Die erneute Präsidentschaft von Donald Trump sorgt nicht nur für eine Diskussion des Themas „digitale Souveränität“. Sie wirkt sich auch auf die Wissenschaftscommunity und auf die europäische Start-up-Szene aus. Das erklärt Dominik Gross, der Mitgründer und Geschäftsführer der Tech-Startups ausbildenden Founders Foundation gGmbH (FF), bei der Eröffnung der diesjährigen „Hinterland of Things“-Konferenz. Bereits jetzt sei die Anzahl der europäischen Unicorns seit 2015 um rund 4,9 Prozent gestiegen.
Neben Flächenregionen mit Hidden Champions seien für die deutsche Wirtschaft unter anderem Hochschulen wichtig für die Rückgewinnung der Wettbewerbsfähigkeit. In Deutschland gebe es laut Groß bereits eine gute Basis für Spitzenforschung, jedoch seien viele nach Stanford oder Harvard gegangen, die als deutlich gründungsfreundlicher und innovationsorientierter gelten als deutsche Hochschulen. Dazu fördert das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Förderprogramms „EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft“ einen Leuchtturmwettbewerb, an dem mehr als 100 Start-ups teilnehmen.
Nach Sicht der Investorin Nazanin Daneshvar sei Europa der beste Ort zum Gründen, wie sie im Panel „Krisenbedingte Chancen: Deutschlands Chance wieder führend zu werden“, erklärte. Dass Trump verschiedene Länder vom Studieren in Harvard und anderen renommierten Universitäten ausschließe, ist laut Daneshvar „eines der besten Dinge, die Donald Trump für Europa getan habe“. Schließlich müssten „talentierte Migranten“ sich jetzt nach Alternativen umsehen.
Herausforderungen für Gründer
Zu den Herausforderungen beim Gründen gehören in Deutschland vor allem Bürokratie und Regulierung, doch hat man es in Deutschland geschafft, schafft man es überall. Mehrfach wurde in verschiedenen Panels jedoch thematisiert, wie kostspielig Notartermine für Gründer seien. Der Investor Florian Huber von Ewor sprach in einem weiteren Panel zur Zurückgewinnung der Wettbewerbsfähigkeit beispielsweise von Kosten in Höhe von 60.000 Euro, die während eines vierstündigen Notartermins in Berlin anfielen, während in London ein kostenloses Online-Dokument reichte.
Hoffnungen machen der Gründerszene die Versprechen aus dem Koalitionsvertrag: „Start-ups sind die Hidden Champions und DAX-Konzerne von morgen. Um Bürokratie zu reduzieren, prüfen wir eine Gründerschutzzone und wollen notarielle Vorgänge vereinfachen und digitale Beurkundungsprozesse sowie den automatischen Datenaustausch zwischen Notariat, Finanzamt und Gewerbeamt ermöglichen. Wir schaffen einen vollständigen One-Stop-Shop, der alle Anträge und Behördengänge auf einer Plattform digital bündelt und eine Unternehmensgründung innerhalb von 24 Stunden ermöglicht“, steht dort.
Laut Dr. Anna von Mutius, Mitgründerin der KI-basierten Recruting-Lösung „Empion“, sei es zudem ein Problem, dass Angestellte in Deutschland unkündbar seien, daher wünsche sie sich dynamischere Prozesse bei Einstellungen und Kündigungen. Ansonsten könne eine Firma ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen. Datenbasierte Systeme seien hilfreich für die Auswahl geeigneter Bewerber.
SAP zu Diversitätszielen
Deepa Gautam-Nigge, Senior Director für Corporate Development bei SAP, wurde zudem zu den einkassierten Diversitätszielen in den USA befragt. Es sei laut Gautam-Nigge gelebte Diversität, dass sie als libanesische Rheinländerin in Bayern lebt und für ein baden-württembergisches Unternehmen arbeitet. Diversität werde nach wie vor hochgehalten bei SAP. Kürzlich wurde auch SAP-Vorstandschef Christian Klein zur Kritik an der gestrichenen Frauenquote im Gespräch mit der Zeit befragt. Zwar werde das globale Ziel von 40 Prozent Frauenanteil nicht weiterverfolgt, stattdessen aber „auf lokaler Ebene“ gemessen.
(mack)
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