Es sollte eine rauschende Abschiedsparty für Patrick Wiencek werden. Der 36-jährige Kreisläufer des THW Kiel bestritt am Sonntagnachmittag gegen den ThSV Eisenach sein 497. und letztes Bundesligaspiel. Wiencek beendet seine eindrucksvolle Karriere und wechselt auf die Geschäftsstelle des THW.

Doch nach einer ausschweifenden Feier war nach dem schwer erkämpften 36:35 (20:15)-Sieg über die Thüringer am 34. und letzten Spieltag niemanden so richtig zumute. Nicht Wiencek. Nicht den Spielern des THW Kiel. Nicht Trainer Filip Jicha. Und auch nicht den 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Wunderino Arena.

Alle waren mit ihren Gedanken irgendwie noch in der 19. Minute des Spiels.

Pekeler sackt ohne Einwirkung eines Gegenspielers zu Boden

Nachdem Hendrik Pekeler einen Pass der Gäste abgefangen hatte, wollte der Kieler Abwehrboss zum Gegenstoß starten. Doch bereits nach seinem ersten Schritt sackte Pekeler ohne Einwirkung eines Gegenspielers zu Boden.

Der 34-Jährige fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an seine linke Achillessehne. Anschließend schlug er mit der Faust auf den Boden und Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak („Das war ein Schock für uns alle.“) die Hände über den Kopf zusammen.

Es dürfte sich wohl um eine schwerwiegendere Verletzung Pekelers handeln, auch wenn die offizielle Bestätigung zunächst noch ausblieb.

Der verletzte Hendrik Pekeler (THW Kiel) wird von Torhüter Tomas Mrkva und Physiotherapeut Julian Poltrock vom Feld geführt.
Foto: Marcel von Fehrn

Der verletzte Hendrik Pekeler (THW Kiel) wird von Torhüter Tomas Mrkva und Physiotherapeut Julian Poltrock vom Feld geführt.Icon MaximizeIcon Lightbox Maximize

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Nach kurzer Behandlungspause wurde „Peke“ gestützt von Torhüter Tomas Mrkva und Physiotherapeut Julian Poltrock vom Feld geführt und direkt ins Krankenhaus zur Untersuchung gefahren.

Bereits 2022 hatte der Kieler einen Riss der Achillessehne im rechten Fuß erlitten.

„Das ist brutal. Mir tut es für Hendrik leid. Er ist erfahren und weiß Bescheid. Das ist einer der traurigsten letzten Spieltage. Für beide Teams ging es um nichts mehr. Das Ergebnis heute ist zweitrangig“, sagte Jicha, dem der Schrecken auch nach Spielschluss noch anzusehen war.

Verschiebt Wiencek seinen Ruhestand?

Ob Wienek angesichts der Pekeler-Verletzung seinen Ruhestand und das für den 25. Juli angedachte offizielle Abschiedsspiel noch einmal verschiebt? Denkbar, denn mit Petter Överby und Neuzugang Veron Nacinovic (kommt von Montpellier HB) verfügt der THW in der kommenden Saison nur über zwei Kreisläufer, sollte Pekeler langfristig ausfallen.

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi wird diese Option in den kommenden Tagen sicherlich in Gedanken durchspielen. „Das ist vielleicht das Naheliegendste, aber wir sollten jetzt erst einmal die Diagnose und die Ausfallzeit abwarten und dann müssen wir uns sammeln. Es gilt jetzt darum, keine schnelle Lösung zu finden, sondern die bestmögliche“, sagte Szilagyi nach dem Spiel.

Auch Wiencek äußerte sich zu einer möglichen Verlängerung seiner Karriere zurückhaltend: „Wie es weitergeht? Keine Ahnung. Im Moment fühle ich mich als Handballrentner. Ich bin mittlerweile 36 Jahre alt, da gibt es jetzt auch andere Aufgaben für mich. Bei Hendrik hoffe ich, dass es nicht so schlimm ist. Man vermutet natürlich das Schlimmste, aber ich hoffe, es wird nicht so schlimm. Trotzdem habe ich jetzt andere Gedanken.“

„Im Moment fühle ich mich als Handballrentner. Ich bin mittlerweile 36 Jahre alt, da gibt es jetzt auch andere Aufgaben für mich.“

Patrick Wiencek

Scheidender Kreisläufer des THW Kiel

Wiencek erzielt sein 1000. Bundesliga-Tor für den THW

Sportlich würde Wiencek dem Team allerdings weiterhelfen. Auch gegen Eisenach bewies der Routinier seinen Wert für die Mannschaft, rackerte in der Abwehr und erzielte sechs Treffer.

Sein sechster und letzter war dabei ein ganz besonderer. Mit dem 35:33 100 Sekunden vor dem Abpfiff der Partie hatte Wiencek exakt die 1000 Tore in der Bundesliga für den THW voll gemacht. Er ist damit erst das neunte „Zebra“, der vierstellig in den Punktspielen getroffen hat.

Hat 1000 Bundesligatore für den THW Kiel erzielt: Patrick Wiencek.
Foto: Marcel von Fehrn

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Das wussten auch die Gäste zu würdigen. Eisenachs Trainer Misha Kaufmann nahm daraufhin eine Auszeit, so dass sich Wiencek den verdienten Applaus der Fans abholen konnte.

Tomas Mrkva (links, mit Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak) verlässt den THW nach drei Jahren Richtung DHfK Leipzig.
Foto: Marcel von Fehrn

Tomas Mrkva (links, mit Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak) verlässt den THW nach drei Jahren Richtung DHfK Leipzig.Icon MaximizeIcon Lightbox Maximize

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Kurze Zeit später stand der 159-malige Nationalspieler erneut im Rampenlicht. Nachdem Linus Kutz (VfL Eintracht Hagen), Henri Pabst (TuS N-Lübbecke) und Tomas Mrkva (DHfK Leipzig) offiziell verabschiedet worden waren, wandte sich Wiencek ein letztes Mal als Profi des THW an die Fans und bedankte sich für die große Unterstützung in den vergangenen 13 Jahren, in denen er das „Zebra“-Trikot getragen hatte: „Immer, wenn ich in diese Halle eingelaufen bin, habe ich eine Gänsehaut bekommen. Das werde ich nie vergessen.“

Aber vielleicht läuft Wiencek in der kommenden Saison ja doch noch mal in die Halle ein. Nach der Pekeler-Verletzung ist es nicht unmöglich.

Mehr Informationen:

THW Kiel – ThSV Eisenach 36:35 (20:15)größer alsGrößer als Zeichen

THW Kiel: Mrkva (1.-39., 8/1 Paraden), Wolff (39.-60, 7 Paraden) – Duvnjak (4), Landin (3), Överby (1), Wiencek (6), Pabst, Johansson (6), Dahmke (1), Zerbe, Kutz (n..), Madsen (8), Bilyk, Pekeler (1), á Skipagötu (3), Imre (3/1)

ThSV Eisenach: Spikic (1.-13., 0 Paraden), Heinevetter (13.-60, 9 Paraden) – Vistorop (2), Reichmuth (3), Hangstein (1), Attenhofer (6), Walz (1), Mengon (8), Grgic (9/2), Meyer, Maric (n.e.), Donker (4), Kurch, Snajder (1), Saul

Schiedsrichter: Blümel/Loppaschewski

Zuschauer: 10.285 (ausverkauft)

Siebenmeter: 1/1:3/2

Zeitstrafen: 1:5