Liebe Leserin, lieber Leser,
letztens
sah ich in der Europa-Passage einen Cowboy. Also: einen jungen Mann,
vielleicht Anfang 20, mit einem Cowboy-Hut auf dem Kopf. Ich war
gerade an Shops wie Idee, Bijou Brigitte und Wormland vorbeigekommen
und weiß nicht, ob ich es mir einbildete oder ob der Cowboy die Hand
an seine Hutkrempe führte und mir mit einem „Howdy“
auf den Lippen zunickte. Jedenfalls wirkte er in diesem großen
Einkaufszentrum irgendwie deplatziert.
Ich
stellte mir dann noch vor, wie der Cowboy einmal die Europa-Passage
durchquert und dann, weil er mit Wormland, Bijou Brigitte und Idee
natürlich nichts anfangen kann, am anderen Ende auf sein Pferd
steigt und auf dem Jungfernstieg davongaloppiert. Nach Westen,
Richtung Amerika.
Wie
dem auch sei: Es gibt gerade einen kleinen Country-Hype in den USA –
die Songs sind so erfolgreich wie nie, das Genre wird diverser, und
der Style gilt als cool –, und zumindest ästhetisch kommt davon in
Form von Kleidung wie Cowboystiefeln und Hüten oder viel geschauten
Serien wie Yellowstone
auch etwas in Deutschland an.
Weil
ich mich selbst sehr für amerikanische Country-Musik interessiere,
seit ich einmal ein Schuljahr im Cowboy-State Wyoming verbrachte,
habe ich mich gefragt: Wie sieht es eigentlich in Hamburg in Sachen
Country aus? Klar, Truck Stop, Gunter Gabriel und Texas Lightning
werden im weitesten Sinne Hamburg zugeordnet – aber darüber
hinaus? Gibt es hier Musiker und Musikerinnen, die dieses Genre (oder
Unterarten wie Bluegrass oder Americana) mit Leben füllen? Gibt es
eine sogenannte Szene?
© ZON
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Ich
begann zu recherchieren und möchte hier noch nicht mehr verraten,
aber Sie etwas fragen: Haben Sie Tipps für mich? Songs von
Country-Acts aus Hamburg etwa, von heute oder gestern? Auch alles
andere interessiert mich: Anekdoten von Country-Konzerten in der
Stadt, persönliche Beobachtungen oder etwas anderes, von dem Sie
denken, dass ich es unbedingt wissen sollte. Schreiben Sie einfach
eine Mail mit dem Betreff „Country“
an hamburg@zeit.de.
Ich
verabschiede mich mit einem Zitat des Texaners George Jones: Endlich
Freitag!
Ihr
Yannick Ramsel
WAS HEUTE IN HAMBURG WICHTIG IST
Bundesfamilienministerin
Karin Prien (CDU) hat den Angriff auf den Hamburger
Antisemitismusbeauftragten Stefan Hensel scharf
verurteilt. „Solch ein antisemitischer
Akt ist ein Angriff auf unsere gemeinsame Menschlichkeit und die
Werte unseres demokratischen Miteinanders“, sagte die Ministerin,
die selbst Jüdin ist. Man stehe an der Seite aller Opfer von
Antisemitismus – dieser habe keinen Platz in der Gesellschaft, so
Prien (weiter
unten im Newsletter finden Sie ein Interview mit der Ministerin).
© Markus Scholz/dpa
An
der Spitze des Hamburger Kinder- und Jugendbuch-Verlages Carlsen gibt
es einen Wechsel. Von Oktober an wird
die 52 Jahre alte Medienmanagerin Sandra Harzer-Kux die verlegerische
Geschäftsführung übernehmen, wie der Verlag mitteilt. Sie folgt
damit Renate Herre. Harzer-Kux wird die Geschäfte zusammen mit
Joachim Kaufmann leiten. Populär wurde das Verlagshaus in der
Nachkriegszeit mit seinen Pixi-Büchern,
zu den erfolgreichsten Buchreihen gehören Harry
Potter, die Twilight-Saga
und japanische Mangas wie Naruto
und One Piece.
Mehr
als 500 Menschen haben gestern Abend auf dem Hamburger Rathausmarkt
für ein sofortiges Ende des
Gaza-Krieges demonstriert. Redner der
Kundgebung warfen Israel Kriegsverbrechen und der radikalislamischen
Terrororganisation Hamas Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht
vor. Auch Kritik an der Haltung der Bundesregierung in dem Konflikt
wurde laut. Zu der Kundgebung hatte die Schura – der Rat der
islamischen Gemeinschaften in Hamburg – aufgerufen. Unterstützt
wurde sie von der Partei die Linke, den Jusos und der Grünen Jugend.
In aller Kürze
• Nach Sympathie-Bekundungen für Taten der
palästinensischen Terrororganisation Hamas 2023 in einer
NDR-Straßenumfrage hat das Hamburger Amtsgericht St. Georg eine
57-Jährige wegen Billigung von
Straftaten schuldig gesprochen. Die
Frau erhielt eine Geldstrafe von 500 Euro zur Bewährung •
Mit vielen Veranstaltungen und
einem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
feiert Lübeck heute den 150.
