Das DFB-Team hat das Halbfinale der Nations League gegen Portugal verloren. Das lag auch daran, dass Jonathan Tah in neuer Rolle viele Fehler machte. Und daran, dass vorne wenig gelang. Das DFB-Team in der Einzelkritk.
Marc-André ter Stegen (Tor): Seit seinem Patellasehnenriss im September 2024 war es erst sein dritter Einsatz, Nagelsmann sprach ihm dennoch das Vertrauen aus. Auf der Linie sofort gut im Spiel, allerdings zeigte ter Stegen mit dem Ball am Fuß ungewohnte Schwächen, spielte mehrere gefährliche Fehlpässe. Bei den Gegentoren war er machtlos. Hielt sein Team in der 89. Minute mit einer herausragenden Doppelparade im Spiel.
Jonathan Tah (Abwehr): Ein Tag zum Vergessen für den Abwehrchef an seiner neuen Wirkungsstätte. Der neue Verteidiger des FC Bayern München patzte bei allen gefährlichen Aktionen der Portugiesen im ersten Durchgang – mal stand er falsch, mal verschätzte er sich, mal mit eklatanten Ballverlusten. Ließ sich dann auch beim 1:2 aus der Abwehr raus ziehen und öffnete damit den Raum für Vorlagengeber Mendes.
Robin Koch (Abwehr): Erst zum zweiten Mal unter Nagelsmann in der Startelf und direkt sehr präsent, rettete in der 33. Minute stark nach Tahs Stellungsfehler gegen Neto. Koch hatte mit Ronaldo nicht allzu viele Probleme, allerdings ist man aus Frankfurt ein deutlich besseres Aufbauspiel von ihm gewöhnt.
Waldemar Anton (Abwehr): Der Dortmunder spielte sich mit einem starken Saisonfinish zurück ins DFB-Team und verdiente sich diese Rückkehr auch mit einem anständigen Comeback. Anton erledigte seine Aufgaben gewissenhaft, machte die portugiesische rechte Seite zu. Einziges Manko: Beim Ausgleich hätte er früher rausrücken müssen, um Conceicao zu stören.
Joshua Kimmich (Mittelfeld): In der Nationalmannschaft muss der Kapitän immer auf die rechte Außenbahn ausweichen, aber wie auch zuvor zeigte er, dass das kein Problem für ihn ist. Kimmich bereitete in der vierten Minute die erste Großchance vor, in der zweiten Halbzeit gab er den starken Chip-Assist zur Führung. Allerdings gelang es PSG-Ass Mendes ziemlich gut, seine Aktionen auf eine überschaubare Anzahl zu minimieren.
Leon Goretzka (Mittelfeld): Als Box-to-Box-Spieler mit einigen Aktionen in der Offensive, hatte Pech, dass Costa in der 21. Minute seinen Flachschuss stark abwehrte. Dass das DFB-Team gegen Portugal nicht ins Pressing kam, lag aber auch daran, dass Goretzka das Timing fehlte. Auch der Mittelfeldspieler des FC Bayern hatte viel Luft nach oben.
Aleksandar Pavlovic (Mittelfeld): Hatte in der ersten Halbzeit zwei schlimme Ballverluste am eigenen Strafraum und hatte Glück, dass seine Kollegen die Situationen für ihn ausbadeten. Nach Woltemade-Vorlage in der 19. Minute war auch mehr drin, als sich Pavlovic fallen ließ, um einen Elfmeter zu schinden. Insgesamt kein Sicherheitsfaktor und bekam keine Kontrolle ins Spiel.
Maximilian Mittelstädt (Mittelfeld): Schaltete sich gewohnt häufig in der Offensive ein und schlug viele Flanken – es fehlte jedoch die Präzision bei den Hereingaben. Nachdem Mittelstädt in der zweiten Halbzeit abgetaucht war, reagierte Nagelsmann und wechselte ihn aus.
Leroy Sané (Angriff): In der 21. Minute zeigte der Außenstürmer seine Stärke im Dribbling und bereitete die Topchance von Goretzka vor – allerdings blieb es im gesamten Spiel die einzige auffällige Szene. Folgerichtig war die Partie für Sané bereits nach einer Stunde zu Ende.
Florian Wirtz (Angriff): Nach den vielen Geschichten rund um seinen möglichen Transfer zum FC Liverpool durfte der Noch-Leverkusener mal wieder sein Können auf dem Platz zeigen – befreit wirkte er aber nicht. Wirtz probierte einiges, ihm gelang aber wenig. Sein Kopfballtor blieb der einzige Glanzmoment.
Nick Woltemade (Angriff): Erste Nominierung, erster Startelfeinsatz – und beinahe das erste Tor. Woltemade bereitete in der 19. Minute erst stark für Pavlovic vor, war dann hellwach und schloss ab, Costa parierte jedoch stark. Tauchte danach ab und wurde nicht mehr so oft als Wandspieler gesucht Der Stürmer hatte beim 1:0 Glück, als er seinen Gegenspieler aktiv blockte, der Schiedsrichter aber auf passives Abseits entschied.
Robin Gosens (60. für Mittelstädt): Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung kassierte Deutschland den Ausgleich – und daran hatte Gosens großen Anteil. Er ließ Conceicao amateurhaft laufen, das war ganz schlechtes Abwehrverhalten bei seinem Comeback, nachdem er gegen Italien nicht nominiert worden war. Fiel auch danach nicht positiv auf.
Serge Gnabry (60. für Sané): Nagelsmann hatte sich mehr Schwung in der Offensive mit seiner Hereinnahme gewünscht, ein Effekt blieb aber aus. Gnabry konnte keinerlei Akzente setzen, nutzte die halbe Stunde überhaupt nicht, um Eigenwerbung für den Final-Sonntag zu betreiben.
Niclas Füllkrug (60. für Woltemade): Die Saison bei West Ham United war sehr problematisch für Nagelsmanns ehemaligen Nummer-1-Stürmer – und das zeigte sich auch gegen Portugal. Füllkrug ließ seine Präsenz im Strafraum komplett vermissen, war wirkungslos.
Karim Adeyemi (71. für Pavlovic): Sein Pfostenkracher in der 83. Minute war die einzige starke Offensivaktion der Deutschen nach dem 1:2. Es blieb aber auch beim BVB-Profi der einzige Moment, in dem er glänzen konnte.
Lukas Nmecha (71. für Anton): Spielte nach seiner Einwechslung einen starken Vertikalpass, ansonsten konnte er aber nicht dabei helfen, dem deutschen Offensivspiel wieder mehr Schwung zu geben.