Maxvorstadt – Die nagelneuen schlanken Videosäulen sind eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den alten Anhängern. Sie bieten eine Rundumsicht um 360 Grad, liefern gestochen scharfe Bilder, die in Echtzeit in der Einsatzzentrale im Präsidium auflaufen und die Kameras sind höher platziert als bei den alten Anlagen, was die Lagebeurteilung künftig erleichtern dürfte.
Moderne Videotürme haben die alten Anhänger erstetzt.
© Bernd Wackerbauer
Moderne Videotürme haben die alten Anhänger erstetzt.
von Bernd Wackerbauer
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Hochmoderne Kameras sollen Sicherheit zusätzlich verbessern
Angefangen hat die Aufrüstung der Sicherheitstechnik im Alten Botanischen Garten bereits 2024. Im Juni präsentierte das Präsidium eine Überwachungskamera mit drei Optiken, die an der Fassade des Justizpalastes an der Elisenstraße montiert ist. Die Kamera deckt in der Grünanlage gegenüber den Bereich am Neptunbrunnen ab. „Diese Kamera ist rund um die Uhr sieben Tage die Woche in Betrieb“, erklärt Polizeidirektor Stephan Funk, Chef der zuständigen PI 12 (Maxvorstadt) bei der Präsentation.
Tod eines Münchners per Video aufgezeichnet
Wie wichtig Sicherheitskameras im Alten Botanischen Garten sind, zeigte sich bereits einige Wochen später. Am 26. September 2024 kam es am Neptunbrunnen zu einem tödlich verlaufenden Streit zwischen mehreren Männern. Ein 57-Jähriger aus München kam dabei ums Leben.
Die Tat wurde von der Sicherheitskamera am Justizpalast aufgezeichnet und minutiös dokumentiert. Der mutmaßliche Täter, ein 30 Jahre alter Pole, flüchtete, wurde aber bereits knapp eine Woche später in Düsseldorf von der Polizei gefasst. Gegen Rafal P. hat die Staatsanwaltschaft München I nun am Mittwochnachmittag Anklage wegen Mordes erhoben. In ihrer rechtlichen Bewertung geht die Anklage davon aus, „dass der überraschend von schräg hinten gegen den Kopf des Geschädigten gezielt ausgeführte Tritt das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt. Arg- und Wehrlosigkeit eines Opfers können auch gegeben sein“, wie Oberstaatsanwältin Anne Leiding sagt. Rafal P. muss sich vor der 19. Strafkammer des Landgerichtes München verantworten.
Ermittler der Mordkommission und Experten der Spurensicherung am Tatort, dem Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten. Hier fanden Passanten am Mittwochvormittag eine schwer verletzte 57-Jährigen aus München. Das Opfer starb später im Krankenhaus.
© Martha Schlüter
Ermittler der Mordkommission und Experten der Spurensicherung am Tatort, dem Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten. Hier fanden Passanten am Mittwochvormittag eine schwer verletzte 57-Jährigen aus München. Das Opfer starb später im Krankenhaus.
von Martha Schlüter
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Drei Video-Anhänger im Testlauf
Noch im Herbst 2024 rüstete das Präsidium mit zusätzlichen Sicherheitskameras im Alten Botanischen Garten nach. Anfangs waren die drei Anhänger nur als Provisorium gedacht, aufgestellt für Testzwecke, wie es hieß. Die drei Anhänger mit Videokameras und Scheinwerfern wurden im Bereich des Park Cafés aufgestellt. Es handelte sich um Leihgaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt, wie der Chef der PI 12 (Maxvorstadt) bei der Präsentation ausführte.
Die alten Anhänger mit Videokameras waren ein Provisorium und eine Leihgabe von anderen Polizeipräsidien in Bayern.
© Hub
Die alten Anhänger mit Videokameras waren ein Provisorium und eine Leihgabe von anderen Polizeipräsidien in Bayern.
von Hub
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Start für die Videotürme
Die drei Anhänger wurden kürzlich entfernt, wie Polizeisprecher Thomas Schelshorn diese Woche auf Anfrage bestätigte. Sie wurden durch festmontierte Videosäulen ersetzt. Die neuen hochmodernen Kameras sind an einem mehrere Meter hohen Metallmast angebracht. Die höhere Position der Optiken verschafft einen besseren Überblick auf die Umgebung. Die Kameras verfügen über eine 360 Grad Rundumsicht und sind zudem mit Scheinwerfern ausgestattet, die die Umgebung ausleuchten.
Sexualstraftäter begrapscht 13-Jährige
Die neuen Videosäulen haben bereits zu einem ersten Fahndungserfolg geführt. Polizisten konnten mithilfe eines Überwachungsvideos einen Mann identifizieren, der sich kürzlich an eine 13 Jahre alte Schülerin am Rande des Parks herangemacht hatte. Die Schülerin war auf einem Ausflug mit ihrer Klasse und am Gehweg an der Elisenstraße in Richtung Innenstadt unterwegs. Dabei fasst der Verdächtige der 13-Jährigen nach Polizeiangaben im Vorbeigehen an die Brust und ans Dekolleté (AZ berichtete).
Auf dem Gehweg an der Elisenstraße ist eine Schülerin von einem Mann begrapscht worden. Der mutmaßliche Täter wurde im Alten Botanischen Garten festgenommen.
© Bernd Wackerbauer
Auf dem Gehweg an der Elisenstraße ist eine Schülerin von einem Mann begrapscht worden. Der mutmaßliche Täter wurde im Alten Botanischen Garten festgenommen.
von Bernd Wackerbauer
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Video zeigt flüchtigen Verdächtigen
Nach der Tat verschwand der 32-Jährige aus Eritrea samt seinem Begleiter. Eine der Überwachungskameras im Park zeichnet auf, wie der Verdächtige in der Grünanlage im Schutz von Büschen und Bäumen die Kleidung wechselte. Der Mann hoffte offenbar, dass er von den Polizisten anschließend nicht mehr erkannt werden würde. Die Beamten in der Einsatzzentrale des Präsidiums sahen ihn auf einem Video und informierten die Polizisten vor Ort, dass der Verdächtige anders gekleidet ist. Der 32-Jährige wurde innerhalb einer Stunde noch im Alten Botanischen Garten festgenommen. Gegen ihn wird wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen ermittelt. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft in der JVA Stadelheim.
Es hat sich viel getan in puncto Sicherheit
Zu dem sexuellen Übergriff in unmittelbarer Nähe des Alten Botanischen Gartens kam es, obwohl Stadt und Präsidium etliche Verbesserungen in puncto Sicherheit auf den Weg gebracht haben. Bäume und Büsche wurden gestutzt, die Beleuchtung verbessert. Polizei und Kommunaler Außendienst sind vermehrt auf Streife, zudem gibt es Schwerpunktkontrollen. Es gilt ein striktes Alkohol-, Waffen- und Cannabisverbot im Park. „Die Sicherheitslage sieht komplett anders aus als vor einem Jahr“, sagt Thomas Schelshorn.