Duisburg – Das Brennpunkt-Hochhaus „Weißer Riese“ in Duisburg sorgt erneut für Aufsehen. Ein bekannter Lieferdienst hat die Zustellungen dorthin eingestellt.

Seit Anfang Mai liefert der Online-Supermarkt „Picnic“ nach eigenen Angaben keine Einkäufe mehr an die 320 Wohnungen in der Ottostraße 58-64 im Duisburger Stadtteil Hochheide (NRW).

Was ist passiert?

Es habe zwei Vorfälle gegeben, „die die Sicherheit unserer Mitarbeitenden beeinträchtigt haben“, sagte „Picnic“-Gründer Frederic Knaudt. Weitere Details nannte er nicht. Nur so viel: Der Lieferdienst will seine Angestellten schützen und hat die Zustellung vorerst eingestellt. Das Unternehmen bittet die Bewohner um Verständnis und hofft, bald wieder liefern zu können, wenn die Lage sicher ist.

Mieterin Katrin Hausmann, die im 20. Stock wohnt, berichtet gegenüber der WAZ: „Am 29. April hat eine Mitarbeiterin die Einkäufe hochgebracht. Vor dem Gebäude standen Kinder und haben ständig an den Paletten gerissen.“ Die Angestellte habe die Kinder wegschicken müssen, doch seitdem trauen sich die Lieferanten kaum noch ins Hochhaus.

„Sie hat mich gebeten, früher zu bestellen, weil sich einige Mitarbeiter abends nicht mehr hierhin trauen“, erzählt Hausmann.

Bis auf Weiteres liefert der Lebensmittel-Lieferdienst Picnic nichts in das berüchtigte Hochhaus

Bis auf Weiteres liefert der Lebensmittel-Lieferdienst Picnic nichts in das berüchtigte Hochhaus

Foto: SvenSimon

Jugendliche stehlen Lebensmittel

Doch nicht nur das: Andere Anwohner berichten, dass sich Jugendliche an den Lieferwagen zu schaffen machten und wohl auch Lebensmittel gestohlen haben, während die Lieferanten im Gebäude waren. Das alles sorgt für Angst und Unsicherheit.

„Wir haben keine Hinweise auf Übergriffe auf ,Picnic‘-Mitarbeiter in diesem Bereich“, sagt die Polizei Duisburg. Was jedoch nicht heißt, dass die Vorfälle nicht stattgefunden haben, sondern nur, dass der Lieferdienst noch keine Anzeige erstattet hat.

Lesen Sie auchNicht der erste Ärger

Es ist nicht das erste Mal, dass der „Weiße Riese“ für Schlagzeilen sorgt. Im letzten Jahr wurde das Hochhaus bundesweit bekannt, weil die Deutsche Post dort sechs Monate lang keine Post zustellte – ebenfalls, weil sich die Zusteller bedroht fühlten. Erst im September wagten sich die Postboten wieder ins Gebäude, aber nur in Begleitung eines Sicherheitsdienstes.

Paketboten trauten sich nur noch in Begleitung eines Sicherheitsdienstes in das Hochhaus

Paketboten trauten sich nur noch in Begleitung eines Sicherheitsdienstes in das Hochhaus

Foto: Patric Fouad

Inzwischen beliefert DHL die 320 Wohnungen wieder regulär. Doch viele Bewohner lassen sich ihre Pakete inzwischen lieber direkt an eine nahegelegene Packstation schicken.