Newsblog zum Ukraine-Krieg

Selenskyj will über Privatarmeen nachdenken

Aktualisiert am 05.06.2025 – 03:58 UhrLesedauer: 16 Min.

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Wolodymyr Selenskyj beim Gipfel in Vilnius: Er will über Privatarmeen nachdenken. (Archivbild) (Quelle: IMAGO/Danylo Antoniuk/imago)

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In Charkiw gibt es nach russischen Angriffen 17 zivile Verletzte. Die Ukraine setzt auf Waffenproduktion im Ausland. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Russische Drohnen haben laut örtlichen Behörden Wohnhäuser in der zweitgrößten Stadt der Ukraine, Charkiw, getroffen und mehrere Brände ausgelöst. Siebzehn Menschen seien dabei verletzt worden, darunter zwei Kinder, berichtet Regionalgouverneur Oleh Synjehubow. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, schreibt auf Telegram, bei den Angriffen um 1 Uhr morgens seien sieben Wohnhäuser beschädigt worden. Zwei Gebäude wurden demnach direkt von Drohnen getroffen – eines im 17. Stock, ein weiteres im zweiten Stock. Reuters konnte diese Berichte nicht unabhängig prüfen.

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un sichert Russland seine uneingeschränkte Unterstützung bei seiner Politik gegenüber der Ukraine und bei anderen internationalen Fragen zu. Dies habe Kim dem Chef des russischen Sicherheitsrates Sergej Schoigu bei einem Treffen am Mittwoch gesagt, berichtet die nordkoreanische staatliche Nachrichtenagentur KCNA.

„Kim Jong Un bekräftigte, dass die Regierung der Demokratischen Volksrepublik Korea auch in Zukunft die Position Russlands und dessen Außenpolitik bedingungslos unterstützen werde“, heißt es in dem Bericht. Nordkorea hatte erst Ende April offiziell bestätigt, dass es mehr als 10.000 Soldaten und Waffen nach Russland entsandt hat.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, über den Einsatz von Privatarmeen nachzudenken. Die Aussage machte er nach Angaben des „Kyiv Independent“ während einer Pressekonferenz. Er reagierte damit auf Forderungen Russlands, dass die Ukraine „nationalistische Formationen“ und private Militärgruppierungen auflösen solle.

„Ich werde jetzt nach solchen Ultimaten anfangen, darüber nachzudenken“, sagte Selenskyj. Er betonte, dass die Ukraine derzeit keine Privatarmeen habe. Die Asow-Brigade, auf die Russland offenbar anspielt, sei Teil der ukrainischen Nationalgarde. Er war Russland vor, unterschiedliche Standards zu haben, da Moskau bekanntlich die Wagner-Gruppe lange Zeit gefördert habe. Die Asow-Brigade ist eine ukrainische Militäreinheit, die ursprünglich 2014 als Freiwilligenbataillon gegründet wurde, dann aber in die ukrainischen Strukturen eingegliedert wurde. In ihr dienten auch Soldaten mit rechtsextremistischen Hintergrund.

Ukraine setzt auf Waffenproduktion im Ausland

Die ukrainische Regierung setzt für den Nachschub an Waffen und Munition auf verstärkte Produktion gemeinsam mit den europäischen Partnern. Dabei gebe es auch Interesse, dass ukrainische Rüstungsfirmen außerhalb des Landes neu entwickelte Systeme herstellen, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow nach einem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Diese Waffen sollten für die Dauer des Krieges an die Ukraine geliefert werden.

Umjerow, der gemeinsam mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und dem britischen Ressortchef John Healey über Ergebnisse des Treffens berichtete, sagte: „Wir werden Drohnen, Raketen, Munition und andere Waffen zusammen bauen. Ukrainische Drohnen haben das Gefechtsfeld verändert.“ Die gemeinsame Produktion bedeute einen strategischen Wandel.

Pistorius hatte bereits vor dem Treffen verstärkte Anstrengungen für mehr Luftverteidigungssysteme und den elektromagnetischen Kampf zugesagt – also Schutz und Störung von Kommunikation und Waffeneinsätzen. Weitere Länder beteiligten sich an diesen Vorhaben.

Neue Videoaufnahmen enthüllen: Russische Bomber standen wohl kurz vor Angriff

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat spektakuläre Aufnahmen von der Spezialoperation „Spinnennetz“ veröffentlicht. Sie zeigen die Angriffe auf Flugplätze tief im russischen Hinterland. Hier können Sie die neuen Aufnahmen sehen.

Der Vertraute von Kremlchef Putin und Sekretär von Russlands Nationalem Sicherheitsrat, Sergej Schoigu, hat mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un über den Ukraine-Konflikt gesprochen. Beide hätten „Ansichten über die Situation rund um die Ukraine-Krise und die koreanische Halbinsel“ ausgetauscht, erklärte die russische Botschaft zu dem Besuch am Mittwoch. Schoigu sei auf Anweisung Putins in Pjöngjang.

imago images 0304216597Vergrößern des BildesNordkoreas Diktator Kim Jong Un (l.) und der Putin-Vertraute Sergeij Schoigu (Archivbild): Bei dem Treffen in Nordkorea dürfte es um neue Waffenlieferungen gehen. (Quelle: IMAGO/Vadim Savitsky)

Schoigus Besuch am Mittwoch ist sein zweiter in Pjöngjang in weniger als drei Monaten. Im vergangenen Jahr hatten Russland und Nordkorea ein Abkommen über eine „umfassende strategische Partnerschaft“ geschlossen, das auch eine Klausel zur gegenseitigen Verteidigung enthält. Schoigu besuchte Pjöngjang zuletzt im März, als er das Abkommen als „voll und ganz den Interessen beider Länder entsprechend“ begrüßte.