Aus allen Himmelsrichtungen strömen die Fans in die weitläufigen Außenbereiche des Stadions in Fröttmaning, vor dem Finale der Nations League zwischen Spanien und Portugal. Es liegt der Geruch von Bratwurst und Bier sowie Vorfreude in der Luft. Besonders das kürzlich eingeweihte Franz-Beckenbauer-Denkmal erfreut sich großer Beliebtheit als Fotomotiv.
Vereinzelt finden sich auch Fans in deutscher Fankluft, die offenbar Tickets in der Hoffnung erworben hatten, Deutschland würde das Finale erreichen. Einer von ihnen ist Lukas aus München. Er drückt heute Spanien die Daumen, weil er den Portugiesen die Halbfinalniederlage noch nicht verziehen hat. Warum er trotz der deutschen Niederlage zum Finale gekommen ist? „Fußball ist Fußball“, begründet er es pragmatisch.
Hype um Cristiano Ronaldo
Die meisten anwesenden Portugal-Fans kennen die Underdog-Rolle der eigenen Mannschaft an. Anders sieht das Portugal-Fan David, der auf einen Sieg seiner Mannschaft nach Verlängerung tippt: „Ich bin richtig heiß auf das Spiel, freue mich vor allem Ronaldo im Stadion zu sehen. Ich bin hauptsächlich Portugal-Fan wegen Ronaldo, verfolge seine Karriere seit 15 Jahren“, sagt er.
Das Trikot des portugiesischen Superstars, der im Halbfinale gegen Deutschland im stolzen Alter von 40 Jahren den Siegtreffer erzielte, scheint noch immer ein echter Verkaufsschlager zu sein. So findet sich kaum ein portugiesischer Fan vor dem Stadion, der sein Trikot nicht mit dem Namen des fünfmaligen Weltfußballers hat beflocken lassen. Die Portugiesen hoffen, dass Cristiano Ronaldo heute Abend noch einmal glänzt. Vielleicht zum letzten Mal in einem großen Endspiel?
Friedliche Stimmung vor dem Finale
Auf der anderen Seite des Fan-Radius: Tausende Spanier, einige mit Fahnen und Trommeln, friedlich, aber lautstark. Besonders ein Name ist hier in aller Munde: Lamine Yamal. Der 17-jährige Wirbelwind wird von den Anhängern gefeiert wie ein Volksheld.
Die Polizei zeigt sich präsent, aber zurückhaltend. Rund um den U-Bahnhof Fröttmaning patrouillieren Einsatzkräfte auf Pferden, eine Drohne beobachtet das Geschehen aus der Luft. Die Stimmung: friedlich.
Ronaldo-Hype in München
Den Tag über herrschte vor dem Hotel der portugiesischen Nationalmannschaft in der Münchner Leopoldstraße Belagerungszustand. Hunderte Fußballfans versammelten sich dort auf der Jagd nach Selfies und Autogrammen. Ein Cristiano Ronaldo ist eben nicht jeden Tag in der Stadt.
Die angereisten Fans der spanischen Nationalmannschaft trafen sich am Nachmittag am Marienplatz, um sich dort unter lauten „Y Viva-España“ auf das Finale einzustimmen. Im Gegensatz zum Champions-League-Finale vor rund einer Woche, als sich Fans von Paris St. Germain und Inter Mailand bei der Anreise zum Stadion körperliche Ausschreitungen in verschiedenen U-Bahnhöfen leisteten, blieb diesmal offenbar alles ruhig.
Diesmal kein Ausnahmezustand
Verglichen mit dem Champions-League-Finale, bei dem in der Landeshauptstadt Ausnahmezustand herrschte, hält sich die Euphorie in der Stadt bezüglich des Endspiels der UEFA Nations League eher in Grenzen – nicht nur wegen des wechselhaften Wetters, sondern auch wegen des fehlenden Fan-Festes.
Tatsächlich war lange nicht klar, ob München überhaupt als Austragungsort für die Finalrunde infrage kommt. Ursprünglich hatte die Stadt nur wenig Interesse an einer Bewerbung – vor allem wegen der angespannten Haushaltslage und der organisatorischen Belastung durch das Champions-League-Finale vergangene Woche.
Keine Extra-Kosten für München durch Nations League
Den Ausschlag gab schließlich eine Kompromisslösung, die Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf den Weg brachte: Auf das Fan-Fest wird verzichtet, stattdessen übernehmen der Deutsche Fußball-Bund und die Betreiber der Arena den Großteil der organisatorischen Verantwortung – etwa für Sicherheit, Logistik und Infrastruktur. Damit entstehen der Stadt keine zusätzlichen Kosten.
Wer schnappt sich den Titel?
Europameister Spanien geht als Favorit in das iberische Finale gegen Portugal. Nach dem Nations-League-Triumph 2023 und dem Gewinn der Europameisterschaft 2024 könnte sich „La Furia Roja“ den dritten Titel in kurzer Zeit sichern und damit ihre Vorherrschaft im europäischen Fußball zementieren.