Wem gehört Hertha BSC? Diese Frage könnte die Fans und Mitglieder des Berliner Fußball-Zweitligisten in den nächsten Tagen und Wochen wieder einmal verstärkt umtreiben. Denn einem Bericht des investigativen Fußballportals Josimar aus Norwegen zufolge sollen die Anteile, die 777 Partners einst an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA gehalten hat, versteigert werden – und das bereits an diesem Freitag.
Laut Josimar, das sich in der Vergangenheit sehr intensiv mit den Vorgängen bei 777 Partners beschäftigt hat, findet um zehn Uhr am Vormittag (Eastern Time in den USA) in den Büros von Cadwalader, Wickersham & Taft LLP in New York eine öffentliche Auktion statt, zu der sich interessierte Bieter auch per Video zuschalten können.
Dabei sollen nicht nur die Anteile an Hertha BSC (78,8 Prozent der KGaA) versteigert werden, sondern auch die an sämtlichen anderen Klubs, die einmal zum Portfolio von 777 Partners gehörten: CFC Genua, FC Sevilla, Standard Lüttich, Red Star Paris und Vasco da Gama. Inzwischen werden diese Anteile von der New Yorker Versicherungsgesellschaft Advantage Capital Holdings LLC (A-Cap) kontrolliert.
Inwieweit Hertha BSC über diese anstehende Auktion informiert ist, war zunächst nicht zu erfahren. In der Vergangenheit hat der Klub immer darauf verwiesen, dass er bei einer geplanten Veräußerung der Anteile ein Vorkaufs- respektive ein Vetorecht besitze. Erst Anfang des Jahres hatte Vereinspräsident Fabian Drescher in einem Interview mit dem Tagesspiegel gesagt: „Wenn irgendwann etwas in Sachen Anteilsverkauf passiert, haben wir als Verein ein erhebliches Mitspracherecht.“
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78,8
Prozent der Anteile an Hertha hat 777 Partners gehalten
777 Partners war Anfang des Jahres 2023 als Investor bei den Berlinern eingestiegen. Das Private-Equity-Unternehmen aus Florida hatte damals nicht nur die Anteile des vorherigen Investors Lars Windhorst übernommen, sondern seine Beteiligung an Hertha noch einmal erhöht. Dafür sollte der Klub weitere 100 Millionen Euro bekommen, von denen letztlich 75 Millionen auch geflossen sind.
Die letzte Charge steht noch aus. Zumindest in der Theorie. Doch 777 Partners ist inzwischen selbst in so große finanzielle Schwierigkeiten geraten, dass sich das Unternehmen in Abwicklung befindet. Eine Chance, das Geld noch zu bekommen, hat Hertha daher nicht.
777 Partners, das zu einem Big Player im internationalen Fußball aufsteigen und zuletzt den englischen Traditionsverein FC Everton übernehmen wollte, ist längst Geschichte. Anfang April gab Hertha BSC bekannt, dass die beiden Geschäftsführer des Unternehmens, Steven Pasko und Joshua Wander, nicht mehr dem Aufsichtsrat der KGaA angehören. Ihre Plätze wurden von zwei A-Cap-Vertretern übernommen.
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Herthas Präsident Drescher hat bei Mitgliederversammlung Ende Mai erklärt, dass der Klub Möglichkeiten prüfe, die Anteile zurückzukaufen. Er klang allerdings nicht so, dass es bereits konkrete Pläne für einen solchen Fall gebe. Zumal Drescher den Mitgliedern erklärte, Hertha habe „keinerlei Signale, dass ein kurzfristiger Verkauf der Anteile im Raum steht“. Das könnte sich nun als Irrtum erweisen.
Der Klub hatte in der Vergangenheit immer wieder beklagt, dass er selbst keine Informationen über den aktuellen Stand bei 777 Partners erhalte und sein Wissen auch nur aus den Medien beziehe. Einen Kontakt zu den einst handelnden Personen gebe es nicht. Das immerhin sei inzwischen wieder anders, hatte Präsident Drescher bei der Mitgliederversammlung gesagt.