Stand: 05.06.2025 18:21 Uhr

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will Olympia erstmals seit den Sommerspielen 1972 in München wieder nach Deutschland holen. Hamburg ist an einer möglichen Ausrichtung interessiert. Fragen und Antworten zur Olympia- und Paralympics-Bewerbung der Hansestadt.

Wo sollen welche Wettbewerbe in Hamburg stattfinden?

Beachvolleyball auf dem Heiligengeistfeld, Schwimmen im Volksparkstadion, Hockey im Millerntorstadion, Triathlon rund um die Alster, Tennis und Boxen am Rothenbaum, weitere Sportarten in den Messehallen – und Leichtathletik in einem neuen Stadion am Volkspark.

Der Großteil der insgesamt 38 Disziplinen soll im Olympic Park City und im Olympic Park Altona stattfinden – dort entsteht auch das Olympische Dorf. Alle Wettkampfstätten sollen mit dem Nahverkehr und zu Fuß gut erreichbar sein. Und alle Bauten sollen auch nach dem Ereignis genutzt werden. 

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Welche Partner hat Hamburg im Boot?

Für die Segel-Wettkämpfe hat sich Hamburg auf Kiel-Schilksee als Partner festgelegt. Auch Handball und Rugby würden in Kiel stattfinden. Fußball soll im gesamten Bundesgebiet gespielt werden, Kanuslalom wäre in Markkleeberg bei Leipzig (Sachsen), Schießen in Suhl (Thüringen) und das Vielseitigkeitsreiten in Luhmühlen bei Lüneburg (Niedersachsen) beheimatet.

Wie sehen die Pläne für das neue Leichtathletik-Stadion aus?

Das fehlende Leichtathletik-Stadion in der Hansestadt war bislang ein großes Hindernis. Nun soll in unmittelbarer Nähe zum Volksparkstadion des HSV eine Multifunktionsarena gebaut werden, die bis zu 60.000 Menschen fasst und auch ohne Olympia-Zuschlag entstehen wird. Die Chancen haben sich damit deutlich erhöht. Nach den Olympischen Spielen würde die Arena in ein reines Fußballstadion umgebaut und als Spielstätte für den Hamburger SV, internationale Fußballspiele und Konzerte sowie unter der Woche für den Breitensport genutzt werden.

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Visualisierung des geplanten Leichtathletik-Olympiastadions in Hamburg © moka-studio

Im Volkspark soll eine neue Arena entstehen. Olympia spielt dabei eine Rolle, aber auch der HSV. Der, so betont Sportstaatsrat Holstein, sei aber nur einer der möglichen Nutzer.
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Wird es ein Referendum in Hamburg geben?

Ja. Voraussichtlich am 31. Mai 2026 sollen die Hamburgerinnen und Hamburger über eine Olympia-Bewerbung abstimmen. Die Kosten dafür sollen bei fünf bis sechs Millionen Euro liegen. 2015 hatte sich Hamburg beim Bürger-Referendum gegen die Fortsetzung der Kampagne für die Spiele 2024 oder 2028 entschieden.

Wie steht die Hamburger Politik zu den Olympia-Plänen?

Der rot-grüne Senat kann auf breite parlamentarische Unterstützung bauen. Kurz nach der Präsentation der Senatspläne sprach sich Anfang Juni neben den Fraktionen der Regierungsparteien in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft auch die CDU als größte Oppositionspartei für eine Bewerbung als Austragungsort Olympischer und Paralympischer Spiele aus. Lediglich Linke und AfD sind dagegen.

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Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote bei einer Rede in der Hamburgischen Bürgerschaft. © picture alliance / dpa Foto: Marcus Brandt

Die Bürgerschaft hat über Hamburgs Olympia-Bewerbung debattiert. SPD, Grüne und CDU sind dafür, die Linke und die AfD sprachen sich dagegen aus.
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Wie stehen Hamburgs Chancen auf Olympia?

Die Hansestadt hat ihre Olympia-Pläne komplett überarbeitet und mit „Hamburg+“ ein Konzept der kurzen Wege und Nachhaltigkeit präsentiert. Es ist sehr groß gedacht, aber auch sehr teuer. Der Plan einer neuen 60.000-Zuschauer-Arena für die Leichtathletik neben dem Volksparkstadion dürfte große Diskussionen provozieren.

Schlüssige Finanz- und Transportkonzepte sind Grundvoraussetzung für ein Ja der Hamburger Bevölkerung. Die liegen bislang aber noch nicht auf dem Tisch.

