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Die Einführung der Elektromobilität erhitzt die Gemüter in Deutschland wie kaum ein anderes Thema. Dabei stritten die Deutschen schon vor mehr als 120 Jahren über die gleiche Frage: Verbrennermotor oder Elektroantrieb? Bei den großen Feuerwehren entschied man sich damals für die Stromer, die „Explosionsmotoren“ waren den Brandschützern zu gefährlich.
In einer Denkschrift über Versuche mit „Automobil-Fahrzeugen“ schrieb der Berliner Feuerwehrchef Maximilian Reichel im Januar 1906, dass „die große Feuergefährlichkeit des Benzins“ als Betriebskraft für Feuerwehrfahrzeuge „dauernd im Wege stehen“ würde. Für „Feuerwehrbenzinwagen“ würde die Brandgefahr noch ganz erheblich erhöht, da sie an der Brandstelle der „Einwirkung strahlender Hitze und starkem Funkenflug“ ausgesetzt seien.
Historische Ladesäule: Vor 120 Jahren lud die Feuerwehr Hannover die Batterien ihrer elektrischen Einsatzfahrzeuge mit diesem Gerät auf
Foto: Feuerwehrmuseum Hannover
Mit seiner kritischen Einstellung gegenüber Verbrennermotoren, die damals „Explosionsmotoren“ genannt wurden, stand Reichel nicht allein. „Die Pariser Feuerwehr hat mehrere Jahre lang eingehende Versuche mit verschiedenen Explosionsmotoren ausgeführt und dabei sehr ungünstige Resultate gewonnen“, schrieb er in seiner Denkschrift. Auch Versuche der Wiener Feuerwehr hätten dasselbe Ergebnis gehabt und beide sich daraufhin zur Einführung von „Elektroautomobilen“ entschlossen.
Oberbranddirektor Maximilian Reichel († 68) war von 1905 bis 1922 Chef der Berliner Feuerwehr. Zuvor leitete er fünf Jahre die Feuerwehr Hannover
Foto: Feuerwehrmuseum Hannover
Die Energie wurde vor 120 Jahren in Blei-Akkus (Blei-Säure-Batterien) gespeichert. Die Reichweite lag bei 50 bis 60 Kilometern auf ebener Strecke.
Der erste motorisierte Löschzug in Deutschland wurde am 16. Februar 1902 in Hannover in Betrieb genommen. Zwei Einsatzfahrzeuge wurden elektrisch angetrieben, und es gab eine Spritze mit Dampfmotor. Wesentlichen Anteil an der Entwicklung hatte Maximilian Reichel, der die Feuerwehr Hannover leitete, bevor er 1905 nach Berlin wechselte. Die Umstellung von Pferdegespannen auf motorisierte Feuerwehrfahrzeuge brachte eine erhebliche Kostenersparnis. In Berlin sanken die Kosten pro Kilometer und Einsatzfahrzeug von 3,86 Reichsmark auf 37 Pfennige.
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1910 untersuchte die Berliner Feuerwehr, wie häufig Autos mit welcher Antriebsart Feuer fingen. Klarer Verlierer war der Benzinmotor. Zwischen April 1905 und März 1910 brannten auf Berlins Straßen 192 Autos, davon 184 Benziner, acht Elektroautos und kein Fahrzeug mit Dampfmotor (mit Petroleumgas betrieben).
Das Fazit damals: „Die Verwendung von Benzin macht die verhältnismäßig häufig entstehenden Brände erklärlich. Die in Elektromobilen entstandenen Brände sind dagegen der Zahl nach bedeutend weniger. Die Brände konnten sämtlich entweder vor Eintreffen der Feuerwehr oder mit kleinem Löschgerät gelöscht werden.“
Am 14. September 1908 wurde der „elektrisch betriebene Automobillöschzug“ in der damals neu gebauten Wache in Berlin-Friedrichshain in Betrieb genommen
Foto: Archiv Berliner Feuerwehr
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die von Ferdinand Porsche (1875-1951) erfundenen elektrischen Radnabenmotoren nicht mehr gebaut. Die Feuerwehren waren gezwungen, auf den Benzinmotor als Antrieb für Fahrzeuge und Pumpen umzuschwenken.
Heute sind bei der Berliner Feuerwehr wieder elektrisch angetriebene Einsatzfahrzeuge auf dem Vormarsch. In der Hauptstadt sind seit einem Jahr unter anderem fünf elektrische Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge (eLHF) im Einsatz – nach Angaben des Herstellers die weltweit größte Flotte an elektrisch betriebenen Löschfahrzeugen.