Eigentlich wollten Fans das Buch von Veysel Önder gleich kaufen und es von der Legende der Berliner Graffiti-Szene signieren lassen. Doch war die Autobiografie noch nicht gedruckt. Dafür erhielten Besucher des FritzArt-Festivals in Stavenhagen exklusive Einblicke in das Buch und sollen jetzt sogar im Nachwort Teil des Werkes werden.

Zusammen mit Co-Autor Geschichte aufgeschrieben

Wer sprüht, kennt den Namen Amok 156, unter dem Önder unangefochten der „King“ des Graffiti geworden ist. Bis heute ist er für viele ein Idol. Entsprechend voll war zur Buchpremiere auch die Stadtbibliothek. Während Co-Autor Johannes, mit dem er zusammen sein Leben aufgeschrieben hat, die Kapitel vom Anfang und Ende des Buches auf dem Laptop vorlas, kommentierte Amok die Texte. „Ich finde es seltsam, eigene Geschichten zu lesen“, entschuldigte er sich dafür fast und erzählte lieber aus seinem Leben und beantwortete Fragen.

Dass er ausgerechnet in Stavenhagen seine Autobiografie vorstellte, war eher einem glücklichen Zufall zu verdanken. Toralf Zoldan habe ihn in Rostock entdeckt. „Er hat mich im Fahrstuhl angesprochen und gefragt: bist du Amok? Er hat mich erkannt.“ So sei die Verbindung zum künstlerischen Leiter der FritzArt entstanden. Dieser meinte, dass die Vorstellung seiner Autobiografie nicht besser als zu diesem Festival passen würde, so Amok. Dort erzählte er, wie er als kleiner Junge 1982 mit seinem Bruder von der Türkei nach Westberlin kam, mit der Familie dem Vater nach Deutschland gefolgt war und wie schwer es war, sich in der Großstadt und fremder Sprache zurechtzufinden.

Film über Hip-Hop-Szene war Schlüssel für seine Kunst

Er berichtete von den Anfängen der Hip-Hop-Szene und warum der Film „Wildstyle“, der als deutsche Uraufführung im April 1983 im ZDF ausgestrahlt worden war, der Schlüssel für seinen Werdegang war. Dieser Film, der als bedeutendster Film über die Hip-Hop-Szene gilt, sei für ihn ein Kulturschock gewesen und habe ihn in seinem kreativen Schaffen beeinflusst. Das Graffiti Buch mit dem Titel „Subway Art“ habe dann den Grundstein für seine Leidenschaft für das Style Writing gelegt. Er sprühte seine Bilder auf Flächen vor allem in Kreuzberg und auf der Berliner Mauer.

Seine Bilder kannte jeder, aber die wenigsten hatten ein Gesicht dazu.  Erst als er nach dem Tod seines Vaters aufhörte zu sprühen, zeigte er sich als Veysel Önder. Drei Jahre haben sich er und sein Co-Autor getroffen, um seine Lebensgeschichte aufzuschreiben – aus seiner Sicht und aus der seiner Weggefährten. „Wir haben auch intensiv gestritten, über das deutsch-türkische Verhältnis“, verriet Johannes. Hätten sich ständig mit Vorurteilen konfrontiert.

Amok sagte von sich, dass Graffiti sein Leben gerettet hat. Das Buch ist fertig. Gegenwärtig sprechen die Autoren mit verschiedenen Verlagen für den Druck. Auf jeden Fall werde es nächstes Jahr erscheinen, versprach er.