Das Haus in der Pinienstraße 2 hat schon wilde Zeiten erlebt. In den 80ern nutzten die Toten Hosen den Keller als Proberaum. Im Erdgeschoss hatte Markus Kratz sein Fotostudio. Später zog ein Maler ein. Die Klammer war immer die Kreativität und die lebt mit „Cokon“ nun weiter. Der am Donnerstag eröffnete neue Kreativ-Hub schreibt die Geschichte gewissermaßen fort und trägt sie in die Zukunft. Die ist – geht es nach Bettina und Markus Kratz, den Gründern des Designstudios kplus und von „Cokon“ – in möglichst vielen Lebensbereichen nachhaltig.
Die Besuchenden betreten das Haus und stehen gleich mitten in einem hellen Showroom mit Regalen bis zur hohen Decke. „Hier haben wir mal eine Auswahl an Design-Möbeln und Wohn-Accessoires zusammengestellt, die alle nachhaltig produziert sind“, erklärt Markus Kratz bei einem kleinen Rundgang durch den „Cokon“.
Da steht ein Stuhl aus Seegras oder die Regalbretter wurden aus Hotelbettwäsche gefertigt. „Da kommt kaum jemand drauf“, räumt der Hausherr ein. Und man merkt ihm an, dass er Spaß daran hat, seine Gäste raten zu lassen, aus welchem Material das Interieur im „Cokon“ wohl hergestellt sein könnte.
Weder bei besagtem, sehr bequemen Stuhl noch bei den Regalbrettern mit ihrer leicht angerauten Oberfläche wäre jemand auf das Material gekommen. „Nachhaltigkeit soll nicht nur ein Wort sein, wir wollen es leben und haben uns entschieden, es auch zum Grundprinzip für diesen Ort zu machen“, bringt Markus Kratz die Philosophie von „Cokon“ auf den Punkt.
Der Kreativ-Hub soll zukünftig ein neuer Hot Spot in Düsseldorf für alle werden, die zukunftsorientiert arbeiten. „Das muss nicht nur in unserem Design-Bereich sein“, stellt der Initiator klar. Das Ehepaar Kratz stellt sich vor, dass die Pinienstraße 2 ein Marktplatz der Ideen werden kann. Eine Plattform fürs Netzwerken, die auch zu mieten ist. „Wir haben hier eine Küche mit viel Platz, um Gäste zu bewirten oder auch gemeinsam mal zu kochen“, sagt Kratz und lässt seinen Blick durch den großen Raum schweifen, dessen Bodenfließen noch an den Vormieter erinnern. „Ein Maler, der gern mal seinen Pinsel ausschlug und dabei die Farbe auf die Kacheln spritzte“, verrät der Designer. Und weil das Ehepaar Kratz auch ein Faible fürs historische eines Ortes hat, beschloss es, eben diese Spritzer einfach auf den Fliesen zu belassen.
Die Arbeitsplatte ist aus einem Baum entstanden, den kplus bei dem Umbau für ein Projekt hatte fällen lassen müssen. „Ich wollte wissen, wie der Weg eines Baumes von der Fällung über die Verarbeitung bis zum Endverbraucher ist und habe mal ein Sägewerk besucht“, erzählt Kratz. Da wurde er mit der ernüchternden Tatsache konfrontiert, dass ein Sägewerk in der Regel keine Möglichkeit hat, einen bestimmten Baum für einen Kunden zu verarbeiten. „Die bekommen die Stämme in Tonnen angeliefert, da wäre eine individuelle Bestimmung kaum realisierbar“, erfuhr der Düsseldorfer.
Trotzdem hat es besagter Baum in die „Cokon“-Küche geschafft. Dort wartet auch ein altes Sportgerät aus Holz auf seine neue Bestimmung. „Wir überlegen, aus dem Pferd eine Bar zu schnitzen“, gibt Kratz einen Ausblick auf den Plan. Im Raum nebenan bietet ein voll ausgestatteter Co-Working-Space alle Möglichkeiten, an Ideen zu feilen. Wer eine Pause beim Brainstorming braucht, kann eine Leiter in einen gemütlichen Ruhebereich hinaufklettern und gewissermaßen aus der Vogelperspektive aufs Geschehen schauen oder einfach mal den Blick ins Grüne schweifen lassen.
Natürlich werden die Räume von kplus genutzt. Aber einmal im Monat wollen sie das „Cokon“ auch für ein öffentliches Kreativmeeting freigeben. „Wir starten am 26. Juni mit einem Rückblick auf die Messe 3daysofdesign Copenhagen. So bekommen auch diejenigen, die nicht hin konnten einen Eindruck über die aktuellen Trends“, fasst Markus Kratz zusammen. Weitere regelmäßige Termine sind in Planung. „Dabei soll es nicht allein um Design gehen. Wir wollen uns für alle Lebensbereiche öffnen. Wichtig ist uns nur, dass Nachhaltigkeit im Zentrum steht“, betont Kratz.