20 Messerstiche, die tödlich endeten29 Jahre später – Cold Case Prozess startet in Bochum
02:25 min
Landgericht Bochum
Prozess um Cold Case
5. Juni 2025 um 18:27 Uhr
von Julian Schlauch
Ein Mann soll mit einem Messer 20-mal auf sein Opfer eingestochen haben, im März 1996. Seit Donnerstag (05.06.) muss sich Jacek F. wegen dieses Vorwurfs verantworten – 29 Jahre später, vor dem Bochumer Landgericht.
Von hinten erstochen
Der Angeklagte soll den Geschädigten in der Nacht zum 2. März 1996 mit einem Messer von hinten auf der Straße angegriffen und diesem zunächst mehrere wuchtige Stiche von hinten und dann von vorne versetzt haben. Tödlich soll letztlich ein Stich in die Herzkammer gewesen sein. Als die Polizei damals am Tatort eintrifft, finden die Beamten Reinhardt S. leblos auf einem Gehweg in Bochum-Wattenscheid. Seine Leiche ist voller Blut.
Fast 30 Jahre Ungewissheit
Für die Familie des damals 54-jährigen bis heute ein schwerer Schlag. „Das ist sehr belastend, teilweise sogar traumatisierend“, sagt die Nebenklagevertretung der Tochter von Reinhardt S. Es ist nie ein Täter gefunden worden, die wiederholten Ermittlungen haben die Familie belastet. Jetzt wieder mit allem konfrontiert zu werden lasse alte Gefühle hochkommen.
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Angeklagter könnte unbestraft bleiben
In den 90er Jahren zieht der Angeklagte nach Leeds (England), wo er als Übersetzer arbeitet. 2022 wird Jacek F. nach einer Kneipenschlägerei eine DANN-Probe entnommen. Die landet in einer Datenbank und führt die deutschen Ermittler zu dem mittlerweile 59-Jährigen. Laut dessen Verteidigung sei ein derartiger DNA-Nachweis aber schwierig zu bewerten. Es seien auch noch andere DNA-Spuren am Tatort gesichert worden. Außerdem müsse zunächst das Vorliegen eines Mordmerkmals festgestellt werden. Denn nur im Falle eines Mordes würde Jacek F. eine lebenslange Freiheitsstrafe drohen. Sollte das Gericht den Tod von Reinhardt S. als Totschlag werten, wäre die Tat nach 20 Jahren verjährt und der Angeklagte somit auf freiem Fuß.