Trump torkelt von Idiotie zu Idiotie – was soll da schon schiefgehen?

Die USA waren einmal ein sicherer Hafen für Anleger. Heute lauert vor allem eine grosse Gefahr, die allerdings zig Gestalten annimmt.

Achtung Falle: Der Dollar ist nicht mehr, was er einmal war. Achtung Falle: Der Dollar ist nicht mehr, was er einmal war.

Bild: Moor Studio / Digital Vision Vectors

Es ist, als wäre nichts geschehen. Als hätte es keinen «Tag der Befreiung» gegeben. Als hätte Donald Trump damals nicht die Welt mit Rekordzöllen geschockt. Weltweit haben sich die Aktienkurse inzwischen längst erholt. Der MSCI All-Country World Index hat ein neues Allzeithoch erreicht. Alles im Lot.

Diese Überzeugung wird an der Börse jedoch nicht von allen geteilt. Am Devisenmarkt oder bei US-Staatsanleihen scheint man Trump zu fürchten. Nicht so sehr, weil er den Anlegern absichtlich schaden könnte. Sondern eher, weil Trump und seine Regierung so unseriös und chaotisch agieren.

«Keine Rückkehr in die Welt vor April», schreiben die Ökonomen der Bank J. Safra Sarasin und meinen damit den angeblichen «Tag der Befreiung» am 2. April dieses Jahres. Trump beschädigte damals das Ansehen der USA und des Dollars zugleich – und die USA stehen heute noch lädiert da. Das Vertrauen in den Dollar ist angeschlagen.

Vor April war der Dollar, wie der Franken, ein «sicherer Hafen». Jahrzehntelang. Es war egal, ob es eine Krise gab – und es war egal, ob diese von den USA selbst ausging, wie die Finanzkrise ab 2007. Der Dollar wurde stärker. Sogar dann, wenn die US-Notenbank Fed der US-Wirtschaft mit niedrigeren Leitzinsen half, wodurch der Dollar an Attraktivität verlor. Der Dollar galt als sicher. Dann trat Trump auf, in der Hand eine grosse Tafel mit Zöllen.

Wer sich erklären muss, der hat schon verloren

Seither wird der Dollar schwächer, wenn es kriselt und die Märkte nervös sind. Stärker wird er an guten Tagen, wenn die Märkte mehr Risiken eingehen wollen. Dann wagen sie öfter die Wette auf die USA und den Dollar. Die Bank J. Safra Sarasin schreibt daher: «Der Dollar ist eine Risikowährung.»

Und der Vertrauensverlust ist erkennbar bei den Staatsanleihen. Finanzminister Scott Bessent sagte zwar grossspurig: «Die Vereinigten Staaten von Amerika werden niemals in Verzug geraten, das wird niemals passieren.» Aber für solche Worte gilt, was der frühere US-Präsident Ronald Reagan wusste: «If you’re explaining, you’re losing.» Wer erklären muss, dass er gar nicht so unzuverlässig ist, wie es scheint, der steckt bereits in Schwierigkeiten.

Auf jeden Fall zahlt heute viel mehr, wer sich gegen einen Kreditausfall der USA absichern will. Solche Kreditderivate kosten derzeit für die USA so viel wie für Länder, denen die Ratingagenturen vor kurzem noch weniger vertrauten als den USA: so den mit BBB+ eingestuften Italien und Griechenland.

Der Dollar hat seine Verluste nach dem «Tag der Befreiung» nicht aufgeholt und zuletzt weiter an Wert verloren. Zum britischen Pfund hat der Dollar seit Jahresanfang fast 7,5 Prozent eingebüsst, zum Euro über 9 Prozent, zum Franken fast 10 Prozent.

Über 200’000 Kinder das Leben gekostet

Die USA sind also nicht mehr das, was sie vor Trump waren. Heute seien sie eine «Lachnummer», sagt der Ökonom Noah Smith gar auf der Plattform Substack. Nobelpreisträger Paul Krugman sagt: «Wir sind kein ernst zu nehmendes Land mehr. Und die Welt merkt es langsam.»

Was den Dollar zu einer Risikowährung gemacht hat, ist laut Krugman nicht nur, was Trump und seine Leute entschieden haben, sondern auch, auf welche Weise sie es tun. So unseriös, dass die nächste Katastrophe nicht weit sein kann.

Am «Tag der Befreiung» verhängt Trump rekordhohe Zölle nach einer unsinnigen Formel, die er schlampig anwendet – es trifft auch eine Pinguininsel. Eine Woche später wird der für diese Zölle verantwortliche Minister von zwei anderen Ministern ausgetrickst. Diese nutzen seine Abwesenheit, um Trump im Oval Office umzustimmen. Trump setzt die Zölle wieder aus.

Elon Musk will für Trump um die 2000 Milliarden Dollar einsparen. Das schafft er nicht, sagt aber, es seien 170 Milliarden geworden. Nachweise bringt er nur für 70 Milliarden. Darunter findet ein TV-Sender sofort falsche Angaben. Folgen hat Musks Tun dennoch.

Er hat Staatsbeamte entlassen, wieder eingestellt oder anderweitig von der Arbeit abgehalten – und damit laut einer Studie rund 135 Milliarden verschwendet. In der Entwicklungshilfe hat sein Wirken nach einer Schätzung über 100’000 Erwachsene und 200’000 Kinder das Leben gekostet. Dann enthüllte die «New York Times», was Musk nebenbei massiv konsumiert: Ketamin, Ecstasy, psychedelische Pilze.

Das «grosse, schöne Gesetz» enthält eine Rache-Klausel gegen Ausländer

Zuletzt zanken sich Trump und Musk. Zu Beginn über ein neues Steuergesetz. Weil Trump es so nannte, heisst es nun – nicht im Volksmund, sondern offiziell – «One Big Beautiful Bill Act», also das «eine grosse, schöne Gesetz». Für Musk ist es hingegen eine «ekelerregende Abscheulichkeit» und der «kürzeste Weg in die Schuldknechtschaft».

Es verringert die Steuereinnahmen um 3750 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren. Es entlastet vor allem reiche Steuerzahler. Dabei lasten die Schuldzinsen heute schon schwer auf den USA. Laut dem «Wall Street Journal» zahlen sie jährlich beinahe 1000 Milliarden Dollar, mehr als sie für ihre Verteidigung ausgeben. Es verlieren 11 Millionen Menschen ihre Krankenversicherung.

Obendrein enthält das Gesetz aktuell eine «Rache»-Klausel. Damit würde die US-Regierung zurückschlagen, wenn sie sich von der Steuerpolitik eines Landes «diskriminiert» fühlt. Betroffen von dieser Rache wären Privatpersonen oder Unternehmen aus diesen Ländern. Und die Rache käme in Form von höheren Steuern. Die «Financial Times» titelt dazu: «Trumps grosses, schönes Gesetz birgt eine tickende Zeitbombe».

Und bei alledem geht schnell vergessen: Die US-Zölle stehen nach wie vor auf einem historischen Hoch. Laut dem Budget Lab der Universität Yale sind es aktuell durchschnittlich 15,6 Prozent auf alle Importe und 27,2 Prozent auf jene aus China. Insgesamt ist das so hoch wie nie seit dem Jahr 1937. Was soll da schon schiefgehen?