„Das Quartier ist einfach wunderschön geworden“, schwärmen Rainer und Angelika Linke. „An alles ist gedacht worden. Unsere Wohnung ist seniorengerecht, hat große Türen und eine ebenerdige Dusche. Es gibt einen Keller für die Fahrräder. Niemand wohnt über uns, weil wir ganz ober in der achten Etage wohnen. Wir können über die ganze Siedlung schauen, über die Grünanlagen. Wir können das Geleucht von Otto Piene auf der Halde Rheinpreußen sehen.“
Die Zufriedenheit der Mieter im Quartier Eicker Wiesen ist an diesem Tag spürbar. Vivawest hat sie alle zu einem Mieterfest eingeladen – um sich zu bedanken, nachdem Jahre dauernde Sanierungsarbeiten endlich abgeschlossen sind.
Rainer und Angelika Linke, die trotz Ruhestands noch als Busfahrer beruflich aktiv sind, zogen 2021 in das Quartier rund um die Reinhold-Büttner-Straße. Zuvor hatten sie in einem eigenen Haus an der Masurenstraße gelebt, das einen Kilometer südöstlich davon liegt. Heute wohnen sie in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung auf 65 Quadratmetern. Außerdem haben sie einen Kleingarten am Rossenrayer See, der sich nordwestlich an das Autobahnkreuz Kamp-Lintfort anschließt.
„Hier muss man sich um nichts mehr kümmern als Hausbesitzer war das anders“, erzählt der 68 Jahre einstige technische Angestellte des Bergbaus. Seine Frau und er werden zum Mieterfest von ihren zwei Enkeln begleitet, sitzen mit Nachbarn zusammen, mit denen sie Kontakt geknüpft haben. Von diesen lebten einige schon vor der Sanierung im Quartier.
2016 war die Modernisierung von der Vivawest begonnen worden, um das Quartier rund 50 Jahren nach dem Bau wieder auf Vordermann zu bringen. Die Wohnungsgesellschaft holte sich den Architekten Andreas Georg Hanke ins Boot, mit dem es bereits beim Sanierungsvorhaben „Neue Stadtgärten“ in Recklinghausen erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Mit seinem Dortmunder Büro Stadtbildplanung schlug er die Farbgebung der 25 Gebäude vor, plante die Grün- und Nebenanlagen.
„Die Farbgebung geht auf ein Bild des Architekten Ernst Georg May zurück“, blickte der Architekt aus Dortmund auf den Architekten aus Frankfurt, der von 1925 bis 1930 Baudezernent der Metropole am Main war. Geboren 1886 und gestorben 1970, schuf er mit seinem Programm „Neues Frankfurt“ Siedlungen in der Mainmetropole, die nach fast 100 Jahren noch Vorzeigesiedlungen sind. „Walk in the Park“ nannte Andreas Georg Hanke sein Grünflächenkonzept.
Dieses scheint aufzugehen und erreicht sogar die Vivawest-Zentrale, die im Nordsternpark in Gelsenkirchen liegt. Geschäftsführer Haluk Serhat erzählt bei der Eröffnung des Mieterfestes, wenn er am Niederrhein unterwegs sei, besuche er schon einmal das Quartier Eicker Weisen, um dort spazieren zu gehen. „Das Quartier ist das bisher größte Modernisierungsprojekt in unserer Geschichte“, stellt der Vivawest-Geschäftsführer fest.
Rund 75 Millionen Euro investierte die Vivawest in das Quartier, nachdem sie zunächst mit 50 Millionen Euro kalkuliert hatte, um von März 2018 bis zum November 2024 25 Gebäude mit 622 Wohnungen energetisch zu sanieren, von innen zu modernisieren und sie so für die nächsten Jahrzehnte vorzubereiten. Obwohl es eine Voruntersuchung auf Schadstoffe gegeben habe, sei während der Arbeiten in den Wohnungen Asbest gefunden worden, unter anderem in der Spachtelmasse der Rigipsplatten, erläuterte die Vivawest. Das habe zu einer aufwendigen Schadstoffsanierung mit der entsprechenden Kostensteigerung geführt.
Die Mieten wurden nach der Sanierung leicht angepasst. „Ich zahle für eine Drei-Zimmer-Wohnung 900 Euro warm“, erzählte am Freitagnachmittag Mieterin Sabine Klaphecke. „Das ist bezahlbar und bei 78 Quadratmetern nicht zu teuer. Alles ist neu gemacht. Seit April 2025 wohne ich hier. Hier bin ich unter Menschen und habe schnell Nachbarn kennengelernt. Deshalb lebe ich gerne hier.“