Bielefeld. Fragezeichen in einer Überschrift mag Thomas Seim nicht. „Journalisten sollen Antworten geben“, lautet sein Credo. Antworten auf die vielfältigen Fragen der Zeit hat Seim sein ganzes Berufsleben lang geliefert. Jetzt geht der Chefredakteur der „Neuen Westfälischen“ in den Ruhestand.
Der Ort für seinen Abschiedsempfang an diesem Mittwoch kann symbolträchtiger kaum sein. Von der Lounge im 17. Stock des H1, Bielefelds höchstem Gebäude, reicht der Blick weit nach Ostwestfalen-Lippe hinein, in die Region, die er mit seinen Kommentaren und Leitartikeln, mit Interviews und politischen Analysen publizistisch bald 16 Jahre lang geprägt hat. Und gleich nebenan entsteht ein entscheidendes Stück Zukunft der „NW“, die neue Medienzentrale am Kesselbrink.
140 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Medien sind gekommen, um Seim persönlich zu verabschieden. In einer Videobotschaft meldet sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und würdigt ihn als eine „Stimme mit großem Gewicht, streitbar und aufmerksam.“ Nicht immer hätten sie ihre Ansichten geteilt, aber Seim habe stets „den kritischen Austausch mit anderen Meinungen wertgeschätzt.“
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Verabschiedung von NW-Chefredakteur Thomas Seim
„Journalismus mit Haltung“
„NW“-Geschäftsführer Klaus Schrotthofer sagt über seinen persönlichen Freund Thomas Seim mit einem Schmunzeln: „Man kann ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit etwa nach dem Zustand der Berliner Koalition befragen und wird eine fundierte Antwort erhalten.“ Und wer seine Leitartikel lese, wisse hinterher, warum Kommentare Meinungsbeiträge seien. „Auch das ist Journalismus. Journalismus mit Haltung.“
Gekommen sind langjährige persönliche Wegbegleiter wie „dpa“-Chefredakteur Sven Gösmann oder der frühere Kanzleramtschef und Bahnmanager Ronald Pofalla (CDU). Zu Gast sind der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende Norbert Walter-Borjans, der amtierende SPD-Landeschef Achim Post, CDU-Urgestein Elmar Brok und Michael Vesper (Grüne). Arminia-Präsident Rainer Schütte ist dabei, genauso wie die Unternehmer Ortwin und Jörg-Uwe Goldbeck. Außerdem kommunale Spitzenvertreter wie Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen, die Landräte Jürgen Müller (Herford) oder Axel Lehmann (Lippe). Dazu Matthias Linnekugel von der „NW“-Gesellschafterin ddvg, von den Partner-Verlagen Max Giesdorf, Geschäftsführer der „Lippischen Landes-Zeitung“, oder Nina Könemann, Chefredakteurin des „Mindener Tageblattes“. Auch Ulrich Windolph, Chefredakteur des Mitbewerbers „Westfalen-Blatt“, ist der Einladung gefolgt.
Der Weg in den Journalismus begann für den studierten Germanisten und Historiker Seim (65) in seiner Heimat, im Ruhrgebiet, bei der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ). Für die „WAZ“ berichtete er als Korrespondent aus Bonn, war Korrespondent der „Berliner Zeitung“ und schließlich ab 2001 der „Rheinischen Post“. Bei der in Düsseldorf erscheinenden Zeitung wurde er Leiter der Politischen Nachrichten, bevor er 2009 als Chefredakteur zur „Neuen Westfälischen“ kam.
Generationswechsel in der Chefredaktion
Mit dem Abschied von Thomas Seim einhergeht ein Generationswechsel in der Chefredaktion. Seim scheidet zum 31. Juli offiziell aus. Seine Nachfolgerin und bisherige Stellvertreterin Andrea Rolfes (46) ist seit 1. Juni Chefredakteurin, ihr Stellvertreter Martin Fröhlich (48).
„Thomas Seim hat in mir ganz stark das Bewusstsein verankert, dass wir Journalisten uns für die Demokratie und ihre Werte, für Meinungsfreiheit, Toleranz und Vielfalt stark machen müssen“, sagt Andrea Rolfes über ihren Vorgänger.
Sie übernimmt auch die Leitung der Redaktionsgemeinschaft Ostwestfalen-Lippe (RGOWL), eine gemeinsame Zentralredaktion von „Mindener Tageblatt“, „Lippischer Landeszeitung“ und „Haller Kreisblatt“. Rolfes begann ihre Karriere bei der „NW“ als Volontärin, übernahm schnell Leitungsfunktionen in den Redaktionen Bünde und Bielefeld. Fröhlich kehrt nach drei Jahren unter anderem als Director Digital des Weltzeitungsverbands WAN-IFRA zurück zur „NW“. Bis 2022 war er Vize der RGOWL.