Fragen & Antworten

Standdatum: 8. Juni 2025.

Autorinnen und Autoren:
Sophie Schwarz

Im Jagdjahr 2023/2024 wurden laut Umweltministerium knapp 45.000 Nutrias in Niedersachsen erlegt.

Bild: dpa/Swen Pförtner

Die Nagetiere breiten sich immer weiter aus. Dabei scheinen nicht nur ländliche Regionen für sie interessant zu sein. Welchen Schaden richten Nutrias an – und wie erkennt man sie?

Große Ratte, kleiner Biber? Was sind Nutrias?

Nutrias sind Nagetiere und gehören zur Familie der Biberratten. Die sogenannten Sumpfbiber sind deutlich größer als Bisamratten, aber kleiner als Biber und wiegen ungefähr fünf bis zehn Kilo. „Sie sind ungefähr so groß wie eine Katze, eher etwas größer“, sagt Marcus Henke von der Landesjägerschaft Bremen.

Information zum Thema
Zur Person

Marcus Henke

Bild: Landesjägerschaft Bremen e. V.

Marcus Henke ist seit 2023 Präsident der Landesjägerschaft Bremen und Mitglied im Präsidium des Deutschen Jagdverbandes. Seit 2014 leitet Henke das Prädatorenmanagement zum Schutz seltener Wiesenvogelarten auf den Schutzgebietsflächen des Bremer Blocklandes.

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Besonders gut lassen sich Nutrias, Biber und Bisam am Hinterteil unterscheiden: Als rund und leicht behaart beschreibt Henke den Schwanz der Nutrias. Biber hingegen haben einen großen, flachen, kellenartigen Schwanz. Der Bisam hat einen seitlich abgeflachten, fast unbehaarten Schwanz.

Wo kommen die Tiere ursprünglich her?

Einst wurden die Nutrias aus Südamerika nach Europa zur Pelzgewinnung gebracht. Laut dem Deutschen Jagdverband wurden die Tiere in Deutschland erstmalig 1867 zur Farmhaltung eingeführt. 1933 wurden zum ersten Mal frei lebende Nutrias nachgewiesen. Mittlerweile sind die Nager nahezu deutschlandweit etabliert.

Warum werden Nutrias gejagt?

Nutrias werden mittlerweile auf EU-Ebene als invasive Art gelistet. Die Tiere werden gejagt, um erhebliche wasserwirtschaftliche und landwirtschaftliche Schäden abzuwenden und um heimische Pflanzen und Tiere zu schützen. Nutrias haben hier keine natürlichen Feinde und sind sehr vermehrungsfreudig. Zwei bis drei Würfe mit fünf Jungtieren pro Jahr sind der Durchschnitt. Henke rechnet vor: „Das exponentielle Wachstum ist enorm. Theoretisch, wenn alle Nachkommen überleben, können durch ein Paar und deren Nachwuchs innerhalb von drei Jahren 16.000 Tiere gezeugt werden.“

3 Nutrias sitzen im Gras

Die Tragezeit bei Nutrias beträgt 131 Tage.

Bild: Landesjägerschaft Bremen

Welche Schäden können die Tiere anrichten?

Die „Sumpfbiber“ leben in Kolonien meist in Ufernähe und graben dort ihre Erdhöhlen aus. Um einen solchen Bau anzulegen, befördern sie ungefähr einen Kubikmeter Erde. Das verschlammt die Gewässer. Was erstmal wenig dramatisch klingt, hat enorme Auswirkungen. Der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere, etwa bestimmter Muschelarten, wird stark beeinträchtigt beziehungsweise zerstört. Die Nager fressen zudem Röhrichtpflanzen, die als Nistplätze für Vögel und Schutzzonen für Fische und Amphibien dienen. Auch im Blockland sei der Bestand der Röhrichtpflanzen bereits stark zurückgegangen, sagt Marcus Henke.

Wie gefährden die Tiere den Hochwasserschutz?

„Jeder Nutriabau im Deich ist ein potentieller Deichbruch“, sagt Marcus Henke. Da die Tiere die Uferbereiche und auch Deiche beschädigen, erhöht sich auch das Risiko für Hochwasserschäden. Zudem wird die Durchlaufkapazität der Fleete beeinträchtigt. Diese Gräben sind wichtiger Bestandteil der Entwässerungssysteme.

Ein umgekipptes Erntefahrzeug im Bremer Blockland

Für den Fahrer war der Nutriabau nicht zu erkennen.

Bild: Landesjägerschaft Bremen

Die Nutriabauten können auch zu Unfällen führen. Kürzlich kippte im Bremer Blockland ein Erntefahrzeug um, da Nutrias an dieser Stelle die Ufer unterhöhlt hatten.

Wie viele Tiere wurden in den vergangenen Jahren in Bremen erlegt?

Richard Onnesseit, Stadtjägermeister Bremen, berichtet, dass die Zahlen der invasiven Nutrias weiter steigen. Zwischen dem 1. April 2024 und dem 31. März 2025 wurden rund 3.500 Tiere in Bremen erlegt. Im Jahr davor waren es circa 2.500 Tiere. Auch in Niedersachsen steigen die Zahlen. Zwischen April 2023 und Ende März 2024 wurden laut Umweltministerium knapp 45.000 Nutrias erlegt, ein Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Eine ausgewachsene Nutria (Myocastor coypus) schwimmt in einem kleinem Wasserlauf und zeigt seine auffallend orangen Zähne

Besonders auffällig ragen bei Nutrias die orangenen Zähne durch die gespaltenen Oberlippen hervor.

Bild: dpa | Wolfram Steinberg

Woran sind die Tiere zu erkennen und was ist zu tun, wenn man eins sieht?

Die Tiere bevorzugen Gewässer mit Schilfsäumen oder Fließgewässer mit angrenzenden Wiesen und Äckern. Wer hier also ein etwa katzengroßes Nagetier trifft, sollte genauer hinschauen. Besonders auffällig sind die orangenen Zähne der Nutria, die sich durch Eiseneinlagerungen verfärben. Auch der weiße Haarkranz um die Nase und der runde Schwanz sind charakteristisch. Wer Nutrias sichtet, kann es per Mail an info@lj-bremen.de der Landesjägerschaft Bremen melden. So könne schnell erkannt werden, wo sich Nutrias angesiedelt haben und die weitere Verbreitung verhindert werden, sagt Jäger Henke.

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 30. Mai 2025, 19.30 Uhr