Halle. Wie weit kann eine 88-jährige Frau mit einem Rollator eigentlich kommen? Diese Frage stellen sich seit dem Verschwinden von Elisabeth R. am vergangenen Sonntag (1. Juni) Polizei und Rettungskräfte, Angehörige und ebenso viele weitere Menschen, die seitdem nach ihr suchen oder sich zumindest Gedanken um ihr Schicksal machen. Wie im Zusammenhang mit dieser Frage bekannt wurde, gab es tags zuvor (Samstag, 31. Mai) schon einen Einsatz am Altenzentrum Eggeblick.
In diesem Fall war Elisabeth R. bis hinters Haus gelaufen und dort gestürzt. Dementsprechend hatte sie sich leichte Blessuren zugezogen, sodass es vor diesem Hintergrund noch unrealistischer erscheint, sie könne in diesem Zustand eine lange Wegstrecke zurückgelegt haben. Eigentlich. Tatsächlich haben die beteiligten Einsatzkräfte mit jahrelanger Ausbildung und Erfahrung schon alles erlebt. Und kommen deshalb zu dem Schluss: „Wahrscheinlichkeit zählt hier nicht.“
Dies ist auch der Grund dafür, dass die Polizei am Donnerstagmorgen (5. Juni) nicht locker lässt und weiter alle Register zieht. „Unter anderem hat erneut ein Hubschrauber die Bahnstrecke des Haller Willem abgeflogen“, berichtet Polizeisprecherin Katharina Felsch. „Leider erneut ohne ein Ergebnis.“ Weil die Mantrailer allerdings mehrmals in diese Richtung gezogen hatten, war dies noch mal der Versuch, eine Spur der dementen alten Dame zu finden.
Polizeipräsenz und weitere Einsatzkräfte in der ganzen Stadt
Darüber hinaus wurde zum wiederholten Male ihr Wohnhaus an der Haller Apothekerstraße durchsucht, in dem sie bis zu ihrem Umzug ins Altenzentrum vor etwa zwei Wochen gelebt hatte. Auch leer stehende Objekte im nahen Umfeld des Hauses wurden unter die Lupe genommen, während weiterhin zahlreiche Polizeibeamte dauerhaft in der Stadt präsent sind und in der näheren Umgebung nach Elisabeth R. suchen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Gerade sieht es so aus, als sei sie spurlos verschwunden.
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Mittlerweile wurden in diesem Vermisstenfall vier Hubschrauberflüge veranlasst, Mantrailer und – was eher außergewöhnlich ist – Flächensuchhunde waren an der Suche nach Elisabeth R. beteiligt. Auch Drohnen kamen zum Einsatz. Zudem wurden am Mittwoch sogar verdeckte Ermittler zum Durchforsten des Waldes eingesetzt. Der Aufwand ist enorm. „Aber dieser Fall ist auch sehr besonders“, ordnet Katharina Felsch die Lage ein. „Wir haben überhaupt keinen Anhaltspunkt, in welche Richtung sie gegangen sein könnte.“
So sieht der Flyer der privaten Suchgruppe aus, der am Donnerstag großflächig in Halle und Umgebung verteilt wird.
(© Suchgruppe)
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Die private Suchgruppe ist über Nacht auf rund 150 Mitglieder angewachsen. Eine bemerkenswerte Zahl, die zeigt, wie viel Anteilnahme dieser Fall in der Bevölkerung ausgelöst hat. Nachdem der Suchtrupp am Mittwochnachmittag im Prinzip die gesamte Haller Innenstadt umgekrempelt sowie hinter jeden Baum und in jeden versteckten Winkel geguckt hatte, setzte eine kleine Gruppe die private Fahndung am späten Abend bis kurz nach Mitternacht mit zwei geländegängigen Fahrzeugen im Bereich des Teutoburger Waldes fort. Auch die Strecke von der Bahnstation in Künsebeck bis zum Teuto fuhren die Mitglieder ab.
Polizei Gütersloh bittet weiter um Hinweise
Teilnehmer der Gruppe haben unterdessen einen Flyer erstellt, den sie nach Rücksprache mit der Polizei im Laufe des Tages großflächig verteilen wollen. Nicht nur in Halle, sondern auch in den Nachbarstädten Werther, Steinhagen und Borgholzhausen. Analog und digital.
Die Polizei steht außerdem mit Angehörigen und Zeugen in Kontakt, um weitere Erkenntnisse über mögliche Anlaufadressen der fortgeschritten dementen Dame zu erlangen.
Weiterhin bitten die Beamten darum, dass Haus- und Ladenbesitzer in der Umgebung des Seniorenheims Videoüberwachungen nach Bildern der Dame überprüfen mögen. „Möglicherweise lassen sich so weitere Hinweise auf ihre Gehrichtung am Sonntagmittag erlangen“, heißt es seitens der Kreispolizei Gütersloh. Darüber hinaus werden Anwohner gebeten, in ihren Gärten, Gartenhäusern oder Kellerabgängen nachzuschauen.
Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle rund um die Uhr unter der Rufnummer 110 entgegen.