Berlin. Vor dem großen Umzug waren die Kinder dran: Am Sonnabend zogen Groß und Klein in bunter Vielfalt zum Görlitzer Park. Mit einer ernsten Botschaft.
Kleine Dinosaurier, exotische Vögel und legendäre Superhelden – wenn sie alle und viele mehr sich in Kreuzberg zusammenfinden, ist wieder Kinderkarneval der Kulturen. Zum 29. Mal hat der von der Kreuzberger Musikalischen Aktion (KMA) organisierte Spaß für Groß und Klein am Sonnabend stattgefunden. Los ging es am Mittag, wie jedes Jahr, mit dem Kostümumzug, dessen Start am Mariannenplatz sich wegen unterbrochenen Bahn- und Busverkehrs um eine halbe Stunde verzögerte. Alle sollten die Chance haben anzukommen.
Wechselhaftes Wetter bei angenehmen Temperaturen begleitete das Event unter dem Motto „Sei dabei, Papagei“. Jedes Jahr wird ein Mottotier gewählt, dessen Art bedroht ist. Von politischer Relevanz: Die Kürzungen des Senats im Jugend- und Bildungsbereich. „Wenn ihr da kürzt, ist das sehr kurzsichtig gedacht“, sprach Lina von der KMA auf dem Frontwagen mit großem Papp-Papagei ins Megafon. „Wir brauchen Jugendzentren, Sozialarbeiter, Förderung. Einmal ein ganz lautes Buh“. Die Zuhörer kamen dem nach. Der 13-jährige Efe erklärte danach, wieso Jugendarbeit so wichtig ist. Sein Jugendzentrum sei ein „Ort, an dem man sich wohlfühlt, auch wenn es draußen gerade schwer ist“. Lauter Applaus.
Rund 2000 Teilnehmer zählte die Polizei am Sonnabend während des Kinderkarneval-Umzugs durch Kreuzberg. Motto: „Sei dabei, Papagei“.
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Kinderkarneval in Kreuzberg: „Einzige Möglichkeit im Jahr“
Um 12.30 Uhr schließlich setzte sich der Zug mit Musik und einem halben Dutzend Wagen und Gruppen, darunter die AWO-Jugend, die Capoeira Akademie Berlin und bolivianische Kinder in traditionell-prachtvollen Kostümen in Bewegung. Gemeinsam mit vielen Mitläufern und den ersten Regentropfen, die sich schnell mit der Sonne abwechselten. Die Polizei zählte rund 2000 Teilnehmer. Es ging über die Oranienstraße zum Görlitzer Park, wo ein großes Kinderfest mit Mitmachaktionen, Kinderschminken, Hüpfburgen, Karussells und Ständen wartete.
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Die kleine Leanna, verkleidet als prächtiger Schmetterling, war mit ihren Eltern hier. „Es ist so schön für das Kind, sich zu verkleiden“, sagte die Mutter. Sie waren letztes Jahr schon hier, auch das sei toll gewesen. Edwine ist mit ihren drei Kindern hier, sie sind drei, sechs und acht. „Es ist die einzige Möglichkeit im Jahr für sie, bei einem Umzug mitzulaufen“, erklärte die Mama. „Und ich habe die Chance, etwas Buntes zu tragen – normalerweise ist man in Kreuzberg ja Schwarz und Grau.“
Sportler der Capoeira Akademie Berlin präsentierten ihre grazile Kampfkunst.
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Nach einer Stunde geht der Spaß im Görlitzer Park weiter
Mutter Johanna und ihr Sohn Lorenz sind aus Österreich zu Besuch. Als es regnete, stellten sie sich am Straßenrand unter. Das Kleinkind zeigte fröhlich sein Ganzkörperkostüm, ein Papagei. Stolz krempelte Lorenz die Ärmel hoch, deutete auf seine Kinder-Tattoos: ein Piratenschiff und eine Piratenflagge. Patrick trug seine vierjährige Tochter Leonie Huckepack. Die achtjährige Marie lief weiter vorne. Sie waren mit Leonies Kita-Gruppe da, die einen eigenen kleinen Wagen hatte. „Sie ist etwas erschöpft, aber es macht Spaß“, so der Berliner Papa.
Um 13.40 Uhr kam der Umzug schließlich am Görlitzer Park an, das Kinderfest bereits in vollem Gange. Marion und Silvi aus Friedrichshain standen mit ihren drei Kindern, die knallblaues Eis essen, vor dem Parkeingang, alle bunt verkleidet. Wie war der Umzug? Zwei der Kleinen streckten ohne zu zögern ihre Daumen hoch in die Luft. Und das Eis? Nochmal: die glücklichen Daumen. Weiter ging es ins trubelige Kinderparadies. Nur die Schlangen, die sind ziemlich lang, fand Silvi.
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Am Sonntag geht der Karneval der Kulturen 2025 dann in die nächste Runde – mit dem großen Umzug. Umrahmt wird das Programm vom Straßenfest am Blücherplatz, das Freitag begann und Montagabend enden wird.