Geburtstag des
Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann •
Bei den French Open ist der Tennisprofi Alexander
Zverev ausgeschieden. Er unterlag im
Viertelfinale dem 38 Jahre alten Novak Djokovic
THEMA DES TAGES
© Lino Mirgeler/dpa
Ein Fehler, der ein Leben kostete
Eine 49-jährige
Patientin klagt über Schmerzen in der Brust, am nächsten Morgen ist
sie tot. Nun steht ihr Notarzt vor Gericht. Warum nahm er die
Symptome nicht ernst? Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Artikel von
ZEIT:Hamburg-Autorin Elke Spanner.
Es
ist kurz vor Mitternacht, als in der Telefonzentrale des
kassenärztlichen Notdienstes das Telefon klingelt. Eine Frau aus
Klein Flottbek ist dran, 49 Jahre alt. Ihr gehe es nicht gut, sagt
sie und schildert die Symptome: Schmerzen in der Brust, die in die
Oberarme und den Rücken ausstrahlen, dazu ein hoher Blutdruck.
Die
Rettungssanitäterin, die in dieser Nacht vom 19. auf den 20. August
2020 am Notfalltelefon sitzt, notiert die Symptome. Sie gibt in ihrem
Bericht ein Kürzel ein, das bedeutet, dass ein Notarzt die Patientin
zurückrufen soll, um die Sache abzuklären und über weitere
Schritte zu entscheiden. In dieser Nacht ist der diensthabende
Notarzt Mehmet K. Er ruft die Patientin, die hier Sandra Werner
heißen soll, auch sofort zurück, spricht mit ihr, lässt sich noch
einmal ihre Symptome schildern, stellt ihr Fragen dazu. Dann
empfiehlt er ihr, die Schmerztropfen einzunehmen, die sie ohnehin zu
Hause hat. Wenige Stunden später ist die Patientin tot.
Knapp
fünf Jahre später sitzt Mehmet K., heute 50 Jahre alt, im
Amtsgericht Altona, ihm gegenüber die Staatsanwältin. Die Autopsie
von Sandra Werner hat klar ergeben, dass sie an einem Herzinfarkt
gestorben ist, an einer besonders schweren Form, wie eine
Sachverständige in ihr Gutachten geschrieben hat. Die Staatsanwältin
hat Mehmet K. deshalb wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen
angeklagt. Bei den Symptomen der 49-Jährigen hätte er sofort an
einen Herzinfarkt denken und veranlassen müssen, dass sie in die
Klinik kommt. Wäre das erfolgt, so die Staatsanwältin, hätte
Sandra Werner mit größter Sicherheit überlebt. Die
Überlebenschance: mehr als 90 Prozent.
Was
der angeklagte Arzt selbst dazu sagt,
lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf ZEIT
ONLINE.
DER SATZ
© Hanna Wiedemann für DIE ZEIT
„Dabei
möchte ich niemandem vorschreiben, wie er denken oder sprechen soll.
Ich werde keine Kulturkämpferin sein.“
Karin
Prien, ehemals Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, ist nun
Bundesbildungsministerin. Sie sprach mit den ZEIT-Redakteuren Johanna
Schoener und Martin Spiewak – das
ganze Interview lesen Sie hier.
MAHLZEIT – Die Gastrokritik
Frames
in der Neustadt
Die
Form macht erst mal misstrauisch. Weiß doch jeder, dass gute Pizza
rund ist. Die viereckigen Stücke vom Blech dagegen sind doch bloß
warm gehalten, oder? Im Frames sind sie das nicht. Hier versucht seit
wenigen Wochen ein Team des Spitzengastronomen Fabio Haebel, die
römische Variante der Pizza zu rehabilitieren. Der Teig, gemischt
aus drei Sorten Mehl, wird hier zwar wirklich vorgebacken, aber erst
nach der Bestellung belegt und dann fertig gegart. Er ist einen
Zentimeter dick, dabei aber angenehm fluffig.
Beim
Belag gibt es acht Angebote, von der klassischen Margherita bis zu
wilderen Mischungen etwa mit Mortadella, Pistazien und
Stracciatella-Käse. Besonders spannend: Kimchi, angereichert mit
schwarzem Sesam und Koriander.
Die
Preise im Frames sind moderat; trotzdem bekommt man weit mehr als
Imbiss-Standard geboten: behagliches Ambiente, netten Service,
Qualität auch bei den Salaten oder beim Wein. Mit alldem und den
überschaubaren Portionen hat Haebel die Pizza lunchtauglich gemacht.
Michael
Allmaier
Fuhlentwiete
5 (Neustadt)
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Wie
fantasievoll kann Kindertheater sein? Das internationale
Theaterfestival für Kinder ab zwei Jahre „Wir wollen spielen“
bietet mit etlichen Gastspielen die Gelegenheit für Entdeckungen.
Das vielfältige
Programm mit Puppenspiel, Tanz, Performance und Zirkus findet in und um
das HoheLuftschiff statt. Ergänzt wird das Programm mit Workshops
für Kinder.
„Wir
wollen spielen“, 10.–15.6.; HoheLuftschiff Kindertheater, Kaiser-Friedrich-Ufer
23; am Wochenende gibt es Open-Air-Veranstaltungen
MEINE STADT
Neue Perspektiven © Carsten Bruhn
HAMBURGER SCHNACK
Gespräch
unter Nachbarn. Die Nachbarin und ihr 99-jähriger Ehemann freuen
sich mit mir zusammen über das sonnige Wetter. Sie ermahnt ihn, doch
mehr spazieren zu gehen. Darauf erwidert er: „Das mache ich, wenn
ich 100 bin.“
Gehört
von Anette Hasselberg
Das war
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