sich das Grab des verstorbenen Ehemanns von Elisabeth R. befindet: „Es war unser erster Gedanke, dass sie vielleicht zum Friedhof geht.“ Auch an der Kirche habe sie nach ihrer Verwandten gesucht. Die Friedhofsgärtner wurden bereits Montag informiert. Enge Verwandte, die bei der Suche mithelfen können, gebe es nicht. „Ihre Neffen wohnen zu weit weg.“

In Halle habe sich die Wertheranerin bislang mit dem Suchen zurückgehalten. Da sie kurz vor dem Verschwinden der 88-Jährigen noch Kontakt zu ihr hatte, wollte sie die extrem feinen Spürnasen der eingesetzten Hunde bei der Spurensuche nicht mit dem verbliebenen Geruch verwirren.

Auch die Polizei gibt nicht auf: Am Mittwochnachmittag (4. Juni) wurde die Suche durch starke Polizeikräfte (auch Hundertschaft genannt) unterstützt, die den Bereich rund um das Seniorenheim und ihren ursprünglichen Wohnort in Halle noch einmal absuchten. Konkret machten sich die Beamten nach einer Lagebesprechung bei der Polizeiwache in Halle mit sieben Bullis auf den Weg in das Waldgebiet an der Straße Mödsiek in der Nähe des Altenzentrums Eggeblick.

Polizei veröffentlicht weitere Informationen zu der vermissten Frau

Das Gebiet war nach Logik einer Rastersuche ausgewählt worden, informierte die Polizei am frühen Mittwochabend. Die Beamten teilten sich an einer Gabelung in zwei größere Trupps auf. Ein Trupp ging entlang eines Ackers weiter, der andere folgte dem Hauptweg in den Wald hinein. Später teilten sich die beiden Gruppen weiter auf, um im teils unwegsamen Gelände eine Spur der 88-jährigen Vermissten auszumachen.

Intensive Suche nach der Vermissten (88) aus Halle


Intensive Suche nach der Vermissten (88) aus Halle


Intensive Suche nach der Vermissten (88) aus Halle

Die Öffentlichkeitsfahndung wurde zudem um ein neueres Foto der 165 Zentimeter großen Frau erweitert. Darüber hinaus wird für die Suche ergänzt: Die Vermisste hatte neben dem gestreiften Oberteil vermutlich noch eine dünne blaue Jacke und eine blaue Weste bei sich.

Die Polizei steht außerdem mit Angehörigen und Zeugen in Kontakt, um weitere Erkenntnisse über mögliche Anlaufadressen der fortgeschritten dementen Dame zu erlangen.

Weiterhin bitten die Beamten darum, dass Haus- und Ladenbesitzer in der Umgebung des Seniorenheims Videoüberwachungen nach Bildern der Dame überprüfen mögen. „Möglicherweise lassen sich so weitere Hinweise auf ihre Gehrichtung am Sonntagmittag erlangen“, heißt es seitens der Kreispolizei Gütersloh. Darüber hinaus werden Anwohner gebeten, in ihren Gärten, Gartenhäusern oder Kellerabgängen nachzuschauen.

Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle rund um die Uhr unter der Rufnummer 110 entgegen.

Noch mehr über die Suche finden Sie hier: Vermisste Frau (88) aus Halle hatte Beziehungen nach Werther