Stand: 04.06.2025 23:52 Uhr

Auch bei den diesjährigen French Open wird Alexander Zverev nicht seinen ersten Grand-Slam-Titel gewinnen. Weil Altmeister Novak Djokovic beim 4:6, 6:3, 6:2, 6:4 trotz Satzrückstands das perfekte Mittel für die Wende hatte.


Sebastian Hochrainer

Zverev legte einen Traumstart hin und punktete sofort bei Djokovics Aufschlag zum 1:0. In der Folge agierten beide souverän, Chancen auf ein weiteres Break gab es vorerst für beide nicht. Dann brachte sich Zverev mit einer Diskussion mit der Schiedsrichterin beim Stand von 4:2 und 15:15 selbst ein wenig aus dem Rhythmus. Djokovic brachte sein Service durch und holte sich danach seine erste Breakchance, weil der deutsche Tennis-Star seinen ersten Aufschlag nicht mehr brachte.

Zverev kämpfte aber gegen den offensiven Djokovic an, wehrte den Breakball mit starker Defensive ab und profitierte von einem Fehler des Serben. Danach fand er seinen Aufschlag wieder und brachte das Spiel doch noch ins Ziel. Danach servierte Zverev wieder souverän und gewann den ersten Satz mit 6:4. Sein Faustpfand: Sein erster Aufschlag kam oft (62 Prozent) und dann gewann er 94 Prozent der Punkte.

Beide Spieler auf Augenhöhe, aber Djokovic „stoppt“ Zverev

Insgesamt war es ein enges und sehr umkämpftes Match, die Ballwechsel waren oft lang, freie Punkte gab es eher selten. Zverev verfiel allerdings in alte Muster und positionierte sich im zweiten Satz deutlich weiter hinter der Grundlinie – und das bestrafte Djokovic. Der 38-Jährige breakte seinen Gegner erstmals zum 3:1 und brachte mit seiner Emotionalität sogar die Zuschauer hinter sich.

Wie ausgeglichen die Partie war, zeigte auch der Stand nach 100 Ballwechseln, als es nach Punkten 50:50 stand – und wenig später stand es auch nach Sätzen unentschieden. Nach einem spektakulären Schlagabtausch beendete Djokovic den zweite Durchgang mit einem seiner vielen starken Stoppbälle zum 6:3.

Novak Djokovic spielt einen Stopp.

Zverev verliert den Faden und Djokovic schlägt zu

Spätestens ab diesem Moment war der Rekord-Champion der bessere Spieler. Seine kurzen Bälle mit der Rückhand raubten Zverev die Nerven, dazu antizipierte er die Schläge des Deutschen immer wieder hervorragend. Beim Stand von 2:2 knackte Djokovic dann auch den Aufschlag seines Gegners, der danach komplett den Faden verlor. Zverev unterliefen nun haufenweise Fehler, passend dazu sorgte eine drucklose Rückhand, die weit ins Aus ging, für das 2:6 und den Satzrückstand.

Bei den Australian Open hatten sich die beiden letztmals gegenübergestanden, damals gewann Zverev auch den ersten Satz und profitierte dann von der Aufgabe Djokovics. Der war diesmal allerdings körperlich stabil, zeigte seine Comebackqualitäten und gewann die erste Partie der beiden auf Sand seit 2019 souverän. Djokovic nahm Zverev sofort den Aufschlag zum 1:0 ab, diesmal war es eine Rückhand ins Netz, die den erneuten – und entscheidenden – Rückschlag besiegelte.

Djokovic im Finale mit einem Stopp nach dem nächsten

Zwar schnupperte Zverev bei 2:3 noch mit einem Breakball am Comeback – doch Djokovic konterte weltklasse. Der Altmeister gewann einen Marathon-Ballwechsel, in dem er wieder zwei Stopps spielte, der letzte war vorentscheidend und führte dann zu einem Passierschlag. Danach brachte Djokovic seinen Aufschlag durch und ließ sich auf dem Weg zum Gewinn des vierten Satzes nicht mehr aufhalten.

Mit einem Stopp – natürlich – holte er sich seine ersten beiden Matchbälle, vergab die und erspielte sich mit einem Volley-Stop den dritten, den vierten sicherte er sich auf die gleiche Art mit Serve-and-Volley. Zverev kämpfte, hatte Glück, dass er einen Überkopfball mit dem Rahmen traf, aber nach 3:17 Stunden war die Partie dann vorbei – und sie endete mit einem Zverev-Fehler nach einem Rückhand-Stopp von Djokovic bei seinem fünften Matchball.

Djokovic: „Der Grund, warum ich noch spiele“

So feierte die ehemalige Dauer-Nummer-1 der Welt seinen 101. Sieg bei den French Open und hat nach wie vor die Chance, zum vierten Mal in Paris zu gewinnen und seinen 25. Grand-Slam-Titel zu ergattern. „Matches wie heute Abend sind der Grund, warum ich noch spiele“, sagte Djokovic hinterher.

Auf dem Weg zum Titel steht Djokovic nun die wohl schwerstmögliche Aufgabe im Weg, im Halbfinale trifft er auf Jannik Sinner. Die aktuelle Nummer eins der Weltrangliste ist im gesamten Turnierverlauf noch ohne Satzverlust.