Eine Hand hält eine Auster ins Bild

Erst Austern essen und dann Blackout im Netz? Bild: Michele Ursi/ Shutterstock.com

Frankreich sperrt große Pornoseiten. Betreiber wehren sich gegen strenge Alterskontrollen. Aber was soll das alles in Zeiten von VPN?

Die Porno-Websites Pornhub, YouPorn und RedTube sind seit dem gestrigen Mittwoch in Frankreich nicht mehr erreichbar. Ihre Muttergesellschaft Aylo hat den Zugriff für französische Nutzer bis auf Weiteres gesperrt. Damit protestiert das kanadische Unternehmen gegen ein neues französisches Gesetz, das Porno-Anbieter seit März verpflichtet, das Alter ihrer Nutzer robust zu verifizieren.

Laut dem Gesetz müssen Pornoseiten sicherstellen, dass nur Erwachsene auf die Inhalte zugreifen können. Ein einfacher Klick auf einen „Ich bin über 18“-Button reicht nicht mehr aus. Stattdessen sind Methoden wie Gesichtserkennung, Vorlage eines Ausweises oder Altersbestätigung durch Dritte wie Banken oder Mobilfunkanbieter nötig.

Die französische Medienaufsicht Arcom kann Websites blockieren, wenn sie die Vorgaben nicht fristgerecht umsetzen. Pornhub-Betreiber Aylo ist nun zuvorgekommen und hat den Zugang selbst gesperrt. Millionen französische Nutzer sehen ab Mittwoch statt Pornos nur noch eine Protestbotschaft.

Anbieter sehen Privatsphäre in Gefahr

Aylo hält die geforderten Alterskontrollen für zu aufdringlich und riskant für die Privatsphäre der Nutzer. Es bestehe die Gefahr von Datenlecks und Hacks. Das Unternehmen argumentiert, nicht Porno-Anbieter, sondern Gerätehersteller wie Apple und Google sollten das Alter auf Betriebssystemebene verifizieren.

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Die Regierung weist die Kritik zurück. Es gehe nicht darum, Erwachsene zu stigmatisieren, sondern Kinder zu schützen, so Digital-Staatssekretärin Clara Chappaz. Wenn Anbieter wie Aylo lieber gehen als sich an Gesetze zu halten, sei das deren Entscheidung.

Gleichstellungsministerin Aurore Bergé begrüßte den Rückzug: Es werde weniger gewaltvolle, erniedrigende Inhalte geben, die Minderjährige erreichen.

Regulierungsdruck wächst europaweit

Auch in anderen Ländern geraten Porno-Anbieter zunehmend unter Druck, Alterskontrollen einzuführen:

In Deutschland haben Medienaufseher Sperrverfügungen gegen Hardcore-Portale wie Pornhub erlassen, gegen die Provider klagen.

In Großbritannien droht die Medienaufsicht Ofcom Zwangsmaßnahmen an, wenn Pornoseiten keine strengen Checks einführen.

In den USA hat sich Pornhub bereits aus 17 Bundesstaaten zurückgezogen, die ähnliche Gesetze wie Frankreich haben.

Erst in der vergangenen Woche leitete die EU-Kommission Verfahren gegen Pornhub, XVideos und andere Riesen ein. Sie wirft ihnen vor, zu wenig für den Schutz Minderjähriger zu tun.

Der Streit um den Jugendschutz im Porno-Geschäft dürfte noch lange weitergehen. Einfache Lösungen, die Kinder effektiv schützen und zugleich die Privatsphäre von Erwachsenen wahren, sind nicht in Sicht. Solange müssen Nutzer in Frankreich wohl auf Alternativen zu den Marktführern ausweichen – oder technische Umgehungsmöglichkeiten wie VPNs nutzen, um die Sperren zu umgehen.