Immer am ersten Samstag des Monats können die Berliner zwischen den Häusern der Old Texas Town spazieren und im Saloon einen Whiskey trinken gehen. Die Stadt ist im Westernstil erbaut worden und zieht Hochzeitspaare, Familien und Firmenfeiern in den östlichsten Ortsteil von Spandau. Bereits seit 1968 befindet sich der Verein Cowboy Club Old Texas Berlin 1950 (CCOT) auf dem Gelände an der Paulsternstraße 18 in Siemensstadt. Doch nun soll er neuen Projekten weichen.

„Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert“, erzählt der Vereinsvorsitzende Ralf Keber der Berliner Zeitung. Bis zum 31. August sollen sie das Gelände räumen. Damit müssten Marys Saloon, das Courthouse, die Kirche, der Palisadenzaun und das große Eingangstor verschwinden. Der Vertrag wurde im Jahr 2008 mit der in Berlin ansässigen Firma Dr. Aldinger & Fischer Grundbesitz geschlossen – auf 15 Jahre, mit der Möglichkeit jeweils um ein Jahr zu verlängern. Doch das war dieses Mal nicht der Fall. Man munkle, auf dem Gelände solle ein Rechenzentrum entstehen, sagt Keber. Derzeit gehen seine Anwälte noch die Unterlagen durch.

Old Texas Town droht Schließung: Vorsitzender hofft auf politische Lösung

Sollten die Pläne umgesetzt werden, würde die Westernstadt am ersten Juliwochenende das letzte Mal regulär öffnen – nur zwei Wochen nach dem 75. Jubiläum. Bis zu 500 Gäste sind laut Keber an den Sommerwochenenden gekommen. Der Vereinsvorsitzende hofft auf eine politische Lösung: „Die Stadtverordnetenversammlung und der Bürgermeister Kai Wegner sind informiert“, sagt er. Es gebe eine breite Unterstützung. Die Nachricht von der drohenden Schließung habe auch seine Freunde in Bayern und im Rheinland erreicht. Es werden Petitionen gestartet. Auch die Berliner Band The BossHoss sei Mitglied des Vereins und setze sich für den Erhalt sein, sagt Keber.

Eine erste öffentliche Reaktion kam von der CDU-Fraktion Spandau. In einem Instagram-Post schreibt die Fraktion: „Für uns ist klar: Dieses Stück gelebter Geschichte, Ehrenamt und Gemeinschaft darf nicht einfach verschwinden! Die CDU-Fraktion Spandau setzt sich mit Nachdruck für den Erhalt der Westernstadt ein und steht an der Seite des Vereins.“

Das Eingangstor zur Westernstadt, mit hohen Türmen.

Das Eingangstor zur Westernstadt, mit hohen Türmen.Cowboy Club Old Texas Berlin 1950

Westernstadt in Siemensstadt: „Ein Umzug wäre nicht möglich“

Keber sagt weiter: „Ein Umzug wäre, denke ich, nicht möglich.“ Dafür müsste man ein Grundstück finden und viele Mitglieder seien bereits über 50 oder 60 Jahre alt. Außerdem habe die Westernstadt an diesem Standort viele Vorteile: Sie ist durch die U-Bahnstation Paulsternstraße gut angebunden und da das Gelände in einem Gewerbegebiet liegt, müssten keine Öffnungs- und Schließzeiten eingehalten werden. Das seien Faktoren, um die sie andere beneiden.

Der Club wurde ursprünglich im Jahr 1939 als „Berliner Cowboy Club“ gegründet, musste aufgrund der politischen Lage in den Untergrund und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst. Im US-amerikanischen Sektor in Berlin konnte der Club sich neu gründen und als Verein eintragen. Mitte der 1950er zog der Verein auf ein Grundstück neben dem Kraftwerk Reuter, welches es im Jahr 1968 wegen einer Kraftwerkerweiterung verlassen musste. Der Verein wechselte daraufhin in die Paulsternstraße.