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Ein Skater bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris © IMAGO / HMB-Media

Statt sich mutig für einen Kandidaten zu entscheiden, machen wir Deutschen erst einmal, was wir besonders gut können: Wir treten gegeneinander an, meint Holger Gerska in seinem Kommentar.
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Welche deutschen Mitbewerber hat Hamburg?

Neben Hamburg haben sich Berlin, München und die Region Rhein-Ruhr für eine Olympia-Bewerbung in Deutschland in Stellung gebracht. Für diese drei Kandidaten ist neben Kiel (Schleswig-Holstein) auch Mecklenburg-Vorpommern mit Rostock-Warnemünde ein potenzieller Segelpartner. Berlin hat zudem noch Brandenburg und Sachsen im Boot.

Für welche Olympischen Spiele will sich Deutschland bewerben?

Infrage kommen die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044. Es ist unklar, wann Europa nach Paris 2024 wieder dran ist. Für 2036 gilt als sicher, dass Asien am Zug ist. Das „Wann“ sei nicht entscheidend, betonte Michael Mronz, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und des DOSB-Präsidiums: „Deutschland muss ready sein, wenn Europa gefragt wird.“

Wie ist der DOSB-Zeitplan für die deutsche Olympia-Bewerbung?

Bis einschließlich September wird der DOSB die Konzepte „in Zusammenarbeit mit den Gebietskörperschaften weiterentwickeln“ und die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen sowie die Plausibilität der Konzepte prüfen. Die Konzepte, welche die Anforderungen erfüllen, werden auf der DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember 2025 in Frankfurt am Main vorgestellt. 

In der zweiten Stufe erhalten die Bewerber die Möglichkeit, bis Ende Juni 2026 ein Referendum durchzuführen, um die gesellschaftliche Unterstützung für die Bewerbung einzuholen. In der dritten Stufe wird anhand einer nach DOSB-Angabe „noch zu entwickelnden Bewertungsmatrix“ die finale Bewertung vorgenommen. Im Herbst 2026 stimmt eine außerordentliche DOSB-Mitgliederversammlung über den deutschen Kandidaten ab.

Wann vergibt das IOC zum nächsten Mal Olympische Spiele?

Der DOSB geht davon aus, dass das IOC frühestens 2027 darüber entscheiden wird, welche Städte nach Los Angeles 2028 und Brisbane 2032 Olympische und Paralympische Spiele ausrichten werden.

Wie hoch werden die Kosten einer Bewerbung sein?

Konkrete Kosten nennt der DOSB noch nicht. Der laufende nationale Prozess, den der Verband bis Mitte 2024 aus Eigenmitteln finanzierte, soll aber deutlich günstiger sein als vergangene deutsche Bewerbungen. Günstiger beispielsweise als die rund 50 Millionen Euro, die Hamburg im Budget für den Anlauf auf die Sommerspiele 2024 veranschlagt hatte.

Bekommt Deutschland den Zuschlag für die Ausrichtung Olympischer Spiele, wird es gleichwohl teurer. Die Sommerspiele von Paris kosteten rund zehn Milliarden Euro.

Wie steht die deutsche Regierung zu einer Olympia-Bewerbung?

Die neue Regierung aus CDU/CSU und SPD um Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Unterstützung einer Olympia-Bewerbung in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Sie ist eingebettet in eine „Nationale Strategie Sportgroßveranstaltungen“. Demnach sollen auch Bewerbungen um Leichtathletik-Weltmeisterschaften, Nordische Ski- Weltmeisterschaften sowie die Frauenfußball-EM finanziell unterstützt werden.

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Katharina Fegebank (Zweite Buergermeisterin Hamburg), Thomas Arnold (Vorstand Finanzen, DOSB), Andy Grote (Senator fuer Inneres und Sport Hamburg), Daniel Guenther (Ministerpraesident Schleswig-Holstein), Volker Bouffier (DOSB-Vorstand mit besonderen Aufgaben), Kerstin Holze (Vizepraesidentin, Deutscher Olympischer Sportbund, DOSB), Dr. Peter Tschentscher (Erster Buergermeister Hamburg), Michael Mronz (Mitglied DOSB-Praesidium und IOC-Mitglied), Praesidentin Katharina von Kodolitsch (Hamburger Sportbund, HSB) © Witters Foto: FrankPeters

Die Hansestadt setzt auf temporäre Sportarenen. Der HSV bekommt ein neues Stadion – unabhängig vom Erfolg der Bewerbung. Bei Olympia wäre es Heimat der Leichtathletik.
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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal |
05.06.2025 | 19:30 Uhr

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