Steinhagen. Bereits seit einiger Zeit streunt ein Mutterschaf in den Wiesen oberhalb von Amshausen. Anwohner hatten das Tier im Mai mehrfach gesichtet. Mittlerweile ist es nicht mehr allein. Mit einem Facebook-Post machte Nina Henning, die unweit der Gaststätte Friedrichshöhe wohnt, im Mai auf das offenbar ausgebüchste Tier aufmerksam.

„Seit einigen Wochen läuft diese herdenlose Schafmama, inzwischen mit Lamm, im Bereich Amshausen/Petersberg herum“, schreibt die Tierfreundin, die selbst eine kleine Herde besitzt. „Der Radius beträgt mindestens einige Hundert Meter. Das Tier ist extrem scheu und flüchtet, wenn es Menschen sieht.“ Bereits mehrfach ist versucht worden, die beiden Tiere einzufangen, ohne Erfolg. Auch Nina Hennings Versuch, sie zur eigenen Herde zu locken, scheiterte.

Spannend ist natürlich die Frage, warum das Nutztier mit Nachwuchs frei unterwegs ist. „Niemand scheint es zu vermissen“, betont Nina Henning. Trotzdem sei es naheliegend, dass das Schaf bei einem lokalen Landwirt ausgebrochen ist. Üblicherweise sind solche Tiere am Ohr gechippt, da sie aber noch niemand einfangen konnte, ließ sich das bisher nicht kontrollieren.

Steinhagenerin versucht Schaf zur Herde zu locken

Unterstützt werden die Anwohner mittlerweile von der „Tierhilfe Rheda-Wiedenbrück & Umgebung e. V.“. Tierschützerin Emily Bochnig hat bereits versucht, mehr über Mutterschaf und Nachwuchs herauszufinden. „Wir haben mit Wildtierkameras gesucht, ohne Erfolg. Wir haben die Tiere selbst nie gesehen. Wir jagen ein Phantom“, sagt Bochnig. Sie rät davon ab, sich selbst auf die Suche nach den Tieren zu machen, um sie einzufangen. Diese Versuche seien zum Scheitern verurteilt und stressten die scheuen Tiere nur zusätzlich.

Im oberen Bereich des Bildes ist das wilde Mutterschaf zu erkennen. Nina Henning hatte versucht, es mit ihrer eigenen Herde anzulocken. - © Nina Henning

Im oberen Bereich des Bildes ist das wilde Mutterschaf zu erkennen. Nina Henning hatte versucht, es mit ihrer eigenen Herde anzulocken.
(© Nina Henning)

Akut drohe Mutter und Kind keine Gefahr. „Das ist für sie ja ein tolles Gebiet, es gibt Futterangebot ohne Ende“, sagt Bochnig. „Und bis zum Winter ist noch viel Zeit.“ Einzig die Wölfe, die auch in Steinhagen schon gesichtet wurden, könnten für die Schafe zur Gefahr werden. Sollte jemand die scheuen Tiere zufällig zu Gesicht bekommen, rät Emily Bochnig, sich fernzuhalten, ein Foto zu machen und der Tierhilfe unter Tel. 0178 9169191 Bescheid zu geben.

Viele Sichtungen in OWL: Haben wir ein Wolf-Problem?

Unsicher ist derzeit, ob vielleicht noch ein drittes Schaf durch Amshausen streunt, wie es verschiedene Anwohner gesehen zu haben glauben. Zwar habe es Sichtungen eines Schafes gegeben, welches ohne Lamm unterwegs war, allerdings sei zeitlich denkbar, dass es sich dabei um das damals noch trächtige Muttertier gehandelt habe, erklärt die Rhedaer Tierfreundin.

Bielefelder Mufflon-Herde hat Freunde und Feinde

Auch der zuständige Jagdschutzbeauftragte hat die Tiere bereits gesichtet. Er betont im HK-Gespräch noch einmal besonders deutlich, dass Menschen, die sich auf die Suche nach den Tieren begeben, Schaden anrichten können. „Derzeit ist Brut- und Setzzeit“, so Horst Pohlmann. Daher gelten verschiedene Verbote, um das Wild zu schonen. Gerade junge Kitze könnten von Neugierigen aufgeschreckt und gestresst werden. „Die Natur sollte jetzt – wenn überhaupt – nur sehr vorsichtig betreten werden.“

Schockmoment nahe Steinhagen: Mufflonherde springt plötzlich vor Auto

Er habe gehört, dass für die Schafe sogar schon Futter oder Wasser bereitgestellt worden sei, das sei klar verboten, erklärt Pohlmann. Zuletzt seien die Schafe in seinem Bereich seines Wissens nicht mehr gesehen worden. Ob sie sich derzeit noch in Amshausen aufhalten, ist entsprechend unklar.

Schon seit Jahrzehnten ist im Teutoburger Wald wenige Kilometer entfernt eine Mufflon-Herde zu Hause. Die Tiere, die meist oberhalb von Dornberg anzutreffen sind, haben Fans und Feinde gleichermaßen. Waldbesitzer fordern den Abschuss der Wildschafe, andere – wie der Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen – setzen sich für den Erhalt der Herde ein.