Klagenfurt (Österreich) – Für die Familie von Mustafa Pinarci (†21) ist seit dem 22. Oktober 2024 nichts mehr wie zuvor. Der junge Mann wurde in der Türk-Kaserne in Spittal an der Drau von Soldat Lukas P. (19) erschossen.
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Neben dem Schmerz quält die Eltern vor allem eine Frage: „Unser Sohn sollte beim Heer seinem Land dienen. Warum musste er dort sterben?“, sagen Ömer und Seher, die Eltern des Getöteten, zu BILD. Eine Antwort werden sie womöglich nie bekommen. Im Gegenteil: Der Täter versuchte noch vor Gericht, sich bis zuletzt herauszureden. Am Ende wurde er dennoch wegen Mordes zu 12 Jahren Haft verurteilt.
Am Mittwoch stand Lukas P. vor dem Landesgericht in Klagenfurt (Österreich), angeklagt wegen Mordes. Das Motiv für die Tat blieb bis zum, Schluss unklar. Vor Gericht präsentierte der Todesschütze eine neue Version des Geschehens: Mustafa sei ein guter Freund gewesen, er habe plötzlich neben ihm gestanden, als er gerade mit der Waffe spielte – dabei habe sich ein Schuss gelöst.
Lukas P. wird in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Er erschoss in der Kaserne seinen Kameraden
Foto: Joerg Voelkerling
Mehrere Versionen des Todesschusses
Es war bereits die dritte Version des Bundesheer-Angehörigen. Staatsanwältin Doris Wieser erklärte: „In der ersten Befragung sagte er, der Gurt mit Holster und Glock-Pistole P80 sei ihm heruntergefallen, dabei habe sich der Schuss gelöst. Bei der richterlichen Vernehmung gab er an, er sei erschrocken, als das Opfer ihn ansprach. Er habe ‚einen Zucker gemacht‘, die Waffe sei gefallen, er habe sie mit dem Fuß aufgehoben und reflexartig versucht, sie aufzufangen.“
Für Mustafas Familie war all das unerträglich. Denn sie werden ihren Sohn nicht zurückbekommen. Sie forderten gegenüber BILD: „Wir verlangen die Höchststrafe.“ Das wären 20 Jahre gewesen.
Eltern des Opfers verlassen bei Video den Saal
Als ein Überwachungsvideo mit den letzten Minuten im Leben ihres Sohnes gezeigt wurde, verließen die Angehörigen weinend den Saal. Darauf war zu sehen, wie Mustafa das Kommandogebäude am Kaserneneingang betrat, um sich wegen eines verhängten Ausgangsverbots beim Offizier vom Dienst zu melden. Dieser war jedoch wegen eines Stromausfalls auf dem Gelände unterwegs. Danach ging Mustafa die Wachstube, in der Lukas P. Dienst hatte. Wenig später kam er wieder heraus, presste seine linke Hand gegen die Brust – und brach zusammen.
Nebenklage-Anwalt Nikolaus Rast
Foto: Joerg Voelkerling
Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass es im Wachzimmer zu einem Streitgespräch gekommen sein muss. Ein Zeuge sagte im Prozess: „Ich hatte den Eindruck, dass zwischen den beiden ein angespanntes Verhältnis herrschte. Als ich mich einmal mit Lukas über unser Wochenende unterhielt, mischte sich Musti ein und wurde von Lukas aufgefordert, sich nicht einzumischen.“
Die Familie des Getöteten erhält mit dem Urteil 18.000 Euro Trauerschmerzensgeld. Aber ihre Trauer ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.
In einer früheren Version berichteten wir, dass der Vorfall in der Kaserne in Klagenfurt passierte, richtig ist Spittal an der Drau. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.