Der elektronische Personalausweis war nur der Anfang. Der neue Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) kündigte jetzt die Einführung einer digitalen Brieftasche an. Darin sollen freiwillig, kostenlos und sicher verschlüsselt für den Alltag notwendige Schriftstücke und Dokumente gespeichert werden können.
Personalausweis, Führerschein oder Versichertenkarte oder Zeugnisse müssen so nicht mehr physisch mitgeführt werden. Es reicht, den digitalen Zwilling auf dem Smartphone zu haben – ähnlich, wie es ja jetzt schon bei Eintrittskarten oder Fahrttickets gehandhabt wird. Auch rechtssichere Unterschriften sollen möglich sein. Grundlage ist eine Verordnung der Europäischen Union, die in allen 27 Mitgliedstaaten die Umsetzung der digitalen Brieftasche bis 2027 vorsieht. So soll es auch in Deutschland sein.
„Überfällig“
Als „überfällig“ bezeichnet Benjamin Adjei, digitalpolitischer Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag, die digitale Brieftasche. Diese müsse allerdings europaweit zu benutzen sein und benutzerfreundlich sowie datenschutzkonform funktionieren. Er erinnert an die Einführung des elektronischen Personalausweises, dessen mangelnde Akzeptanz aus seiner Sicht von der schwierigen Bedienung und den nur wenigen Anwendungsmöglichkeiten herrührt.
Tatsächlich hat nur etwa ein Fünftel aller Bürgerinnen und Bürger schon einmal eine der Funktionen genutzt – etwa zum Nachweis der Identität bei Banken.
Ganz andere Probleme sehen Datenschutzexperten, die sich die Vorgaben der EU genau angesehen haben: In einem offenen Brief warnten sie schon 2024 vor einer veralteten Verschlüsselung der sensiblen Daten und unzureichenden Datenschutzanforderungen. (Thorsten Stark)